Uschi Renziehausen: Auf Nimmerwiedersehen?

Beitrag lesen

Hallo Michael,

fragt sich, ob 'die Nachwelt' genauso denkt.

Diese Fragestellung hat einen deutlichen Mangel. Niemand kann beantowrten, ob 'die Nachwelt' genauso Ãber die RezeptionswÃrdigkeit eines Kulturguts denkt. Denn das Denken in der Welt Ãndert sich in der Zukunft ja genauso, wie es sich in der Vergangenheit immer wieder geÃndert hat.
Ich nenne als prominentes Beispiel mal das zweite Buch von Aristoteles' Poetik. Nachdem es Ãber Jahrhunderte erst auf Papyrus und dann auf Pergament Ãberlebt hatte, erschien es irgendwann unserer 'Vorwelt' als nicht mehr rezeptionswÃrdig, und so ging der Text verloren. Heute wÃrde meine Zunft (Klassische Philologie) einiges dafÃr geben, ihn lesen zu kÃnnen.
Nun war Aristoteles schon zu Lebzeiten ein prominenter Mann, der es zumindest geschafft hat, seine Gegenwart vom Wert seiner Werke zu Ãberzeugen. Dort nÃmlich fÃngt der Ãberlieferungsstran an. Nun scheint Uwe seine Zweifel daran zu haben, Ãhnliches zu erreichen. Aber wenn seine Werke gleichzeitig mit ihm verfallen, dann hat die Nachwelt jedenfalls von vornherein keine Chance mehr, sich ein Urteil zu bilden, und es ist fÃr alle Zeit aus mit "monumentum exegi aere perennius".
Was meinst du, wie vielen in ihrer Zeit eher unbedeutenden KÃnstlern wir heute posthum Aufmerksamkeit zukommen lassen? Insofern ist es keineswegs von vornherein irrelevant, ob eine Information eine Ãberlebenschance bekommt oder nicht.

Liebe GrÃÃe, Uschi