Hi Hans-Peter,
Die Methode der Web-Aktivisten besteht eigentlich
nicht darin, eine bestimmte Technik komplett zu
verstehen um sie dann mehr oder weniger mathematisch
korrekt anzuwenden. Es ist in der Regel vielmehr so,
dass man sich in ein Thema soweit "einsumpft" dass
man die gestellte Aufgabe lösen kann.
die Methode der Informatiker besteht dagegen darin, zu lernen, wie die Grundlagen der Datenverarbeitung funktionieren, und wie man möglichst schnell deren Umsetzung in einer konkreten Sprache, einem konkreten Produkt usw. wiederfindet.
Wenn Du die Semantik der Datenverarbeitung verstanden hast (und _die_ kann man sehr wohl systematisch lernen und mathematisch anwenden!), dann ist es Dir relativ egal, wie die entsprechenden Befehle in der jeweiligen Programmiersprache lauten: Wenn Du ständig in derselben Sprache arbeitest, dann lernst Du sie automatisch auswendig - wenn nicht, dann wendest Du Dein erlerntes Wissen über das systematische Lesen von Dokumentationen, das systematische Suchen von Quellen, das systematische Anwenden von Testverfahren (Debugging) usw. an.
Mit dem Wissen über die Natur der Problematik erkennst Du Konzepte auch in neuem Gewand wieder und ordnest sie nach ihrer Semantik ein - aus diesem Blickwinkel geht das Lernen einer neuen Sprache schnell, weil Du vor dem Lesen der ersten Syntaxzeile _weißt_, was die Sprache _mindestens_ können muß. Der Sprachkern ist in diesem Falle niemals eine Überraschung - lediglich Besonderheiten einer Sprache muß man neu dazu lernen.
Als ich von C auf Perl umgestiegen bin, mußte ich die Natur regular expressions (ein 4GL-Element in einer 3GL-Sprache) wirklich neu lernen und durfte mich über das wunderhübsche Konstrukt des Hash freuen, das ich in meinen bisherigen Sprachen vermißt habe (dafür vermisse ich in Perl einige Sprachelemente von PASCAL ...) - der Rest war die effiziente Anwendung meiner im Büro installierten Suchmaschine über die Perl-Dokumentation. Das war's dann aber auch.
"Try and error" ist bei weitem nicht die effizienteste Methode.
Ab einem gewissen Grad ist "Wissen" eher hinderlich,
weil die Aneignung des Wissens so viel Zeit und
Energie verschlingt, dass für die effektive
Anwendung des Wissens nichts mehr übrig bleibt.
Wissen ist niemals hinderlich.
Das Preis/Leistungs-Verhältnis für den Erwerb weiteren Wissens hängt natürlich davon ab, wie oft Du dieses Wissen anschließend einsetzen wirst.
Aber sobald Du das Wissen erworben hast, ist es einfach da. (Es zerfällt natürlich ohne Pflege - aber auch das ist dann Deine wirtschaftliche Entscheidung.)
Lerne das, was Du unbedingt in den nächsten Monaten
brauchst, in einer ferneren Zukunft wird Dir Dein
heutiges Wissen nichts mehr nützen.
Das Grundlagenwissen, das ich vor 20 Jahren über Formale Sprachen und Automaten, Komplexitätstheorie, Datenbanken, Compilerbau, Such- und Sortierverfahren, Codierungstheorie, Adreßraum- und Prozeßwechselkonzepte sowie von-Neumann-Rechner und maschinennahe Programmierung gelernt habe, gilt alles noch heute unverändert; lediglich die Erkenntnisse aus den Hardwarenahen Bereichen (Mikroprozessoren, Graphische Datenverarbeitung) sind praktisch nutzlos geworden, und die damals gelernten Programmiersprachen (ausgenommen SQL, das schon damals gelehrt wurde) sind nicht mehr sonderlich in Mode (dafür aber sehr ähnliche: 3GL == 3GL).
Wesentliche Grundlagen der Mathematik gelten seit Jahrhunderten!
Deine Darstellung verallgemeinert an dieser Stelle unangemessen stark.
"Wissen" hat in der IT-Branche eine Halbwertszeit
von vielleicht 2 oder 3 Jahre.
Du verwechselst "die IT-Branche" mit der Oberfläche der Web-Präsentation, und dort wiederum mit den hipsten Trends. Aber selbst HTML ist keineswegs überflüssig geworden. Und der geltende Standard von HTML 4.01 ist beispielsweise _deutlich_ älter als 2-3 Jahre, und der von HTTP ebenfalls. Ein Standard, der weniger als 2-3 Jahre alt ist, hat in der IT-Branche üblicherweise gar keine nennenswerte Verbreitung.
UNIX, relationale Datenbanken, Client-Server-Programmierung, das alles sind Konzepte aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrtausends. Und das sind die Grundlagen der heutigen IT-Welt.
Deine Suche nach einer Step-By-Step Anleitung setzt
voraus, dass es in der Web-Technik einen ersten
Schritt gibt, dem eine (kleine) definierte Anzahl
potentieller zweiter Schritte folgen. Das ist nicht
so.
Full ACK.
index.html ist üblich, aber nicht obligatorisch.
Genau. Einen Namen an dieser Stelle lernen zu wollen, heißt lediglich, nicht das Konzept begriffen zu haben, warum es dafür gar keinen Namen geben _kann_.
Viele Grüße
Michael