Hallo liebe Forumer!
Wie manch' anderer sicherlich auch, mache ich mir seit geraumer Zeit so meine Gedanken zum Thema CSS und würde gerne mal andere Meinungen, Ideen, Ansichten, Denkansätze, etc. hören (lesen).
Es geht mir nicht um eine grundsätzliche Diskussion, ob CSS oder nicht, sondern vielmehr darum, was, wie, wann CSS in Zukunft leisten kann, bzw. können sollte.
Als Diskussionsgrundlage möchte ich hier mal meine Meinungen und Ansichten zu verschiedenen Aspekten des Themas vorstellen.
Wenn es um das Thema CSS geht, fällt sehr häufig der Begriff vom 'Standard', womit sich für mich gleich die Frage stellt, was ist denn eigentlich 'standard'?
Ist es das, was das W3C erarbeitet und als Standard definiert, oder ist es vielleicht das, was prozentual gesehen, die meisten Benutzerprogramme (Browser) unterstützen? Denn was nützt denn ein (theoretischer) Standard, wenn er in der Praxis kaum unterstützt wird? Ist der aktuelle Standard also die Schnittmenge von den beiden vorgenannten Punkten?
Kommen wir mal zu den Benutzerprogrammen, die die Standards des W3C's umsetzen sollen (sollten?, müssten?). Bezeichnend finde ich (u.a.), dass es da ein Konsortium gibt, welches irgendwelche Standards festlegt, es aber gleichzeitig nicht schafft, ein Benutzerprogramm zu entwickeln & zu veröffentlichen, was in der Lage ist, diese Standards alle konform gemäß umzusetzen. Und was machen die anderen (mehr oder weniger bekannten) Browserhersteller? Von Microsoft, dem nach wie vor unbestrittenem Marktführer (mag man davon halten was man will - anderes Thema) gibt es seit fast drei Jahren (was in der IT Zeitrechnung eine halbe Ewigkeit darstellt) keinen neuen Browser mehr. Andere Firmen haben die Entwicklung selber ganz aufgegeben und ihre Sourcecodes freigegeben, so dass sich jetzt jeder daran versuchen kann. Einerseits sicherlich gut, da es die Entwicklung vorantreibt. Andererseits bringen alle 4 Wochen neue Versionen mit den unterschiedlichsten Bugs behaftet wirklich einen Fortschritt? Und was ist mit der Verbreitung der Browser? Wenn man nach (verbreiteter?) Meinung heute noch 'Rücksicht' auf 6 Jahre alte Browser nehmen soll, weil diese immer noch von etlichen Leuten genutzt werden, ja wann soll denn dann bitte jemals alleine nur der CSS 2 Standard wirklich Standard sein?
Aus den Erfahrungen der Vergangenheit her betrachtet ist es sicherlich von Vorteil für die Browserentwicklung, wenn es erst einen 'einheitlichen' Standard gibt, an dem sich die Entwickler orientieren können, als wenn die Entwickler Eigenschaften entwickeln, die nachher nicht zum Standard gehören oder ihn falsch interpretieren.
Und CSS selber? IMHO hat das W3C uns ein Kuckucksei in's Nest gelegt, an dem wir (u.a. aus o.g. Gründen) noch Jahre zu knabbern haben werden. Nicht falsch verstehen - nichts gegen CSS an sich (ganz im Gegenteil, s. SelfCode), nur gegen das W3C und seine Standards, denn die bis heute andauernde Misere fing doch mit dem 'Boxmodell' an. Anstatt den von Microsoft gewählten Ansatz zum Standard zu erklären, hat man sich seinerzeit für den Netscape Ansatz entschieden, dessen Hauptschwäche ja wohl darin begründet liegt, dass man keine Möglichkeit hat, direkt eine Gesamtbreite von 100% für ein gesamtes Element anzugeben. Dies scheint ja mittlerweile auch dem W3C aufgefallen zu sein, wenn man sich die Vorschläge der CSS 3 Spezifikation anschaut. Nur bis dieses 'Versäumnis' wieder ausgebügelt ist, wird es vermutlich Jahre dauern (s.o.).
Überhaupt stellt sich mir immer öfter die Frage, ob es nicht besser wäre, einen 'radikalen' Neuanfang zu machen, als zu versuchen durch immer neue 'Nachbesserungen', möglichst unter Beibehaltung einer maximalen Abwärtskompatibilität, mit dem 'vermurxten' Kram Anschluß an die heutigen Anforderungen zu finden?
Ferner finde ich, dass das Medium Internet vielfach 'überstrapaziert' wird. Sorry, aber wenn ich eine 'normale' Webseite erstelle, dann gehe ich nicht davon aus, dass sich diese jemand auf seinem Handydisplay anguckt. Dafür ist sie schlicht und ergreifend einfach nicht gemacht (konzipiert). Mir fällt auf Anhieb kein Beispiel dafür ein, wo dem Nutzer (Betrachter, Zuhörer) soviel 'Freiheiten' im Bezug auf die eigene Gestaltung der dargebotenen Informationen zugebilligt (bzw. gefordert) werden, wie im Internet. Mir fallen aber etliche Gegenbeispiele ein: Zeitschriften, Bücher, Fernsehen, Radio, uvm.
Was ich damit sagen will, ist in etwa folgendes: IMHO sollte man nicht versuchen aus CSS die 'eierlegende Wollmilchsau' zu machen, sondern vielmehr eine Art Baukastensystem (ala Lego), welches sich bei Bedarf problemlos beliebig miteinander kombinieren lässt. Es könnte dann bspw. verschiedene Layout-Bausteine geben. Einen z.B. für 'normale' Computer/Notebook Monitore/Displays und einen für Handys, einen weiteren für Screenreader, usw.! Es gibt zwar im Augenblick für die verschiedenen Ausgabemedien die Möglichkeit, verschiedene Style Sheets zuzuweisen, aber dieser Ansatz geht mir nicht weit genug und ist mir auch zu sehr miteinander verwoben.
Letztlich sollte man die grundsätzliche Einfachheit von CSS (kompliziert wird es ja eigentlich nur durch die Umsetzung der Benutzerprogramme) erhalten, damit der 'Ottonormalanwender' auch zukünftig ein 'versteh- & anwendbares' Mittel zur Gestaltung seiner Internetseite hat.
(vorläufiges) Schlusswort: Ich möchte es nicht versäumen, mich beim W3C, bei Microsoft, Netscape und allen anderen Beteiligten, dafür zu bedanken, dass sie uns mit der Webseitenerstellung dahin gebracht haben, wo wir heute sind - vielen Dank!
So und jetzt interessieren mich eure Meinungen zum Thema!
Gruß Gunther
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