Phänomene im Internet
emu
- sonstiges
Hallo!
Ich suche ein (möglichst deutschsprachiges) Wort, mit dem man Phänomene wie
aber auch in weiterer Folge
und ähnliches zusammenfassen kann. Möglich wären vielleicht Kult, Hype, Trend oder Phänomen, diese Wörter gefallen mir aber nicht und sind auch nicht präzise genug. Internet-Folklore wäre wahrscheinlich zu allgemein gefasst.
Vielleicht gibt es schon einen passenden Begriff oder jemand denk sich schnell einen zusammen? :-)
emu
[...]
wie wäre es mit "Hirnkraut", "Hirnwindung" oder
"totaldigitalegal" ?
Gruß
ZAB
Hi,
Vielleicht gibt es schon einen passenden Begriff oder jemand denk sich schnell einen zusammen? :-)
"Urban legends" nennt man sowas. :-)
Grüße,
Besim
Hallo!
"Urban legends" nennt man sowas.
Eine urban legend ist etwas anderes, nämlich eine Geschichte, die unkritisch weitererzählt wird, obwohl sie nicht wahr ist. Klassische Beispiele sind »Alligatoren im Kanalsystem« oder »Skorpion zwischen den Bananen«. Das trifft auf keine meiner Beispiele zu, höchstens auf die Bielefeld-Geschichte, bei der aber ohnehin klar ist, dass es reine Satire ist.
emu
[...]
Hallo,
Das trifft auf keine meiner Beispiele zu, höchstens auf die Bielefeld-Geschichte, bei der aber ohnehin klar ist, dass es reine Satire ist.
Das erzählen SIE!
Gruß,
Henning
Hi!
Eine urban legend ist etwas anderes, nämlich eine Geschichte, die unkritisch weitererzählt wird, obwohl sie nicht wahr ist. Klassische Beispiele sind »Alligatoren im Kanalsystem« oder »Skorpion zwischen den Bananen«.
Du hast "The Beach" vergessen. :)
VG Simon
Ich suche ein (möglichst deutschsprachiges) Wort, mit dem man Phänomene wie
- Bielefeld
- Mahir
- All Your Base
- Tourist Guy
aber auch in weiterer Folge
- schnitzelmitkartoffelsalat
- Kimble
- Merkbefreiung
- [tm]
Du hast Nu-/Grunge- und Trendwhoredesign vergessen.
Hallo emu,
ein wirklich griffiger Ausdruck fällt mir auch nicht ein, sollte aber eventuell in der Linguistik oder Soziologie zu finden sein.
Die Beispiele, die Du nennst, sind doch eigentlich alles Spezialausdrücke, die nur einer bestimmten Gruppe in dieser Bedeutung verständlich sind. In Deinen Beispielen allen, die sich viel (oder zuviel) im Internet aufhalten, oder Untergruppen. Sie sind also ein kommunikatives Signal, daß die Kommunikation nur für eine bestimmte Gruppe gedacht ist, der man angehört - "All Your Bases" soll eine Zugehörigkeit zur sozialen Gruppe der "Hacker" signalisieren, und ermöglicht einen direkten kommunikativen Anschluß auch nur denen, die den Code der Gruppe kennen. Oder "Jehova" hier im Forum - damit signalisiert man nicht-Gruppenzugehörigen erstmal garnichts - weil sie es nicht verstehen. Man signalisiert extern nur die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die es versteht.
Wie wäre es mit "Gruppendefinierende Codes" o.ä.? (Aber wie gesagt, ich denke es gibt in der Linguistik sicher einen Ausdruck für sowas, das ist ja ein ähnliches Phänomen wie Jugendsprache, z.B. "phett", und die sollte recht gut wissenschaftlich untersucht sein).
Viele Grüße
Stephan
Moin!
"All Your Bases" soll eine Zugehörigkeit zur sozialen Gruppe der "Hacker" signalisieren, und ermöglicht einen direkten kommunikativen Anschluß auch nur denen, die den Code der Gruppe kennen.
<cite>Does anyone here sp34k l33t?</cite>
;)
- Sven Rautenberg
Hallo Sven,
<cite>Does anyone here sp34k l33t?</cite>
Mmh, guter Punkt, natürlich sind "Code" und "Anschluß" auch nur innerhalb einer bestimmten Gruppe verständlich. Ich würde auch soweit gehen, daß viele "Fachausdrücke", insbesondere aus dem Marketingbereich, eigentlich in die gleiche Kategorie wie "All you Bases" fallen. Macht das ganze ein bißchen schwierig, aber ich würde schon gerne wissenschaftliche Spezialausdrücke ("Code" und "Anschluß" stammen aus der Soziologie) von sowas wie "Mahir" unterscheiden.
Wie wäre es also damit:
"Gruppendefinierende Codes" zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Entschlüsselung für nicht-Verständige nicht erleichtert werden kann, ohne ihre Bedeutung aufzugeben. Ich kann Dir für "Code" und "Anschluß" Erläuterungen bzw. Verweise geben, ohne daß es die Intention der Kommunikation stört.
"sp34k l33t" gleichzeitig mit der Übersetzungsanleitung in Normalsprache zu schreiben, wäre dagegen irgendwie sinnlos, oder?
;-)
Viele Grüße
Stephan
Hi!
<cite>Does anyone here sp34k l33t?</cite>
Argh, ich hasse leet. Hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ich dumme, vorlaute Gamer-Kiddies nicht leiden kann.
Mmh, guter Punkt, natürlich sind "Code" und "Anschluß" auch nur innerhalb einer bestimmten Gruppe verständlich. Ich würde auch soweit gehen, daß viele "Fachausdrücke", insbesondere aus dem Marketingbereich, eigentlich in die gleiche Kategorie wie "All you Bases" fallen.
Das würde ich nicht sagen, denn da steckt mehr dahinter, als nur das Wort selbst. Es verbirgt sich eine Geschichte dahinter (daher "Hacker-Folklore"), die bei Erwähnung des Wortes unwillkürlich in Erinnerung gerufen wird.
Das geht soweit, dass man sich schon kaputtlacht, wenn einer aus der Gruppe nur ein Wort sagt.
Beispiel: In einem Chat gibt es ein paar, die total auf Austin Powers stehen und deshalb fliegt zwischendurch immer mal wieder ein <quote>"laser"</quote> durch den Channel. :)
VG Simon
Hi!
Ich sammel mal noch ein bißchen was zusammen. :)
- Bielefeld
Was hat es damit auf sich?
- Tourist Guy
Im Prinzip das Gleiche wie "Bert is evil".
Nicht zu vergessen:
BOfH
Kilroy - naja, keine Netzstory, aber genauso cool.
Claudy666 - eher unbekannt.
und ähnliches zusammenfassen kann. Möglich wären vielleicht Kult, Hype, Trend oder Phänomen, diese Wörter gefallen mir aber nicht und sind auch nicht präzise genug. Internet-Folklore wäre wahrscheinlich zu allgemein gefasst.
http://www.science.uva.nl/~mes/jargon/h/hackerfolklore.html
Hier sind noch ein paar coole Geschichten. :)
Vielleicht gibt es schon einen passenden Begriff oder jemand denk sich schnell einen zusammen? :-)
Weblegenden?
VG Simon
Hallo!
- Bielefeld
Was hat es damit auf sich?
Bielefeld existiert nicht.
http://dmoz.org/World/Deutsch/Freizeit/Humor/Nonsens/Bielefeld-Verschw�rung/
Im Prinzip das Gleiche wie "Bert is evil".
Nicht zu vergessen:
BOfH
Kilroy - naja, keine Netzstory, aber genauso cool.
Claudy666 - eher unbekannt.
Eine eher junge Erscheinung ist auch »Wir skaten und reißen bitches auf«. Zur ersten Kategorie fallen mir auch noch der Geek-Code ein.
Weblegenden?
Das wäre möglich, allerdings eher Internetlegenden oder Netzlegenden, immerhin sind viele dieser Geschichten im Usenet entstanden (Ja, ich weiß, »Usenet is not the Internet.«)
Der allgemeine Sprachgebrauch sieht das aber anscheinend anders - eine Weblegende ist eine Person (http://www.google.com/search?q=Weblegende).
emu
[...]
Hallo,
»Usenet is not the Internet.«
»Yeah, and monkeys are flying out of my ass«.
M.
Hallo,
irgendwo habe ich mal die weniger schmeichelhafte
Bezeichnung "Geek Kitsch" für solche Sachen gelesen.
mfg,
Thorsten
Hallo, emu,
Möglich wären vielleicht Kult, Hype, Trend oder Phänomen, diese Wörter gefallen mir aber nicht und sind auch nicht präzise genug.
Du hast Verschiedenes genannt, für die einzelnen Ausprägungen sind diese Begriffe jeweils vermutlich präziser als ein Begriff, welcher sie verallgemeinernd umfassen soll.
Internet-Folklore wäre wahrscheinlich zu allgemein gefasst.
Du suchst einen allgemeinen, aber präzisen Begriff, ist das nicht widersprüchlich oder zumindest paradox? ;)
Meinem unmaßgeblichem Sprachempfinden nach(tm) passt der Begriff »Folklore«, ich würde ihn aber wahrscheinlich nur im Sinnkontext »vielfältige Folklore im virtuellen Raum« verwenden, da es auf einer Entwicklung, welche auch meiner Meinung nach im realen Leben nachweisbar ist beziehungsweise analog vorkommt, entstandenen Formen des Lebens, Denken und Handelns sind. Unter »Internet-Folklore« kann, vom Sprecher unbeabsichtigt, verstanden werden, dass es zumeist global verbreitete und gepflegte (Synonym: kultivierte, siehe auch unten) Rituale (ein weiterer Kernbegriff meines Erachtens) sind.
»Kult« ist schon meiner Meinung nach *sehr* gut, und auch genügend allgemeingültig, denn diese Phänomene sind »kultisch«. Es gehört zum »sesshaft werden« (vergleiche »kultivieren«, siehe Etymologie von »Kolonie«) des Menschens dazu, dass sich solche oben genannten an ihre Umgebung angepassten (eigen-artigen) Formen ausbilden. Dies bezeichne ich generell als »Netzkultur«. Da im Netz aber nicht nur ein teilweise im Hinblick auf Real Life-Kultur einzigartiges beziehungsweise abgeschottetes kulturelles Leben stattfindet, welches nur im Netz in dieser Form möglich ist, sondern sich im Netzraum in sich genausoviele unterschiedliche kulturelle Ausprägungen finden (eine Gruppe von vielen ist die Nerd-/Geekelite), würde ich diese Phänomene vermutlich, wenn ich es auf ein Wort zusammenfassen müsste, »Subkultur« nennen (aber ich würde es nicht auf ein Wort begrenzen wollen).
Deine Beispiele sind unklar beziehungsweise vielfältig, denn während Mahir, Tourist Guy und All your Base große Teile der Netzgemeinde erfassten, ist das Wissen über Merkbefreiungen schon eher auf eine Gruppe Auserwählter begrenzt. Merkbefreiungen beispielsweise würde ich von den (meist »induzierten«) Hypes/Moden/Trends im Netz wie Mahir und Co. absetzen - zumindest beeinträchtigen sie das Leben im Netz zumindest der betroffenen Gruppe nicht grundlegend, sie machen es nicht aus, sie definieren es nicht, sie bilden keine kultische oder kulturelle Basis. (Merkbefreiungen sind auch kein passendes Beispiel dafür, das ist mir bewusst, ich meine eher alles, was damit zusammenhängt.) Wichtig und in ihrer Ausprägung deutlich existent und weit verbreitet zudem sind diese Hypes dennoch. Da sie teilweise aber schnell und auch beispielsweise durch den Sprung ins Real Life an Originalität verlieren, ist es selbstverständlich ab einem gewissen Punkt müßig, sie als kulturbildend darstellen zu wollen (beziehungsweise wäre das allzu gut bekannte austauschbare Massenkultur, welche nicht sonderlich netzeigen wäre, obwohl es natürlich auch netzeigene Massenkultur gibt).
Linguistisch ist etwas wie »gruppenspezifischer Code« meiner Auffassung nach recht treffend, sofern du speziell das Phänomen Nerd-/Hackerspeak, Usenet-Akronyme et cetera betrachtest. »Jargon« beziehungsweise auch »Slang« wären dann meines Erachtens zentrale Begriffe, falls es um eingegrenzte beziehungsweise umgrenzbare Kommunikationsgemeinschaften geht.
Mathias
Tach auch,
Du suchst einen allgemeinen, aber präzisen Begriff, ist das nicht widersprüchlich oder zumindest paradox? ;)
Warum sollte das nicht gehen, es gibt schliesslich Begriffe die recht weitfuehrend sind aber gleichzeitig doch praezise genug sind um von anderen Begriffen abzugrenzen die aber wiederum in die gleiche Kategorie fallen koennen wie "Auto" zum Beispiel ein Begriff ist, der der Gruppe der Fahrzeuge zugerechnet werden kann, waehrend er gleichzeitig von Zuegen und Fahrraedern abgrenzt, ebenfalls aber weit genug gefasst ist um Luxuslimousinen, alte Klapperkisten, Familienkutschen und Sportwagen einzuschliessen von Modellautos oder sogar Spielzeugautos gar nicht zu reden?
Da im Netz aber nicht nur ein teilweise im Hinblick auf Real Life-Kultur einzigartiges beziehungsweise abgeschottetes kulturelles Leben stattfindet, welches nur im Netz in dieser Form möglich ist, sondern sich im Netzraum in sich genausoviele unterschiedliche kulturelle Ausprägungen finden (eine Gruppe von vielen ist die Nerd-/Geekelite), würde ich diese Phänomene vermutlich, wenn ich es auf ein Wort zusammenfassen müsste, »Subkultur« nennen (aber ich würde es nicht auf ein Wort begrenzen wollen).
Ich halte die Abgrenzung von Web und Real-Life-Kultur fuer vollkommenen Schwachsinn da auch alles was im Web stattfindet real ist und nicht nur virtuell passiert, genauso wie es auch in anderen Bereichen Subkulturen gibt, die in sich abgeschottet sind aber auch wieder verschiedenen Kulturen zugerechnet werden koennen, die halt nur andere Kommunikationsformen benutzen, wie zum Beispiel Fanzines die auch nur einer bestimmten Bevoelkerungsgruppierung zugaenglich sind und von Aussenseitern nicht verstanden werden, da auch diese einen spezifischen Slang benutzen der von Leuten die nicht der Szene angehoeren nicht verstanden wird waehrend auch diese wieder viele verschiedene Auspraegungen haben die von Folk bis Hip-Hop reichen koennen die nicht notwendigerweise untereinander kommunizieren aber am Ende doch wieder zusammenlaufen was wiederum auch im Web passieren kann womit wieder die Abgrenzung zwischen Web und Real-Life ad absurdum gefuehrt wird.
Linguistisch ist etwas wie »gruppenspezifischer Code« meiner Auffassung nach recht treffend, sofern du speziell das Phänomen Nerd-/Hackerspeak, Usenet-Akronyme et cetera betrachtest. »Jargon« beziehungsweise auch »Slang« wären dann meines Erachtens zentrale Begriffe, falls es um eingegrenzte beziehungsweise umgrenzbare Kommunikationsgemeinschaften geht.
Womit wieder bewiesen waere dass sich Web und Real-Life nicht trennen lassen da sich die gleichen Phaenomene auch in vielen anderen Gruppen finden lassen die von Musikliebhabern ueber Autofanatiker zu Gaertnern reichen koennen wobei ich mal von berufsspezifischer Sprache wie dem beruehmt-beruechtigten Consultant-Speak, was ja auch als Bullshit-Bingo bekannt ist, gar nicht gross reden moechte um nicht vom hundertsten zum tausendesten zu kommen in meiner Beweisfuehrung, dass vieles wenn nicht sogar alles das im Internet passiert auch anders passiert nur vielleicht in leicht abgewandelter Form da es sich im Prinzip nur um ein Mittel zum Zweck handelt.
Gruss,
Armin (der auch mal Lust hatte ewiglange Bandwurmsaetze zu schreiben was ihm wohl ansatzweise gelungen ist auch wenn er kurze knackige Saetze eigentlich bevorzugt da sie seiner Meinung nach die Lesbarkeit eines Textes und da insbesondere eines Textes auf einer Webseite erheblich verbessern vor allem wenn die Zeilen durch den Aufbau der Seite recht lang sind was in Verbindung mit der Schwierigkeit Texte auf einem Monitor zu lesen im Zusammenhang zu betrachten ist. Und ach ja: Ich halte diese Trennung in Internet und Real-Life fuer Schwachsinn. Nur falls das in den Bandwurmsaetzen verlorengegangen ist ;-))
Hallo, Armin,
Du suchst einen allgemeinen, aber präzisen Begriff, ist das nicht widersprüchlich oder zumindest paradox? ;)
Warum sollte das nicht gehen, es gibt schliesslich Begriffe die recht weitfuehrend sind aber gleichzeitig doch praezise genug sind um von anderen Begriffen abzugrenzen die aber wiederum in die gleiche Kategorie fallen koennen wie "Auto" zum Beispiel
Dann plädiere ich für »lediglich paradox«, außerdem sollte es auch keine allgemeine Aussage sein, nur eben für den speziellen Fall würde ich Hype/Trend und Folklore trennen und beides nicht in einem Begriff zusammenfassen wollen, da sich die gemeinten Phänomene nicht nur unterscheiden, sondern auch teilweise widersprechen.
ein Begriff ist, der der Gruppe der Fahrzeuge zugerechnet werden kann, waehrend er gleichzeitig von Zuegen und Fahrraedern abgrenzt, ebenfalls aber weit genug gefasst ist um Luxuslimousinen, alte Klapperkisten, Familienkutschen und Sportwagen einzuschliessen von Modellautos oder sogar Spielzeugautos gar nicht zu reden?
Die Kategorisierung bei Autos ist recht einfach, die Kategorie darüber (»Gefährte«/»Fahrzeuge«) ist ebenso naheliegend. Mir fällt aber dennoch keine solche Überkategorie für die von emu bezeichneten Phänomene ein.
Da im Netz aber nicht nur ein teilweise im Hinblick auf Real Life-Kultur einzigartiges beziehungsweise abgeschottetes kulturelles Leben stattfindet, welches nur im Netz in dieser Form möglich ist, sondern sich im Netzraum in sich genausoviele unterschiedliche kulturelle Ausprägungen finden (eine Gruppe von vielen ist die Nerd-/Geekelite), würde ich diese Phänomene vermutlich, wenn ich es auf ein Wort zusammenfassen müsste, »Subkultur« nennen (aber ich würde es nicht auf ein Wort begrenzen wollen).
Ich halte die Abgrenzung von Web und Real-Life-Kultur fuer vollkommenen Schwachsinn da auch alles was im Web stattfindet real ist und nicht nur virtuell passiert
Dass es real ist, wollte ich nicht bestreiten, es geht nur darum, diese beiden »Räume« und deren Kommunikationsformen voneinander abzugrenzen. Genauso wie ich mich von Angesicht zu Angesicht direkt und nicht über ein Medium mit einem Menschen treffen kann, etwas beliebiges auf die Beine stellen kann, etwas publizieren und mich mitteilen/austauschen kann, ist es auch im Netz möglich, nur sind die Formen anders; es gibt überhaupt komplett andere Möglichkeiten.
Für das Diskutieren in Chats oder Foren haben sich gewisse Verhaltensweisen und im Grunde genommen »Techniken« eingebürgert, welche meiner Meinung nach in dieser Ausprägung nur im Netz vorkommen, wenngleich sie teilweise eine Entsprechung zu aus dem Real Life übernommenen Bräuchen sind. Der hier gepflegte Art der Diskussionstil wäre in dieser Weise nur im Netz möglich (und zum Teil nötig), beispielsweise würde man bei einem Briefwechsel nicht den vorangegangenen Brief in einer Weise strukturiert auseinandernehmen und sich auf die einzelnen Zitate beziehen, wie es hier der Fall ist. Anders herum lässt sich ein mündliches Gespräch (meinetwegen auch über ein Sprachmedium wie das Telefon) in all seinen feinen Merkmalen nicht oder nur unter »Verlust« auf das Netz übertragen (sofern man von geschriebener Sprache ausgeht), da der Tonfall und im Falle der Face-to-Face-Situation Gestik und Mimik und ähnliche Ausdrucksweisen keine (vollkommen gleichwertige) Entsprechung finden.
Das Web gibt jedem die Möglichkeit, etwas blitzschnell weltweit beziehungsweise für alle Menschen mit Netzzugang abrufbar zu machen, dadurch sind vorher ungeahnte Möglichkeiten des Austausches beziehungsweise der menschlichen Beziehungen möglich, wodurch sich eine Kultur etabliert, welche von diesen Möglichkeiten lebt.
genauso wie es auch in anderen Bereichen Subkulturen gibt, die in sich abgeschottet sind aber auch wieder verschiedenen Kulturen zugerechnet werden koennen, die halt nur andere Kommunikationsformen benutzen, wie zum Beispiel Fanzines
Dennoch unterliegt das Herausgeben solcher Fanzines »medienimmanenten« Regeln. Du redest von Kommunikationsformen: ein Fanzine im Web, welches von einer Gruppe gestaltet wird und ein angeschlossenes Diskussionsforum besitzt, wird bezüglich der der Art der Kommunikation im Real Life nicht auffindbar sein beziehungsweise könnte niemals auf eine solche Art und Weise funktionieren. Es handelt sich dabei um eine sogenannte bidirektionale Many-to-Many-Kommunikation (zahlreiche Sender und zahlreiche Empfänger, jeder kann lesen und schreiben), welche zudem asynchron ist, das heißt, dass die »Anwesenheit« des Empfängers zum exakten Zeitpunkt des Sendens nicht relevant ist, da die Beiträge archiviert werden und jemand den Beitrag auch Tage später lesen und kommentieren kann.
Wenn diese Form der Kommunikation mit einem klassischen gedruckten Fanzine selbst mit offener Verfassergruppe verglichen wird, kommt man zu dem Schluss, dass eine beliebige große Anzahl von Empfängern und Sendern im Real Life nicht umsetzbar ist (schon gar nicht asynchron) und dass das gedruckte Fanzine in diesem Punkt nicht an die Netzvariante heranreichen kann.
All das sind Grundlagen, auf welchen Netzkultur aufbaut, welche zwar ihre Bausteine im Real Life findet, aber im Grunde genommen alles Bisherige fundamental erneuert und in einer neuen Dimension weiterführt.
die auch nur einer bestimmten Bevoelkerungsgruppierung zugaenglich sind und von Aussenseitern nicht verstanden werden,
Dass die Subkulturen und deren Eigenheiten im Real Life per se keine Entsprechung finden, wollte ich nicht behaupten, ein Austausch der Subkulturen ist jedoch im Netz um ein Vielfaches vereinfacht. Somit unterstützt und potenziert das Netz nicht nur bestehende subkulturelle Gruppen, sondern es bildet auch selbst solche, weil die oben beschriebene Kommunikations-Infrastruktur ein idealer Nährboden einer solchen Individualisierung ist.
da auch diese einen spezifischen Slang benutzen der von Leuten die nicht der Szene angehoeren nicht verstanden wird
Ja, es wird zunächst auf das Netz übertragen und bekommt dort auch ein Eigenleben, welches sich in einigen Teilen nur auf netzspezifisches Handeln bezieht, aber auch durchaus in Wechselbeziehung mit dem Real Life steht.
waehrend auch diese wieder viele verschiedene Auspraegungen haben die von Folk bis Hip-Hop reichen koennen die nicht notwendigerweise untereinander kommunizieren aber am Ende doch wieder zusammenlaufen was wiederum auch im Web passieren kann womit wieder die Abgrenzung zwischen Web und Real-Life ad absurdum gefuehrt wird.
Es passiert aber nicht nur *auch* im Netz, sondern *gerade* und unter einer unvergleichlichen Dynamik im Netz, weil diese Wechselwirkungen im Real Life aufgrund der dortigen Kommunikationsformen nur auf andere, trägere Weise ablaufen kann.
Linguistisch ist etwas wie »gruppenspezifischer Code« meiner Auffassung nach recht treffend, sofern du speziell das Phänomen Nerd-/Hackerspeak, Usenet-Akronyme et cetera betrachtest. »Jargon« beziehungsweise auch »Slang« wären dann meines Erachtens zentrale Begriffe, falls es um eingegrenzte beziehungsweise umgrenzbare Kommunikationsgemeinschaften geht.
Womit wieder bewiesen waere dass sich Web und Real-Life nicht trennen lassen
Vom linguistischen Standpunkt aus ist sicherlich interessant, dass gruppenspezifischer Code im Netz vielfältiger vorkommt und in seiner Entstehung anderen Regeln unterliegt. Die grundsätzlichen Erkenntnisse lassen sich zweifellos auch auf das Netz übertragen.
da sich die gleichen Phaenomene auch in vielen anderen Gruppen finden lassen die von Musikliebhabern ueber Autofanatiker zu Gaertnern reichen koennen
Ja, das wollte ich nicht bezweifeln. Dennoch könnten sich die von emu beschriebenen Phänomene auf dieselbe oder stark ähnliche Weise im Real Life nicht ausbreiten, finde ich.
wobei ich mal von berufsspezifischer Sprache wie dem beruehmt-beruechtigten Consultant-Speak, was ja auch als Bullshit-Bingo bekannt ist,
Hehe.
dass vieles wenn nicht sogar alles das im Internet passiert auch anders passiert nur vielleicht in leicht abgewandelter Form
Nicht mehr und nicht weniger wollte ich ausdrücken, wobei ich jedoch nicht von »leichten« Abwandlungen sprechen möchte und die Wahrscheinlichkeit, dass es anders passieren kann, nicht sehr hoch ist. ;)
da es sich im Prinzip nur um ein Mittel zum Zweck handelt.
Ja, so definiert sich »(Kommunikations-)Medium«. Und durch diese Interaktion definiert sich das Individuum.
der auch mal Lust hatte ewiglange Bandwurmsaetze zu schreiben was ihm wohl ansatzweise gelungen ist auch wenn er kurze knackige Saetze eigentlich bevorzugt da sie seiner Meinung nach die Lesbarkeit eines Textes und da insbesondere eines Textes auf einer Webseite erheblich verbessern
Du hast die Interpunktion und »Integrität« der Sätze absichtlich weggelassen, aber als satirische Zuspitzung beziehungsweise Übertreibung »lasse ich es grosszügig gelten«. ;))
vor allem wenn die Zeilen durch den Aufbau der Seite recht lang sind was in Verbindung mit der Schwierigkeit Texte auf einem Monitor zu lesen im Zusammenhang zu betrachten ist.
Mein Benutzerstylesheet hat max-width (siehe letzte Diskussion), und vermutlich nehme ich deshalb irrtümlich an, dass bei anderen die lange Sätze zumindest optisch in genießbare Häppchen zerstückelt werden. Aber dennoch verfasse ich die Beiträge in einem Texteditor mit 120 Zeichen pro Zeile und lese mein Geschriebsel auch mehrfach (und muss mich selbst auch unabhängig davon folglich fragen, was ich meinte, deshalb bin ich der Situation des Lesers nicht allzu fern)...
Grüße,
Mathias
Hallo,
Ich suche ein (möglichst deutschsprachiges) Wort, mit dem man Phänomene wie
das Problem ist: du suchst einerseits einen Oberbegriff für Wörter, anderseits einen für Geschichten.
Nimm:
grüße
Thomas