Thomas W.: GNU GPL und 'kommerzielle' Nutzung

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Hallo,

Jetzt habe ich bei einem Programm, das im Internet zum Download angeboten wird, folgende Lizenzbestimmungen gefunden:
"XY is released under the GNU General Public License. If you want to sell an application / site where XY is part of, you can buy a special 'Certificate of Distribution'. This certificate allows you to sell applications/sites with XY."

Das Programm hat nicht zufaellig was mit "Vorlagen" zu tun :)?

  • Ist dieses 'Certificate' so vereinbar mit der GNU GPL?

Kommt drauf an. Ich vermute, dass der Autor die Software auch unter einer anderen Lizenz vertreibt, *falls* der Kunde diese Software in einer nicht-GPL-Software verwenden moechte. MySQL macht das genauso, das ist also nicht ungewoehnlich.

  • Wie sieht das praktisch aus, wenn in dem Download nur die GPL enthalten ist und kein Hinweis auf das 'Certificate of Distribution'? Rein theoretisch könnte ich das Programm ja auch von einem Freund haben und dann wüßte ich von diesem 'Certificate' ja nichts? Um wirkungsvoll zu sein, müsste dieser Hinweis auch im Download sein, oder?

Wenn die GPL enthalten ist, steht das Programm auch darunter. Die entsprechenden Einschraenkungen fuer Deine (darauf aufbauende) Software sind Dir ja klar. Sich widersprechende Lizenzen in einem Download sollten eigentlich nicht vorkommen.

  • Jetzt bin ich mal sptizfindig. In der GPL heißt es: 'You may charge a fee for the physical act of transferring a copy.' Und weiter unten: 'You may not impose any further restrictions on the recipients' exercise of the rights granted herein.' Wenn ich nun das Programm von der Homepage 'gratis' runterladen kann, dann wäre doch die Einschränkung, beim _Weiter_verkauf eines auf diesem Skript aufbauenden Programmes eine 'Lizenzgebühr' bezahlen zu müssen, eine zusätzliche Einschränkung, oder?

Ja, aber das meint der Autor ja auch nicht. Wenn Du ein auf dem Skript aufbauendes Programm weiterverkaufen willst, muss Dein Code selbst unter der GPL stehen und damit auch der Source zugaenglich sein. Da z.B. Firmen das nicht moechten, muessen sie diesen (externen) Code unter einer anderen Lizenz nutzen. Und fuer diese andere Lizenz will der Autor eben Kohle sehen; von diesem neuen (closed-source) Programm hat er ja auch nichts, Verbesserungen, die dort einfliessen, kann er nicht ohne weiteres in seine eigene Software uebernehmen.
Fuer Deine kommerziellen Sachen empfehle ich Dir den Weg von MySQL. Die leben schon ein paar Jahre, das Modell scheint also zu funktionieren.
Gruss
Thomas