Hallo Lude,
Noch ein kurzer Verweis auf Lehrer vom Typ "alte Schule". - Diese haben vielleicht autoritaer, aber doch oft auch gerecht ihren Stoff durchgezogen. Als aelterer Schueler stellte man dann oft fest, dass die ganz OK waren, auch privat, und sich und ihren Unterricht durch ein autoritaer gepraegtes Verhalten einfach nur schuetzten. - Ideale hatten diese Leute auch, naemlich Leistung zu bringen.
Und oft genug, wenn man es schaffte ein wenig hinter die Oberfläche hat schauen können, stellte man fest, daß diese Lehrer neben dem von Dir genannten Leistungsideal auch noch andere, weitgreifendere Ideale hatten und haben, welche auf ihrem Wertebild basierten und welche bestimmt auch unserer heutigen Gesellschaft ein wesentlich menschlicheres Antlitz geben kann.
Moderne Paedagogen (ab 1970) sind mir u.a. durch Aussagen wie z.B. folgende aufgefallen:
- man kann alles so oder so sehen (RAF, Stalin, Mao, "Freiheitsbewegungen" u.ae.)
- Schwule sollen auch heiraten duerfen
- das DDR-System ist nicht einfach nur schlecht
- Amerika ist boese
- das bundesdeutsche gesellschaftliche System ist auch boese
- alle Schueler haben gute Chancen in einem Bereich Spitzenleistungen zu bringen
- nicht das Individuum scheitert an sich, sondern am System
- die Deutschen haben schwere Schuld auf sich geladen (Was heisst das fuer uns heute?... (blaBla...))
- Kernenergie ist boese
- Raucher sollen hoehere Krankenversicherungsbeitraege zahlen
- "soziale Gerechtigkeit" ist ein Ideal
- Leistungsdenken ist unsozial
- es darf keine Eliten geben
- Kriege sind immer ein Verbrechen
- Minderheiten gibt es nicht (oder so aehnlich)
- Pauschalisierungen sind immer falsch
- Helmut Kohl ist boese
- Bangemann/Geissler/Strauss noch viel mehr
- es gibt keine dummen Menschen
- Subventionen und hohe Steuern sind gut
- die GEW sowieso
- Soldaten handeln unmoralisch
- Kriegsverbrecher sind viele
- Minderheiten muessen bevorteilt werden
[usw. usw. usw.]
Naja, vielleicht habe ich da etwas viel Pech gehabt. ;-)
Dann bist Du aber nicht alleine, aus meiner Schulzeit (18 Jahre her, Westdeutschland) kenne ich diesen Typus Lehrer immer noch sehr gut. Einige Sätze kann ich sogar noch hinzufügen:
- Eltern haben immer unrecht
- wer an Gott glaubt ist unbelehrbar reaktionär und muß dementsprechend benotet werden
- der Atheismus ist die wahre Weltanschauung
- die Kirche ist die Wurzel allen Übels
- es lebe der Sozialismus
- je weiter links, desto besser
- Lehrer haben immer Recht und wenn sie nicht Recht haben, so haben sie doch recht
- jedwede Autorität ist per se abzulehnen und böse
- Religion ist böse
Interessant war dann aber, daß im Allgemeinen aber die Lehrer, die Anklang fanden, diejenigen waren, welche nach dem Motto streng, aber gerecht und fair auf der Basis eines konservativen Wertebildes mit uns umgingen.
Bezeichnend war für mich auch eine Episode, welche ich während eines Gemeindepraktikums an der Grundschule erlebt habe, an welcher ich im Religionsunterricht assistieren durfte. Dort habe ich auch beide Lehrerarchetypen erlebt, eine Lehrperson, welche meinte hochmodernistisch lehren zu müssen und eine Lehrperson, welche eine gewisse Strenge und klare Regeln an den Tag legte und diese auch konsequent anwandte. Beliebter an dieser Grundschule war eindeutig die strengere Lehrperson, im Umgang mit den Kindern konnte man auch merken, daß sie eine bessere Akzeptanz genoss. Die Befolgung der Regeln ging bei ihr soweit, daß sie aus "Spaß" eine von mir nach mehreren Unterrichtseinheiten zu einem Thema, welches auch für sie neu war, gestellte Lernzielkontrolle selber mitschrieb und, nach der Auswertung, wo sie im Mittelfeld der Klasse lag darauf bestand, daß auch ihre Bewertung in der Klasse öffentlich wurde, was die Kinder in der Klasse auch sehr positiv aufnahmen und ihrer Autorität vor der Klasse absolut keinen Abbruch tat.
Bis denndann
Michael N.