Sven Rautenberg: Sorry, mal wider das Impressum

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Moin!

Wenn die Impressumspflicht besteht, dann auch gegenüber Nutzern von Textbrowsern.

Und wieder wird man ein Stück gläsener.

Die Pflicht zur Impressumsangabe hat damit nichts zu tun, dass man gläserner wird.

Für Printwerke ist anerkannte Pflicht, dass jemand als Verantwortlicher geradezustehen hat und deshalb im Impressum als "ViSdP" (Verantwortlicher im Sinne des Pressegesetzes) genannt wird.

Dass die Recherchemöglichkeiten mit Google und diversen Website-Archivierern im Internet perfektioniert werden, sollte man also bedenken, wenn man printwerkähnliche Erzeugnisse im Internet veröffentlicht. Entweder steht man zu seinen Aussagen, die man in einem gewissen Rahmen (hier: per HTTP erreichbare Webseite) tätigt, mit seinem Namen, oder man läßt das Veröffentlichen der Aussagen innerhalb dieses Rahmens bleiben.

Gibt ja immer noch genug Möglichkeiten, auf anderem Wege und in anderen Rahmen zu veröffentlichen. Nur hat man dann eben keine Garantie und kein Recht darauf, dass die Aussagen öffentlich bleiben. Und man sollte nicht erwarten, dass die Aussagen nicht trotzdem irgendwann auf einen selbst zurückgeführt werden könnten.

Denn über das Impressum hinaus gibt es noch genug Möglichkeiten, dass eine Webseite oder Aussage der eigenen Person zugeordnet werden kann. Es gibt Whois (wer eine eigene Domain hat, wird auf diese Weise auffindbar, und wer dort Falschangaben macht, verliert die Domain, wenn er nicht erreichbar ist). Es gibt gewisse eindeutige Identifizierungsmerkmale auf Provider-Webspace (".impressum.html" heißt die Datei bei T-Online beispielsweise). Und logischerweise gibt es, wenn man zeitnah agiert, auch Logfiles, die im Verdachtsfall von den Behörden bei den Providern abgerufen werden und so eine Zuordnung ermöglichen.

Wer sich also darüber beklagt, dass man sich im Internet nicht mehr frei bewegen kann, vergißt zwei Dinge:
Erstens: Das konnte er noch nie, denn Logfiles sind ja keine Erfindung aus dem 21. Jahrhundert, sondern die gab es schon immer. Es hat sich nur mittlerweile durch die Menge an Nutzern die Notwendigkeit ergeben, auf sie auch tatsächlich zurückzugreifen, weil sich das Netz nicht mehr selbst regeln kann (früher hätte der Admin von Uni1 wohl mal eben kurz dem Admin von Uni2 gemailt, er möge seinem User mal auf die Finger klopfen - was bei hundert Usern kein Problem war).
Zweitens: Für die, die nur passiv konsumieren, gelten sowieso andere Regeln, als für die, die aktiv publizieren. Eine anonyme bzw. pseudonyme Nutzung des Internets ist ja durchaus weiterhin möglich und wird auch gesetzlich geschützt. Aber wer sich auf einer Webseite öffentlich an eine unbekannte Menge Empfänger wendet, der soll sich zu erkennen geben, damit man die Informationen bestmöglich einordnen kann.

Wer Dinge veröffentlichen will, die er nicht mit seinem Namen unterschreiben will, weil er Nachteile fürchtet, der soll einfach einen anderen Weg wählen, als die eigene Webseite.

- Sven Rautenberg

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"Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" (Immanuel Kant)