Rechtschreibreform

[Gernot Back]

Hallo Mathias,

Der Begriff wäre mir zu wenig abgegrenzt, da müsste ich ja doch auch wieder einzelne Wörter am Satzende abtrennen.
Was meinst Du?

Das Wort "wieder" hätte ich mir hier sogar sparen können: Nach der Sinneinheiten-Regel würde sogar das Beispiel aus dem alten Duden (19.Auflage von 1986): "Wir hatten den Betrag zu überweisen beschlossen" mutieren zu "Wir hatten, den Betrag zu überweisen, beschlossen". Da ich hier aber keine Atempausen benötige, würde ich hier so, wie es auch nach neuer Rechtschreibung weiterhin vorgesehen ist, keine Kommas setzen.

Das Luftholen ist genauso ein subjektives Kriterium wie das bewusste Setzen von Sinnabschnitten.

Ich denke man muss sich auch einfach davon verabschieden, dass man Sprache bis ins Letzte reglementieren kann. Ich halte die Subjektivität geradezu für ein Charakteristikum natürlicher Sprachen.

Die Englische Regel "When in doubt, leave it out" fände ich hier ausnahmsweise auch nicht schlecht.
Diese Tendenz findet sich ja auch in der Reform, und ich erlebe sie als negativ. Mir fällt beim Lesen von Klassenarbeiten immer wieder auf, dass ich Passagen wiederlesen muss, wenn ein längeres Konstrukt mit Infinitiv + "zu" ohne Markierung beginnt, das man zunächst nicht als neuen Sinnblock erkennen kann.

... das Sezten des "zu" ist aber meist auch weiterhin erlaubt. Ich halte es auch meist für hilfreich und setze es.

Das ist die klare Folge einer Politisierung und Bürokratisierung der Sprache, für die Du ansonsten eintrittst. Wenn Du dafür bist, dass die Grammatik von der Politik reguliert werden soll, musst Du politische Diskussionen dieses Themas akzeptieren.

Wenn bewusst Falschinformationen gestreut werden, hat das aber mit politischer Diskussion nichts zu tun.

Letzt meinte doch glatt Ullrich Wickert als Bonmot zu einer seiner Thagesthemensendungen "So einen Schwachsinn wie Schifffahrt mit drei "f" oder "Ballettruppe" mit drei "t" würde er nie schreiben. Was ihm dabei "entgangen" ist, ist der Umstand, dass er "Ballettruppe" auch nach alter Rechtschreibung mit drei "t" schreiben sollte.

Gruß Gernot