Martin Rozmus: Kritik am "Aufsatz" zum Thema Barrierefreiheit

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Liebe Forumsteilnehmer,> hi,

[...]

Was ich hingegen auch eher albern finde, ist die ver-Tooltipung gängiger Abkürzungen wie "z.B.", "u.s.w." oder "etc."
Dass ein nicht-Muttersprachler damit ggf. Probleme haben könnte, halte ich für ein wenig stichhaltiges Argument - der kennt vielleicht neben diesen gängigen Abkürzungen auch ganze Wörter wie "Lebkuchen" oder "Pudelmütze" nicht - trotzdem würde wohl kaum ein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, ihm alle möglichen Solchen dann per Tooltip erklären zu wollen.

Wie du siehst, vertrittst du mit der Aussage deine Meinung: "Was ich hingegen auch eher albern finde [...]". Diese Aussage wird von dir auch gut begründet. Die Gültigkeit der Begründung schränkst du allerdings auf dich und "vernünftige Menschen" ein.

Und was ich den vernünftigen Menschen zutraue, ist, dass sie dazu fähig sind, solche kleinen Ablenkungen zu ignorieren. Im Gegensatz dazu traue ich grundsätzlich Menschen nicht zu, die mit einer trivialen Abkürzung nichts anfangen können, dass sie dazu in der Lage sind, die Bedeutung einer Abkürzung zu recherchieren. Was ich damit meine, ist, dass man natürlich etwas vom Lesekomfort als "vernünftiger Mensch" abgeben muss, wenn jede Abkürzung, sei sie auch so geläufig, ausgezeichnet ist. Aber ist nicht gerade die Idee der Barrierefreiheit, nicht nur von dem Standpunkt des "vernünftigen Menschen" auszugehen?

In Bezug auf einen "Nicht-Muttersprachler" magst du auch Recht haben. Er kennt nicht alle Wörter. Allerdings hat er die Möglichkeit, sie nachzuschlagen. Bei Abkürzungen, die zwar geläufig sind, aber nicht weiter erklärt sind, könnte ihm die Möglichkeit aber verwehrt bleiben.

Deshalb halte ich das auch bei den wirklich üblichen Abkürzungen für Blödsinn - das ist etwas für Fanatiker, die Spaß daran haben, auf Teufel komm raus alles Mögliche mit title oder Tooltip zu versehen, nur um sich dann in Diskussionen mit anderen gleichgesinnten Überbewertern dieser vermeintlichen "Barriereverringerung" darüber austauschen zu können, wie furchtbar es doch sei, dass der IE <abbr> nicht unterstützt ...

Der IE unterstützt abbr aber nicht acronym ;-)

Dass man damit nicht lediglich einer Minderheit mehr Komfort bietet, sondern im Gegenteil der vermutlich großen Mehrheit neue Barrieren in den Weg legt (die schon angesprochene Ablenkung durch die optische Hervorhebung solchermaßen "erklärter" Wörter, das "Herausreißen" aus dem Lesefluß) ist nämlich die Kehrseite der Medaille.

(Siehe oben.) Ich denke nicht, dass der großen Minderheit der *Zugang zur Information* dadurch verwehrt bleibt. Im Umkehrschluß kann das Auslassen von Erläuterung einer Abkürzung dazu führen, dass eine Minderheit, sei sie auch so gering, _nicht_ die benötigten Informationen erfassen kann.

Und weiter frage ich mich, was man unter "geläufigen Abkürzungen" versteht? Wer legt fest, was geläufige Abkürzungen sind? Ich denke, dass für einen Akademiker mehr Abkürzungen geläufig sind als für jemanden mit einem Sonderschul-Abschluß hat.

MfG Martin