Biesterfeld: gestern im SWF1 Radio wieviel Oel pro jahr...

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Hej,

Keine, gar keine Lebensmittelindustrie kann es sich erlauben heutzutage auf GVOs (gentechnisch veränderte Mikroorganismen) zu verzichten. Sobald wir von Milcherzeugnissen in irgendeiner Form, Bier, Essig, Wein, Sojafermenten, Backwaren, und noch vielen anderen Lebensmitteln sprechen, kannst du dir mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit sicher sein, dass GVOs an der Produktion beteiligt waren.

Naja 0,9% gen-veränderte lebensmittel soweit ich es verstanden habe sind nicht deklarierbar

Nein, es heisst wenn der Anteil an GVO (z.B. Genveränderter Mais) oder mit Hilfe von GVOs hergestellten Anteilen (z.B. Käse aus Herstellung mit veränderten Starterkulturen) in dem Nahrungsmittel unter 0.9 % liegt, muss das Nahrungsmittel nicht mehr als GVO-Erzeugnis deklariert werden. Das heisst du wirst nur nicht darüber aufgeklärt, dass an irgendeiner Stelle in der Produktionskette des fertigen Produktes GVOs eingesetzt wurden.

Wenn ich die gen-history lese , dann sieht das nicht so aus, als würden unsere lebensmittel und Tiere mit gen-veränderungen vollgepumt im gegenteil.

Man muss halt genau unterscheiden wovon man spricht. Die von dir aufgeführte Chronologie bezieht sich darauf, dass das Lebensmittel _selber_ gentechnisch verändert worden ist. Was at aber zum Ausdruck bringen wollte war, dass sehr viele Lebensmittel mit Hilfe von GVOs hergestellt werden. Also selber zwar keine GVOs sind, aber eben GVO-Erzeugnisse.

Bei sehr vielen Prozessen in der Lebensmitteltechnologie spielen Bakterien und Pilze eine entscheidende Rolle. Die Löcher kommen durch anaeroben Abbau von Lactose und Fett durch Propionsäurebakterien in den Käse. Joguhrt und Quark werden durch Lactobacilli erzeugt. Bier wird z.B. durch Saccharomyces cerevisiae vergoren, Essig mit Hilfe von Acetobacter produziert ... usw. Diese Mikroorganismen sind kleine Chemiefabriken, die eine Vielzahl von Chemischen Stoffen in andere umwandeln, jeder von denen hat aber so seine "Spezialitäten" warum sich auch immer nur ganz bestimmte für einen bestimmten Reifeprozess des Nahrungsmittels eignen. Um nun diesen Reifeprozess zu "optimieren" kann man an den MOs (Mikroorganismen) genetisch etwas rumspielen. Das hat nochmal nichts mit Lotto zu tun, sondern geht sehr geziehlt von statten. Um übrigens dieses "rumspielen" so geziehlt ablaufen zu lassen ist es sehr wichtig einen holistischen Blick auf das System Mikroorganismus zu haben, der teilweise durch die Entschlüsselung des Genoms gewährt wird.

Diese genetischen Optimierungen von denen ich spreche werden zwar im Labor geziehlt durchgeführt, aber: Wenn ein MO sich teilt muss er auch seine DNA teilen. Bei der Teilung entstehen immer Fehler, sog. Mutationen. Manche Mutationen sind lethal, also der MO ist gar nicht lebensfähig und vermehrt sich auch nicht, andere haben gar keine Auswirkung, nochmal andere verändern den MO. Das kann einmal dahin führen, dass er z.B. von selbst produktiver für den Reifeprozess wird. Andere Veränderungen können ihn aber z.B. von heute auf morgen für den Menschen pathogen (also krankheitserregend) machen. Das ist das ganz normale Prinzip der Evolution. Daher versuche ich dir ja zu erklären, dass eine geziehlte Mutation die im Labor stattfindet weitaus harmloser ist, als das, was täglich in der Natur 10^20 mal stattfindet (mag jetzt auch im fünf 10er Potenzen daneben gelegen haben).

Beste Grüße
Biesterfeld

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"Nein! ... Nein, schneller, leichter, verführerischer die dunkle Seite ist."