Hallo Mathias,
ich glaube, wir sind eigentlich gar nicht so weit auseinander:
Natürlich kann ich mich nicht um alles selbst kümmern, ich muss in unserer, wie du richtig schreibst "arbeitsteiligen Gesellschaft" auch Dinge delegieren an Leute, denen ich vertraue. Wenn ich aber das Gefühl bekomme, dass ich ihnen nicht mehr vertrauen kann, dann muss ich mich spätestens mal wieder selbst kümmern.
Nein, ich muss nicht selbst Zahnmedizin studieren oder Politiker werden, aber ich muss mich ggf. nach einem Zahnarzt erkundigen, der es besser drauf hat oder nach einer Partei, die meine Interessen besser vertritt.
Aber wenn ich keine solche Person finde, die es besser drauf hat, dann hilft es mir auch nichts, pauschal zu sagen "Zahnärzte und Politiker taugen doch alle nichts".
Dann muss ich eben vielleicht doch mehr tun, mich selbst um Zahnheilkunde bemühen oder eben aktiv in die Politik gehen. Es wird mir zuviel delegiert in diesem Lande.
Ich glaube, das war damals in der fünften oder sechsten Klasse (Förderstufe in Hessen, noch im Klassenverband), denn das Fach hieß noch "Sachkunde". Da hat mir der Lehrer eine eingängige Definition von Politik genannt, der ich noch heute anhänge: "Politik ist alles, was Menschen unternehmen, um ihr Zusammenleben zu organisieren". Du kannst mir vielleicht sagen, von welchem klugen Philosophen/welcher klugen Philosophin er diese Definition gehabt haben könnte.
So gesehen fängt Politik in der Familie und im häuslichen Umfeld an.
Es gibt Leute, die rufen statt mit ihrem Nachbarn zu reden zuerst die Hausverwaltung oder die Polizei an, wenn dieser nach zehn Uhr die Musik zu laut stellt und beschweren sich auch noch, wenn die Polizei und/oder die Hausverwaltung nicht schnell genug reagieren.
Solche Leute haben in meinen Augen keinen Respekt verdient. Leute hingegen, die sich um die Organisation unseres Zusammenlebens kümmern, haben jeden Respekt verdient und man sollte das Feld nicht solchen Leuten überlassen, denen es in Wahrheit gar nicht um die Sache geht. Genau das tun wir aber, wenn wir immer nur unsere Politikverdossenheit pflegen.
Dann sind wir aber selber schuld!
Schönen Gruß,
Gernot