Fabian St.: München legt Linux-Projekt auf Eis

Hi!

Habt ihrs schon gehört bzw. gelesen? Erste Folgen der Software-Patente...

http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/21/0,1367,COMP-0-2150549,00.html
http://www.ftd.de/tm/it/1091258308614.html?nv=hpm

Grüße,
Fabian St.

--
Endlich online: http://fabis-site.net
--> XHTML, CSS, PHP-Formmailer, Linux
Selfcode: ie:% fl:|  br:^ va:) ls:& fo:) rl:( n4:° ss:| de:> js:| ch:| mo:) zu:)
  1. Hallo,

    Ich verstehe nach wie vor den Sinn von Softwarepatenten nicht. Wenn ich das erste Buch geschrieben hätte in dem ein Ritter eine Prinzessin rettet, könnte ich doch auch nicht von jedem Fantasy-autor Patentgebühren verlangen. Ich darf ja nicht einmal etwas sagen, wenn jemand etwas zitiert, was ich geschrieben habe.
    Wieso darf man eigentlich Quellcode und Algorithmen nicht zitieren und paraphrasieren?

    Auch ist mir schleierhaft wieso die Autoren von freier Software sich mit Patentfragen herumschlagen müssen. Ersten machen sie das oft ohne Bezahlung in ihrer Freizeit und zweitens erhöhen sie durch ihre Arbeit ja das "Weltwissen".
    Wenn man schon Softwarepatente haben will, wäre ich dafür, dass freie Software davon ausgenommen wird. Wieso fügt man nicht die GPL oder BSD Lizenz in die Verfassung ein, und sagt, alle Software die unter solcher Lizenz steht, darf "Patente verletzen", da sie dadurch das "Weltwissen" vergrößern.

    gruß,
    Severin

    --
    Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben.
    --Philip K. Dick
    1. Hi Severin!

      Ich verstehe nach wie vor den Sinn von Softwarepatenten nicht. Wenn ich das erste Buch geschrieben hätte in dem ein Ritter eine Prinzessin rettet, könnte ich doch auch nicht von jedem Fantasy-autor Patentgebühren verlangen. Ich darf ja nicht einmal etwas sagen, wenn jemand etwas zitiert, was ich geschrieben habe.

      Ehrlich gesagt: _Ich auch nicht_.
      Wenn die Patente jetzt wirklich konsequent durchgesetzt und überprüft werden, muss man wirklich Angst davor haben, noch irgendwo seinen Quelltext zu veröffentlichen oder sich bei jeder Zeile Code fragen: >> "Verdammt, war 'i++' oder 'foreach()' noch mal patentiert, oder nicht?" <<
      Das einzig sichere ist dann nur noch Closed Source oder eventuelle Open-Source Projekte aufzugeben - wie Rolf mit seiner PerlBase...

      Grüße,
      Fabian St.

      --
      Endlich online: http://fabis-site.net
      --> XHTML, CSS, PHP-Formmailer, Linux
      Selfcode: ie:% fl:|  br:^ va:) ls:& fo:) rl:( n4:° ss:| de:> js:| ch:| mo:) zu:)
      1. ich glaube auch nicht das dies der Sinn einer demokratischen Gesellschaft sein kann, das von oben delegierend Entscheidungen gegen eine Mehrheit an Personen gefällt werden kann.

        Mal schaun ob die Patente kommen, dann darf man endlich freien Herzens sagen, die EU ist ein multi-Konzernstaat.

  2. Habt ihrs schon gehört bzw. gelesen? Erste Folgen der Software-Patente...

    Und das ist wohl erst der Anfang. Wenn die Software-Patente in Deutschland kommen, können wir mit tausenden Arbeitslosen mehr rechnen, wobei kaum damit zu rechnen ist, daß auch nur ein Bruchteil davon neue Jobs findet.

  3. Moin!

    Erste Folgen der Software-Patente...

    ...die ja immer noch nicht existieren, sondern erst in Kraft gesetzt werden sollen. Deshalb ist es eigentlich gut, dass dieses Prestigeprojekt, welches durchaus vielbeachtet ist, jetzt erstmal medienwirksam auf Eis gelegt wird, damit der guten Frau Zypries mal klar wird, was für einen Schwachsinn sie da gerade im Begriff ist durchzuwinken.

    Andererseits glaube ich leider nicht, dass das passiert. Die Frau erzählt und entscheidet, was ihr ihre Referenten erzählen - ein vollkommen normaler Vorgang, denn niemand kann sich heutzutage in Deutschland noch mit allen Details aller Gesetze selbst haarklein auseinandersetzen - Hauptsache, die Überschrift klingt schön. "Hartz 4" klingt ja auch schön - und trotzdem sind da jetzt Dinge drin, die nie ein Politiker zuvor bewußt gelesen hat, sich jetzt aber drüber aufregt.

    Bei den Softwarepatenten hat die Wirtschaft nun aber mal vorher hingeschaut. Die großen Multikonzerne sind natürlich dafür. Die schlagen sich jetzt ja schon international mit Patenten herum, seien es existierende technische Patente in Europa oder auch Softwarepatente in USA. Die Rechercheabteilungen existieren, die Anmeldeabteilungen auch, und man kann durch Besiedelung dieses neuen Gebiets seine Patentkampfstellungen gegen Wettbewerber natürlich ausbauen. Ohne Patente würde aber kein Nachteil entstehen, es würde einfach weitergehen, wie bisher auch.

    Die kleinen und mittleren Betriebe ohne internationale oder allenfalls mit europäischer Ausrichtung werden in diesem Fall aber wohl komplett in die Röhre gucken. Oder in einem Akt zivilen Ungehorsams die Patente einfach ignorieren.

    Es wurden allerdings auch schon Gegenstrategien entwickelt: Distributed Prior Art beispielsweise. Indem an ganz vielen verschiedenen Orten (Foren, Mailinglisten, Usenet, Blogs,...) Verfahren und Patentideen veröffentlicht werden, bevor ein Patent von jemand anderem angemeldet wird, kann dieser Patentinhaber nicht sicher sein, ob sein Patent nicht bei der ersten finanziellen Auswertung (Lizenzforderungen etc.) wegen Prior Art zusammenbricht. Die Recherche nach Prior Art wäre genauso aufwendig, wie umgekehrt die Recherche nach Patenten, so dass es möglicherweise sinnlos würde, Patente auf Software anzumelden. Dazu ist aber natürlich notwendig, dass alle derartigen Veröffentlichungen durch einen Timestamp markiert werden, um später eindeutig belegen zu können, wann (und durch wen) die Veröffentlichung erfolgte.

    Ist ein interessanter Ansatz, aber ohne Softwarepatente wäre es mir wesentlich wohler.

    - Sven Rautenberg

    1. Hallo,

      Prior Art ist zwar in der Theorie schön und gut, aber zuerst muss jemand einmal das Patent anfechten. Solche Patentprozesse sind sehr geld- und zeitaufwändig und ich glaube kaum, dass sich "Müller&Co GmbH" auf einen Prozess mit "$$$ Worldwide Inc. Corp." einlassen würde. Es kann sein, dass  "Müller&Co GmbH" den Prozess gewinnen würde, aber bis dahin wird sie ihr Produkt nicht verkaufen können und ohne verkaufte Produkte ist das Geld für einen Patentstreit nicht vorhaden.
      Auch würde es sich in solch einem Fall für "Müller&Co GmbH" billiger und einfacher sein bei "$$$ Worldwide Inc. Corp." eine Lizenz zu kaufen...

      gruß,
      Severin

      --
      Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben.
      --Philip K. Dick
    2. Sup!

      ...die ja immer noch nicht existieren, sondern erst in Kraft gesetzt werden sollen.

      Falsch. Richtig ist: Es gibt bereits erteilte Patente, die aber noch nicht rechtskräftig sind.

      Deshalb ist es eigentlich gut, dass dieses Prestigeprojekt, welches durchaus vielbeachtet ist, jetzt erstmal medienwirksam auf Eis gelegt wird, damit der guten Frau Zypries mal klar wird, was für einen Schwachsinn sie da gerade im Begriff ist durchzuwinken.

      Das ist wieder richtig.

      Andererseits glaube ich leider nicht, dass das passiert. Die Frau erzählt und entscheidet, was ihr ihre Referenten erzählen - ein vollkommen normaler Vorgang, denn niemand kann sich heutzutage in Deutschland noch mit allen Details aller Gesetze selbst haarklein auseinandersetzen - Hauptsache, die Überschrift klingt schön. "Hartz 4" klingt ja auch schön - und trotzdem sind da jetzt Dinge drin, die nie ein Politiker zuvor bewußt gelesen hat, sich jetzt aber drüber aufregt.

      Immerhin musste Herr Tauss ihr unter dem Druck der Entscheidung der Grünen schon mal ans Bein pinkeln. Das ist doch großartig.

      Bei den Softwarepatenten hat die Wirtschaft nun aber mal vorher hingeschaut. Die großen Multikonzerne sind natürlich dafür. Die schlagen sich jetzt ja schon international mit Patenten herum, seien es existierende technische Patente in Europa oder auch Softwarepatente in USA. Die Rechercheabteilungen existieren, die Anmeldeabteilungen auch, und man kann durch Besiedelung dieses neuen Gebiets seine Patentkampfstellungen gegen Wettbewerber natürlich ausbauen. Ohne Patente würde aber kein Nachteil entstehen, es würde einfach weitergehen, wie bisher auch.

      Genau.

      Die kleinen und mittleren Betriebe ohne internationale oder allenfalls mit europäischer Ausrichtung werden in diesem Fall aber wohl komplett in die Röhre gucken. Oder in einem Akt zivilen Ungehorsams die Patente einfach ignorieren.

      Genau!

      Es wurden allerdings auch schon Gegenstrategien entwickelt: Distributed Prior Art beispielsweise. Indem an ganz vielen verschiedenen Orten (Foren, Mailinglisten, Usenet, Blogs,...) Verfahren und Patentideen veröffentlicht werden, bevor ein Patent von jemand anderem angemeldet wird, kann dieser Patentinhaber nicht sicher sein, ob sein Patent nicht bei der ersten finanziellen Auswertung (Lizenzforderungen etc.) wegen Prior Art zusammenbricht. Die Recherche nach Prior Art wäre genauso aufwendig, wie umgekehrt die Recherche nach Patenten, so dass es möglicherweise sinnlos würde, Patente auf Software anzumelden. Dazu ist aber natürlich notwendig, dass alle derartigen Veröffentlichungen durch einen Timestamp markiert werden, um später eindeutig belegen zu können, wann (und durch wen) die Veröffentlichung erfolgte.

      Ist ein interessanter Ansatz, aber ohne Softwarepatente wäre es mir wesentlich wohler.

      Mir auch. Softwarepatente sind Schwachsinn, und "Harmonisierung von Bestimmungen" kann nicht bedeuten "Anpassung an die USA".

      Gruesse,

      Bio

      --
      Man kann aus Ackergaeulen keine Rennpferde machen
  4. Hallo,
    Das ist nun der Anfang des Endes. Es wird so kommen, dass aus Unsicherheit immer weniger Firmen für Open Source entwickeln werden, da sie eben Existenzangst haben. Diverse Firmen könnten jetzt meinen, dass es zu riskant sei, für Open Source zu entwickeln, da Aktionen, wie es in München der Fall ist vielleicht in Zukunft öfter vorkommen könnten. Das ist jetzt mal ein Beweis dafür, dass Politiker, die die Komplexität dieses Patentalptraums gar nicht begreifen können, über solche Sachen aber abstimmen.

    Markus.

    --
    sh:( fo:| ch:? rl:( br:> n4:( ie:{ mo:) va:) de:] zu:) fl:( ss:| ls:] js:|
    1. Sup!

      Das ist nun der Anfang des Endes. Es wird so kommen, dass aus Unsicherheit immer weniger Firmen für Open Source entwickeln werden, da sie eben Existenzangst haben.

      Du mieser Pessimist!

      Diverse Firmen könnten jetzt meinen, dass es zu riskant sei, für Open Source zu entwickeln, da Aktionen, wie es in München der Fall ist vielleicht in Zukunft öfter vorkommen könnten.

      Nö, das ist ja bald durch mit dem Patent-Scheiss... und wenigstens IBM hätten die Open-Source-Leute ja noch auf ihrer Seite, die haben ja sicher auch ein paar Software-Patente.

      Das ist jetzt mal ein Beweis dafür, dass Politiker, die die Komplexität dieses Patentalptraums gar nicht begreifen können, über solche Sachen aber abstimmen.

      Wie was? Eine Volksabstimmung wäre in diesem Fall wohl kaum besser. Irgendwer muss ja entscheiden. Und wie man sieht, ist die Sache dank der funktionierenden Rede- und Pressefreiheit in der Diskussion und es ist nicht ausgeschlossen, dass auch die Politiker in Deutschland noch zur Vernunft kommen - das Europaparlament hat ja schon mehrfach richtig entschieden. Nur auf "Die Politiker" zu schimpfen wäre falsch - beschimpfen muss man vor allem Frau Zypries und Teile der SPD, vor allem aber auch die CDU/CSU.

      Gruesse,

      Bio

      --
      Man kann aus Ackergaeulen keine Rennpferde machen
  5. um welche softwarepatente soll es sich denn handeln?

    etwa die von sco, die meinen, daß sich deren kote in linus befindet?

    dem aufriß nach zu gehen, müssen softwarepatente ja extrem teuerer als ms-software sein. die grünen reden ja von 'unkalkulierbaren riskiken'. da sieht man mal wieder die 'kompetenz' unserer volksvertreter. an wirklichen problemen sind die nicht interessiert. nur um die persönliche profilierung.

    langfristig geht an open-source nichts vorbei.
    standarddinge wie betriebssysteme und office-packete sind 08/15 und werden mit sicherheit gratis.
    einzig individuelle oder sehr spezielle dinge werden auch in 100 jahren noch extra kosten verursachen.

    1. Hallo nobody,

      um welche softwarepatente soll es sich denn handeln?

      eine zusammenfassendes Paper findest du hier: http://www.presseportal.de/showbin.htx?id=31139&type=document&action=download&attname=Anhang.pdf

      etwa die von sco, die meinen, daß sich deren kote in linus befindet?

      Nein, darum geht es hier erst einmal nicht. Ich denke, daß wird in Zukunft auch keine all zu große Rolle mehr spielen (wenn IBM mit SCO fertig ist wird der Laden hoffentlich Geschichte sein). Viel problematischer sind meiner Meinung nach die vielen kleinen Patente auf so triviale Dinge wie "Paletten mit Reitern" (http://swpat.ffii.org/patents/samples/ep689133/index.de.html) - und um eben diese Patente geht es hier primär.

      dem aufriß nach zu gehen, müssen softwarepatente ja extrem teuerer als ms-software sein.

      Ja und wesentlich unkalkulierbarer. Patentverhandlungen - und die Rechere nach verletzten Paten - sind eben etwas schwieriger und umfangreicher als der Kauf einer fertigen Software.

      die grünen reden ja von 'unkalkulierbaren riskiken'. da sieht man mal wieder die 'kompetenz' unserer volksvertreter.

      Ja, das war für mich auch ein wichtiger Grund bei der letzten Europawahl die Grünen zu wählen. Die Meinungen zu dem Thema Software und Logikpatenten geht zwar relativ quer durch die Parteien - die Grünen habe sich aber als einzige im Europaparlament vertretene Partei bei allen Abstimmungen geschlossen gegen die geplante europäische Neureglung des Patenrechtes gewandt.

      an wirklichen problemen sind die nicht interessiert. nur um die persönliche profilierung.

      Ich bin sehr froh darüber, daß das Thema auf diesen Wege wieder etwas mehr Beachtung findet. Ein Hoch auf die Grünen ;-)!

      langfristig geht an open-source nichts vorbei.

      Gewagte These! Ist mir eigentlich auch egal. Hauptsache die Hersteller nicht freie Software spielen ihr Marktmacht und ihre Finanzstärke nicht gegen die Entwickler freier Software aus. Dann kann jeder selbst entscheiden was er will.

      standarddinge wie betriebssysteme und office-packete sind 08/15 und werden mit sicherheit gratis.

      gratis != frei

      einzig individuelle oder sehr spezielle dinge werden auch in 100 jahren noch extra kosten verursachen.

      Jein. Es gibt z.B. sehr spezielle Physik Software die komplett frei ist. Es geht eben darum ob jemand Interesse daran hat die Software zu entwickeln, mit anderen zu teilen und so zu verbessern. Das kommt eben sehr auf das entsprechende Umfeld an. In akademischen Kreisen ist es z.B. Gang und Gebe in der Finanzwelt hingegen eher nicht ...

      Grüße,

      Peter

      --
      exp(i * PI) + 1 = 0
      1. hallo peter,

        bilde ich es mir nur ein oder bist du tatsächlich etwas grün angehaucht?

        mir geht es nicht um wortklauberei, sondern um lösungen.
        wenn da jemand auf triviale dinge ein patent hat, finde ich das voll daneben. ich lasse mir meine treppensteigetechnik ja auch nicht patentieren. vielleicht sollte man lieber verhindern, daß simple oder schwachsinnige dinge ein patent bekommen.

        zudem ist die open source gemeinde in der lage, bei (patent)problemen halt andere wege zum ziel zu nehmen.
        daher will ich meine zeit nicht mit pseudoproblemen verplempern.

        wie gesagt, freie software für standardaufgaben wird es en mass geben, und zwar gratis, frei, umsonst, geschenkt oder wie man es auch immer bezeichnen will.

        einzig individuell erstellte, also exklusiv in auftrag gegebene software wird natürlich geld kosten. denn wer arbeitet schon umsonst?

        der nobody