molily: Warum W3C-konformes HTML?

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Hallo,

Ich muss/darf/soll morgen unseren Marketingleiter beim Gespräch mit einen "Profi-Website-Ersteller" unterstützen, der möglicherweise unseren neuen Firmen-Internetauftritt erstellen soll. Nach ersten Abklärungen weiss ich, dass von meiner Seite die W3C-HTML-Validierung ein Diskussionsthema wird ;-). Welche "handfesten" Argumentationen können für valides HTML in Feld geführt werden?

Validierung ist kein Thema sein, über das man viel diskutieren kann. Wenn das Produkt valide ist, kann es perfekt oder vollkommen vermurkst sein. Wenn das Produkt nicht valide ist, kann es zumindest gut oder gleichsam vollkommen vermurkst sein.

Validierung heißt letztlich nur, dass man bestimmte Elemente und Attribute verwendet und gewisse rudimentäre Syntaxregeln einhält. Sowohl die Vokabulare als auch die Strenge der Syntax variiert von (X)HTML-Version zu (X)HTML-Version. HTML 4.01 Transitional erlaubt beispielsweise unzählige Dinge, die man im Jahr 2005 lieber vermeiden möchte. Die Grundregel ist: Valides Markup ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung zu sinnvollem Markup.

Es gibt verschwindend wenige Gründe, absichtlich nicht-valide Seiten zu schreiben. Zum einen der absichtliche Einsatz von gewissen proprietären Elementen und Attributen. Davon gibt es nicht viele. layer, blink und marquee braucht kein Mensch. Kämen nur noch z.B. proprietäre Event-Handler für den MSIE hinzu, mit denen man feine Sachen anstellen kann. Wenn man in solchen Punkten von der Validität abweicht, um gewisse Zusatzfeatures anbieten zu können: Geschenkt. (Wobei man die Scripting-Logik besser auslagert, anstatt sie ins Markup zu tragen.)

Validität heißt unter anderem die richtige Verschachtelung von Elementen und die korrekte Platzierung von Tags. Hinzu kommt, dass man nicht einfach <table><div>...</div></table> usw. schreiben kann, wie es oft getan wird. Dafür zu argumentieren, ist nicht schwer. Eine Seite wird niemals in verschiedenen Browsern gleich aussehen, wenn diese simplen Syntaxregeln nicht eingehalten werden. Einen kaputten Elementbaum mit CSS zu formatieren, ist aussichtslos. JavaScripte greifen ins Leere. Suchmaschinen drehen am Rad, weil sie das Markup nicht parsen können.

Ich selbst achte sehr darauf, meine Seiten W3C-konform zu erstellen, wobei das wohl eher Prinzip ist nach dem Motto "Standardisierung führt letztendlich zu einheitlicher Darstellung einer Website in den verschiedenen Browsern" - und das Einhalten der W3C-HTML-Standards kostet ja kaum mehr Aufwand.

Eben. Eben.

Ein "handfestes" resp. überzeugendes Argument könnte z.B. die schnellere Indizierung durch Google & Co resp. eine bessere Platzierung in den Suchresultaten sein (ich weiss, dass für die Platzierung und den Pagerank noch ganz andere Kriterien massgebend sind). Gibt es Hinweise oder gar mehr Beweise dafür, dass Suchmaschinen valides HTML belohnen?

Wieso sollten sie?

Validität garantiert Suchmaschinen, dass sie die Inhalte überhaupt grundlegend verarbeiten können und die Textauszeichnung korrekt erkennen. Das war es aber auch. Nur wenn das Markup nicht so dermaßen kaputt ist, dass die Suchmaschine überhaupt keinen sinnvollen Text extrahieren kann, verliert eine Seite auf jeden Fall. Natürlich benutzen Suchmaschinen ultratolerante Parser, sodass sie jeden HTML-Müll indizieren können. Syntaktische Korrektheit interessiert sie aber nicht vornehmlich, sondern nur als Mittel zum Zweck. Es ist Spekulation, dass eine Seite, bei der der Parser der Suchmaschine einige unbedeutende Syntaxfehler korrigieren musste, *deshalb* auf einem schlechten Platz landet. Suchmaschinen interessieren sich für den Textinhalt und dessen Strukturierung bzw. Auszeichnung. Eine schlecht ausgezeichnete Seite mit Syntaxfehlern steht in diesem Punkt einer schlecht ausgezeichneten validen Seite nicht nach.

Valides HTML ist noch lange kein Garant für eine gute Google-Platzierung. Suchmaschinenoptimierung greift dort an, einfach und klar gehaltenes Markup zu schreiben, das dem Text eine erkennbare Form gibt. Überschriften und Schlüsselwörter werden herausgearbeitet, man legt Zusammenfassungen an, gibt dem Dokument einen sinnvollen Titel.

Wenn man die zur Verfügung stehenden Auszeichnungsmöglichkeit gemäß dem Standard sinnvoll anwendet, kommt durchaus von Suchmaschinen geachtete Seite heraus. Und valide ist sie zudem. Wäre sie aber nicht valide, weil ein paar kleinere Abweichungen die DTD-Konformität verhindern, würde Google höchstwahrscheinlich vollkommen darüber hinwegsehen und sie trotzdem hochschätzen.

Oder wie würdet Ihr die W3C-Konformität propagieren resp. einen sogenannten Profi davon überzeugen, dass auch er sich an diesen Standard hält?

In welcher Beziehung steht ihr zu ihm, dass ihr ihm nicht die Anforderungen diktieren könnt? Entweder er macht es oder ihr engagiert eine Agentur / ein Freelancer mit einschlägigen Referenzen, bei der / dem solche triviale technische Tauglichkeit zum Grundrepertoire gehört.

Ich fände es viel wichtiger, über Validität hinauszugehen. Bzw. W3C-Konformität sollte sich keinesfalls nur in syntaktischer Korrektheit äußern. Auch valide Seiten können in vielerlei Hinsicht technisch minderwertig sein. Nagelt ihn lieber z.B. auf Accessibility-Standards fest (nicht unbedingt mit allen speziellen Anpassungen für Spezialfälle), die den sinnvollen Einsatz von HTML, CSS und Javascript fordern und zudem eine interoperable Technik sowie eine bedienbare Oberfläche. Validität gehört auch dazu, wird aber zu einem Mittel zum Zweck.

Mathias