Hej,
Ohne radikal klingen zu wollen: es gibt für mich einfach Straftaten, mit denen man sich jegliches Recht auf Resozialisierung verwirkt hat.
Das klingt nicht nur radikal, sondern ist es auch, weil es letzlich in die Forderung nach Wiedereinführung der Todesstrafe mündet,
Überhaupt nicht. Es ist ein weiter Unterschied einem das Recht an der Gesellschaft partizipieren zu dürfen oder das Recht zu Leben abzuerkennen.
Der Verurteilte darf weiter leben, darf sich im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst entfalten, glauben, denken, usw. Aber das Recht darauf das inmitten derer zu tun, die er so empfindlich geschädigt hat, ist bei Mord (und ähnlich schweren Vergehen) auf Lebenszeit verwirkt.
Damit kehrt eine Gesellschaft ihre Probleme nur unter den Teppich und setzt sich nicht wirklich damit auseinander.
Ich mag diese Argumentation einfach nicht. Natürlich trägt die Gesellschaft als Ganzes zur Sozialisierung des Individuums bei und hat somit auch immer ein Mit-Verantwortung wenn dieses straffällig wird. Andererseits reicht das als Begründung der Schuld noch lange nicht aus und ist auch vor der weiten Majorität die friedliebend und straffrei ist nicht rechtfertigbar.
Es widerspricht meiner inneren Stimme gewaltig, bei mir die Schuld suchen zu müssen, wenn sich solche Vorfälle, wie der hier diskutierte werden ereignen.
Was ich bei dieser Argumentation nicht verstehe ist, dass es immer wieder zu der Verschiebung vom Täter zum Opfern kommt, wobei die Frage nach dem eigentlichen Opfer nach der Verschiebung -- und auch nur auf Nachfrage -- mit dem Kommentar beantwortet wird: "Der ist jetzt tot, das nützt dem jetzt auch nichts mehr."
Selbstverständlich sind Nächstenliebe, Vergebung, Sozialisierung, usw. zu bejahende Merkmale einer Gesellschaft. Aber eine Gesellschaft, die den Wert eines Lebenden nur über den Wert seines potentiellen Todes definiert, hat da etwas missverstanden.
Beste Grüße
Biesterfeld
"Nein! ... Nein, schneller, leichter, verführerischer die dunkle Seite ist."