Sven Rautenberg: GNU GPL und 'kommerzielle' Nutzung

Beitrag lesen

Moin!

Trotzdem interessehalber noch eine Frage zur GPL. Wie kann ein Programmierer, der ein Progromm unter der GPL lizensiert, unter der _GPL_-Lizenz auch tatsächlich Geld verdienen? Ich komme da in meinen Überlegungen auf keinen grünen Ast. Erlaubt ist ja nur ein Entgelt für die 'Distribution'.

Was die Verbreitung der Software angeht, hast du recht: Bezahlt werden kann (und wird ja auch - siehe Linux-Distris) für die Erstellung einer Kopie. Die GPL erlaubt aber, die Software selber weiterzugeben. Insofern kannst du dir eigentlich nur sicher sein, exakt eine Kopie zu verkaufen - der Rest des Marktes kann sich die Software dann aus anderen Quellen besorgen.

Ok, ich biete das Programm also selber zum Download an. In den GPL-FAQ steht folgendes: "Does the GPL allow me to charge a fee for downloading the program from my site? - Yes. You can charge any fee you wish for distributing a copy of the program."
Jetzt möchte ich aber, dass nicht jeder für die 'Distribution' bezahlen muss, sondern nur jene, die das Programm für 'kommerzielle' Nutzung runterladen.

Wenn du zum kommerziellen Betreiben der Software zwingend Geld forderst, hast du ein anderes Lizenzmodell, als die GPL. Die GPL kennt meines Wissens nach keine unterschiedliche Einsatzzwecke. Entweder die Software wird genutzt, oder nicht.

Unter der GPL Geld zu verdienen, ist, obwohl es ausdrücklich erlaubt ist, also gar nicht so einfach. Ich sehe hier die Möglichkeiten recht eingeschränkt, lasse mich aber gerne eines besseren belehren.

Du kannst mit Zusatznutzen auftrumpfen. Also Support-Dienstleistungen, bevorzugte Implementierung von Kundenwünschen etc. - halt alle Dienste, die man rund um eine Software noch so anbieten kann. Ohne Geld gibts nur die nackte Software. Und ich halte es durchaus für legitim, dann alle Supportwünsche (oder zumindest die komplizierteren Fälle) in irgendeiner Weise kostenpflichtig abzurechnen. Von irgendwas muß man ja leben.

Allerdings steht das natürlich ein wenig im Widerspruch dazu, wie "man es eigentlich tun sollte". Wären einige der bekanntesten Open-Source-Projekte wirklich so groß geworden, wenn ihre Initiatoren nur die nackte Software zur Verfügung gestellt hätten? Irgendwelche Rückfragen und Anmerkungen kommen bei einer interessanten Software doch immer rein. So gewinnt man auch Mitentwickler. Wenn die erstmal ein Supportkosten-Eintrittsgeld zahlen sollen, kommen sie nicht. Es ist also in der Tat schwierig, da die richtige Balance zu finden.

- Sven Rautenberg

--
"Bei einer Geschichte gibt es immer vier Seiten: Deine Seite, ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich passiert ist." (Rousseau)