Utz: 40 Jahre Beatclub

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Hallo,

in fast[1] jeder mir bekannten musikrichtung (selbst bei kinder-fresser-metal, punk, industrial, neue musik, sog. volksmusik, jazz, ...) ist es so, dass die leute, die sich mit dem jeweiligen zeug beschaeftigt haben, auch beim hoeren nur weniger takte, sofort wissen von wem ein stueck ist. wiedererkennbarkeit ist also nahezu immer da, bloss nicht immer fuer jeden fulminant.

Einverstanden, aber es gibt trotzdem ein "aber", nämlich: in verschiedenen Stilrichtungen ist Wiedererkennbarkeit der Ausführbarkeit unterschiedlich besetzt. Die Techno-Szene richtete sich ja ganz explizit gegen das "Rockstar"-Tum und wollte die Ausführenden in der Anonymität halten, was durch ständige wechselnde Künstler/-Projektnamen bzw. gar der Verweigerung, übrhaupt auch nur *irgendwelche* Namen aufs Cover zu schreiben, erreicht werden sollte. Hier bedurfte es erheblichen Insider-Wissens, um die Tracks den Autoren zuordnen zu können. Das sagt aber aus meiner Sicht nichts darüber aus, ob die Musik selber jetzt besser oder schlechter war.

in den charts jedoch gab und gibt es _immer_ stuecke, welche fuer _jeden_ einen hohen wiedererkennbarkeitswert hatten und haben.

Nicht einverstanden - mir passiert es z.B. machmal, dass ich mir bei Chartsmusik denke: "Ah, jetzt läuft Lied XY, jetzt hörst Du mal genau zu was das ist" - aber ich schaffe es nicht, zum Ende des Stücks blieb exakt gar nix bei mir haften - keine Melodie, kein Text, keine Sounds, nichts. Das passiert mir in der Regel bei Industrie-Produktionen, die eben genau auf Chart-Erfolg getrimmt sind: mit Standard-Beats, Standard-Sounds, elektronisch nivelliertem Gesang usw. Natürlich fehlen mir ein paar Backgrounds: ich schaue keine Musikvideos und lese keine Bravo, mir fehlt also die Rezeption solcher Marketing-Instrumente. Was "Wiederkennbarkeit" betrifft: letztlich scheint es so zu sein, dass leichte Abwandlungen eines Produkts, das man zuvor schon mochte, für eine nicht kleine Käuferschicht attraktiv sind.

Das gabs natürlich früher auch schon - bei jedem zweiten One-Hit-Wonder klang die Nachfolgesingle exakt so wie der Hit. Dann war es meistens so, dass die Nachfolgesingle so nen mittelprächtigen Platz in den Charts erreichte, und wars aus. Heute scheint mir das anders zu sein, heute kommt man mit dem Prinzip locker auf ne mehrjährige, glanzvolle Karriere.

Wenn ich jetzt aber über Charts-Musik herziehe muss ich noch anfügen: ich ziehe jetzt hier nur über speziell für Charts produzierte Musik her. Über künstlerisch produzierte Musik herzuziehen wäre ein noch weiteres Feld :-)

Grüße,
Utz

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Mitglied im Ring Deutscher Mäkler