seth: tschernobyl; strahlenexposition

gudn tach!

ich war eines der kinder, die 1986 ein paar tage lang nicht auf den spielplatz durften. naja, dafuer lernte ich dann ein paar jahre spaeter in der schule, dass tschernobyl eigentlich gar nicht soo neu war. die a-bomben-tests der militaer-deppen ueber 20 jahre vorher waren fuer mitteleuropa nicht minder schlimm[1]. allerdings habe ich mittlerweile auch gemerkt, dass sehr viele aeltere (also nicht zu alt, klar...) leute, das so _nicht_ in der schule lernten. die gruende mag sich jeder selbst zusammenreimen.
aber aus pseudo-aktuellem anlass moechte ich die gelegenheit nutzen, mal darauf hinzuweisen:
"Für Personen in Mitteleuropa ergibt sich für den Zeitraum von 1960 bis 2050 im Mittel eine effektive Dosis von rund 2 Millisievert; rund 80 % dieser Dosis sind in den Jahren von 1960 bis 1970 angefallen. Die heutige jährliche Strahlendosis durch die Kernwaffentests beträgt in Deutschland etwa 5 Mikrosievert."
zitat aus http://www.infokreis-kernenergie.de/documentpool/ik_radiostrahlwirkung_01_2006.pdf, seite 11, abschnitt 2.6.
eindrucksvoller als worte sind die abbildungen 8 und 9 in der angegebene quelle.

mich interessiert nun noch, wer von euch wann davon in der schule oder den nachrichten mal etwas bzw. nichts gehoert hat.

prost
seth

[1] inwiefern der durchaus vorhandene leichtsinnige umgang mit roentgenstrahlung (z.b. roentgenapparate in schuhgeschaeften, ...) und die schlechteren geraeten dazu beitrugen, weiss ich nicht und konnte auch so auf die schnelle nichts darueber eruieren. ich vermute allerdings, dass sie gegenueber der durch die kernwaffen-versuche verursachten exposition vernachlaessigbar sind.

  1. hallo seth,

    ich war eines der kinder, die 1986 ein paar tage lang nicht auf den spielplatz durften.

    Und ich war einer der (DDR-)Journalisten, denen bei der Sportberichterstattung für ihre Zeitung ganz offiziell verboten wurde, für die erste Etappe der damals ausnahmsweise in Kiew startenden Friedensfahrt vom "strahlenden Sieger" zu sprechen. Es gab eine Presseanweisung aus dem Zentralkomitee der SED dazu. Gewonnen hat diese Friedenfahrt übrigens Olaf Ludwig, der heute Teamleiter bei t-Mobile ist und vielleicht hofft, daß "Ulle" doch noch einmal die Tour de France gewinnen kann.

    naja, dafuer lernte ich dann ein paar jahre spaeter in der schule, dass tschernobyl eigentlich gar nicht soo neu war.

    Falsch. Einen Kraftwerksunfall dieser Dimension hatte es bis dahin nicht gegeben.

    aber aus pseudo-aktuellem anlass

    Da ist nichts "pseudo". Der Anlaß ist mit dem 20. Jahrestag höchst _public_. Gemessen an der Halbwertszeit von Plutonium sind die zwanzig Jahre allerdings vernachlässigbar.

    mich interessiert nun noch, wer von euch wann davon in der schule oder den nachrichten mal etwas bzw. nichts gehoert hat.

    Ich habe im Herbst 1986 nur von einigen (ehemaligen) Kommilitonen entsetzte Blicke geerntet und ein paar höchst besorgte  Kommentare zu hören bekommen, weil ich trotz alledem in die Pilze gegangen bin. Es war, was selten vorkommt, ein außerordentlich gutes "Steinpilzjahr". Tatsächlich waren die Werte geringfügig erhöht, aber bei weitem nicht in dem Maß, daß man hätte von einer Gesundheitsgefährdung sprechen können. Um mich von den Steinpilzen des Jahres 1986 "verstrahlen" zu lassen, hätte ich im September täglich drei Tonnen Steinpilze essen müssen. Das war mir leider nicht möglich. Und im Holunder gab es hier um Berlin herum keinerlei meßbare Erhöhung der "Strahlenwerte", so daß ich auch unbesorgt Holunderwein machen konnte.

    Es gab 1986 ein paar seriöse, aber noch viel mehr ungenügend fundierte "Berechnungen" des Gefährdungspotentials, dem Deutschland ausgesetzt war. Politisch hat "Tschernobyl" nicht unwesentlich dazu beigetragen, daß die spätere rot/grüne Regierung die Beschlüsse zum Atomaustieg faßte. Es wäre der jetzigen Regierung und allen kommenden Regierungen zu wünschen, daß sie an diesem "Ausstieg" festhalten würden. Aber Wünsche sind bisweilen Illusionen sehr nahe ...

    prost

    ähm ... bei dem von dir gewählten Thema paßt diese sonst ganz nette Verabschiedungsfloskel leider überhaupt nicht.

    Grüße aus Berlin

    Christoph S.

    --
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    1. Hi,

      Ich habe im Herbst 1986 nur von einigen (ehemaligen) Kommilitonen entsetzte Blicke geerntet und ein paar höchst besorgte  Kommentare zu hören bekommen, weil ich trotz alledem in die Pilze gegangen bin. Es war, was selten vorkommt, ein außerordentlich gutes "Steinpilzjahr". Tatsächlich waren die Werte geringfügig erhöht, aber bei weitem nicht in dem Maß, daß man hätte von einer Gesundheitsgefährdung sprechen können.

      Ein Bekannter, der beim Bundesamt für Strahlenschutz arbeitet, hat damals Pilze vom Herbst 1986 mit Pilzen aus der Tiefkühltruhe vom Herbst 1985 (beide aus dem gleichen Waldstück) verglichen. Tatsächlich war die Belastung der 86er höher als die der 85er - bei genauerer Untersuchung zeigte sich, daß der Unterschied ziemlich genau dem entsprach, was innerhalb eines Jahres an Abbau zu erwarten war ...

      cu,
      Andreas

      --
      Warum nennt sich Andreas hier MudGuard?
      Schreinerei Waechter
      O o ostern ...
      Fachfragen unaufgefordert per E-Mail halte ich für unverschämt und werde entsprechende E-Mails nicht beantworten. Für Fachfragen ist das Forum da.
      1. hallo Andreas,

        Ein Bekannter, der beim Bundesamt für Strahlenschutz arbeitet, hat damals Pilze vom Herbst 1986 mit Pilzen aus der Tiefkühltruhe vom Herbst 1985 (beide aus dem gleichen Waldstück) verglichen. Tatsächlich war die Belastung der 86er höher als die der 85er - bei genauerer Untersuchung zeigte sich, daß der Unterschied ziemlich genau dem entsprach, was innerhalb eines Jahres an Abbau zu erwarten war ...

        Sehr interessanter Hinweis. Ich habe jetzt leider keine genauen Zahlen zur Verfügung (naja, man hätte erwarten können, daß irgendjemand das Thema anspricht und sich entsprechend mit Material versorgen sollen), aber ich erinnere mich, daß ich mit einem Korb voller frisch eingesammelter Steinpilze in die Uni getappelt bin und daß die Meßwerte genau das aussagten: die "Belastung" entsprach nicht dem zu erwartenden Wert, sondern lag geringfügig um so viel höher, als hätte sich ein Jahr lang keinerlei "Entspannung" zugetragen. Das sind nun allerdings die Werte aus dem Berliner Umland. Würde man die hier eingesammelten Steinpilze mit Steinpilzen aus der Nähe von Tschernobyl vergleichen, sähe die Relation gewiß deutlich anders aus.

        Man müßte das allerdings nochmals mit den exakten Meßdaten belegen, um wirklich verläßliche Aussagen machen zu können. Das Problem ist gerade bei solchen "Gedenktagen" aber immer das der Interpretation: mir (und dir sicherlich auch nicht) liegt bei weitem nicht daran, an "Tschernobyl" im Nachhinein etwas verharmlosen oder gar schönreden zu wollen. Das Problem war "damals" die absolute Hachrichtensperre, die die Sowjetunion verhängt hatte, und die mehrere Monate verhinderte, daß Genaueres als Spekulationen in den mitteleuropäischen Nachrichten dargestellt werden konnte. Zum zehnten Gedenktag, also vor zehn Jahren, sah die Berichterstattung übrigens deutlich "pessimistischer" aus als heute - ich habe einige Info-Sendungen vor zehn Jahren aus dem ZDF und aus anderen Sendern mitgeschnitten und werde das mal vergleichen.

        "Medienwirksam" waren diesmal die Tränen, die Juschtschenko in den Augen hatte. Die mögen echt und glaubhaft gewesen sein. Und es mindert nichts daran, daß dieser "GAU" bisher so ziemlich das Schlimmste war, was durch "Technologie" bewerkstelligt werden kann.

        "Wir" haben nur halt zu lernen, wie man nun damit umgehen und weiterleben soll.

        Grüße aus Berlin

        Christoph S.

        --
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        1. Hallo.

          Würde man die hier eingesammelten Steinpilze mit Steinpilzen aus der Nähe von Tschernobyl vergleichen, sähe die Relation gewiß deutlich anders aus.

          Und die Pilze vermutlich auch.
          MfG, at

    2. gudn tach!

      Und ich war einer der (DDR-)Journalisten, denen bei der Sportberichterstattung für ihre Zeitung ganz offiziell verboten wurde, für die erste Etappe der damals ausnahmsweise in Kiew startenden Friedensfahrt vom "strahlenden Sieger" zu sprechen.

      auch wenn du vielleicht (und bestimmt nicht alleine) der meinung bist, dass das nicht lustig sei. ich finde sowas u.a. lustig.

      naja, dafuer lernte ich dann ein paar jahre spaeter in der schule, dass tschernobyl eigentlich gar nicht soo neu war.

      Falsch. Einen Kraftwerksunfall dieser Dimension hatte es bis dahin nicht gegeben.

      deswegen "soo" mit zwei o. bezueglich der strahlenbelastung war es nichts neues und darauf kam es mir im posting an.

      aber aus pseudo-aktuellem anlass

      Da ist nichts "pseudo".

      es ist heute nicht aktueller als gestern oder morgen oder vor 286 oder in 173 tagen. der umlauf der erde um die sonne wird imho viel zu hoch bewertet. ach ja, aehnliches gilt fuer das dezimalsystem ("juhuu, am ende steht ne null!"). insofern ist es imho sehr, sehr pseudo.

      mich interessiert nun noch, wer von euch wann davon in der schule oder den nachrichten mal etwas bzw. nichts gehoert hat.

      Ich habe im Herbst 1986 nur von einigen (ehemaligen) Kommilitonen entsetzte Blicke geerntet und ein paar höchst besorgte  Kommentare zu hören bekommen, weil ich trotz alledem in die Pilze gegangen bin.

      hmm, ich meinte die tatsache, dass die strahlenexposition in den 1960ern so enorm gross war, selbst im vergleich zu dem tschernobyl-unfall.

      Um mich von den Steinpilzen des Jahres 1986 "verstrahlen" zu lassen, hätte ich im September täglich drei Tonnen Steinpilze essen müssen. Das war mir leider nicht möglich.

      hast du's ausprobiert? ;-)

      Es gab 1986 ein paar seriöse, aber noch viel mehr ungenügend fundierte "Berechnungen" des Gefährdungspotentials, dem Deutschland ausgesetzt war.

      ja, aber das ist wohl immer der fall.
      wer moechte denn schon serioese presse?
      _millionen_ von bild-lesern koennen sich nicht irren! ;-)

      prost

      ähm ... bei dem von dir gewählten Thema paßt diese sonst ganz nette Verabschiedungsfloskel leider überhaupt nicht.

      sehe ich nicht so. ich versuche alles ernst zu nehmen, aber nichts zu ernst zu nehmen. ich gehe sogar so weit, dass man imho alles auch von seiner "laecherlichsten" (i.s.v. "unserioesesten") seite betrachten duerfen muss.
      wenn dich die abschiedsfloskel kraenkt, bitte ich dich, sie zu ueberlesen, so war sie naemlich nicht gemeint. in diesem posting, was ich ja direkt als antwort an dich poste, kann ich es mir allerdings auch einfach verkneifen.

      tsch (ohne oe)
      seth

      1. hallo seth,

        Und ich war einer der (DDR-)Journalisten, denen bei der Sportberichterstattung für ihre Zeitung ganz offiziell verboten wurde, für die erste Etappe der damals ausnahmsweise in Kiew startenden Friedensfahrt vom "strahlenden Sieger" zu sprechen.
        auch wenn du vielleicht (und bestimmt nicht alleine) der meinung bist, dass das nicht lustig sei. ich finde sowas u.a. lustig.

        Falsch. Ich und meine damaligen Kollegen haben ganz im (damals uns allerdings noch nicht bekannten) Stil von "lol" geradezu Lachanfälle erlebt. Das hatte aber weit mehr mit der gewohnten Pressesituation in der DDR zu tun als mit den Fakten. Wir haben den Meldungen über den Tschernobyl-Unfall sehr wohl Glauben geschenkt, aber die Reaktion aus dem Zentralkomitee kam so prompt, daß wir eben nicht anders konnten. Man lacht ja auch, wenn es eher Verzweiflung ist.

        Da ist nichts "pseudo".
        es ist heute nicht aktueller als gestern oder morgen oder vor 286 oder in 173 tagen. der umlauf der erde um die sonne wird imho viel zu hoch bewertet. ach ja, aehnliches gilt fuer das dezimalsystem ("juhuu, am ende steht ne null!"). insofern ist es imho sehr, sehr pseudo.

        Nein. Du hast ein mehr als tiefgreifendes Problem angesprochen. Behandle es auch mit dem Ernst, den es nötig hat.

        Um mich von den Steinpilzen des Jahres 1986 "verstrahlen" zu lassen, hätte ich im September täglich drei Tonnen Steinpilze essen müssen. Das war mir leider nicht möglich.
        hast du's ausprobiert? ;-)

        der Smiley ist hier unangemessen. Sowas _kann_ man nicht ausprobieren, die Vergleichsgröße steht nur deshalb da, weil es ein unvergleichliches Ereignis war - und hoffentlich bleiben wird.

        prost
        ähm ... bei dem von dir gewählten Thema paßt diese sonst ganz nette Verabschiedungsfloskel leider überhaupt nicht.
        sehe ich nicht so.

        Schade.

        ich versuche alles ernst zu nehmen

        Das tust du eben gerade dann _nicht_, wenn du hier dein "prost" verwendest. Es gibt an "Tschernobyl" nichts, weswegen man sich zuprosten dürfte.

        ich gehe sogar so weit, dass man imho alles auch von seiner "laecherlichsten" (i.s.v. "unserioesesten") seite betrachten duerfen muss.

        Anderes Beispiel: Wir haben gerade ganz neu einen Streit in den Medien über eine Comicserie, die wohl MTV ab übermorgen ausstrahlen will, und in der der Papst als debiler Hampel dargestellt wird. Das paßt nun wirklich nicht zu "wir sind Papst" - beides ist überflüssig.
        Nein, Ich plädiere durchaus dafür, daß bestimmte Themen nicht karikiert werden sollten. Ganz einfach, um sie nicht zu verwässern. Die zwanzig Jahre seit "Tschernobyl" sind für das weiterhin strahlende Plutonium uninteressant. Aber es ist nahezu der "Generationenabstand" menschlicher Populationen. Und da muß halt jede Generation neu lernen, was sie um den Preis ihres eigenen Untergangs nicht lächerlich machen darf, sondern auf existentielle Weise ernstzunehmen hat. Es gibt Themen, über die man keine Witze machen kann. "Tschernobyl" gehört dazu, ebenso wie "Hiroshima".

        wenn dich die abschiedsfloskel kraenkt

        Deine Abschiedsfloskle "kränkt" mich nicht, ich finde sie lediglich bei dem von dir selber formulierten Thema nicht angemessen - und ich nehme an, daß das an dieser Stelle einigen anderen ähnlich geht. Sie ist "sonst" durchaus etwas bereits Gewohntes, man kennt sie bei dir und würde sie vermissen, wenn du dich zu den "normalen" Themen des Forums äußerst und sie dann dort weglassen oder irgendwie modifizieren würdest.

        so war sie naemlich nicht gemeint. in diesem posting

        Das ist mir klar, daß du es "nicht so gemeint" hattest. Gerade deswegen wollte ich dich auf diese kleine Unachtsamkeit aufmerksam machen.

        Grüße aus Berlin

        Christoph S.

        --
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        1. gudn tach!

          Man lacht ja auch, wenn es eher Verzweiflung ist.

          ja, oder resignation oder zynismus.
          das ist auch der grund, warum ich bswp. die monty python-truppe oder south park grossartig finde und mich jedes mal ueber deren ueble spaesse freue. man hat - trotz derselben gedanken! - die wahl zu heulen oder zu lachen. ich habe mich einfach fuer letzteres entschieden.

          Da ist nichts "pseudo".
          es ist heute nicht aktueller als gestern oder morgen oder vor 286 oder in 173 tagen. der umlauf der erde um die sonne wird imho viel zu hoch bewertet. ach ja, aehnliches gilt fuer das dezimalsystem ("juhuu, am ende steht ne null!"). insofern ist es imho sehr, sehr pseudo.

          Nein.

          sag doch nicht "nein" oder "falsch" direkt nachdem jemand seine meinung kund tut, sondern zitiere nur den relevanten teil, auf den du dich beziehst oder schreib sowas wie "meiner meinung nach eben nicht, weil...".
          das liest sich sonst so als wollest du eine meinung als ungueltig abtun. (oder sag mir einfach explizit, dass letzteres nicht der fall ist, dann ist auch wieder ein "nein" ok. denn dann weiss ich ja bescheid.)

          Du hast ein mehr als tiefgreifendes Problem angesprochen. Behandle es auch mit dem Ernst, den es nötig hat.

          wahrscheinlich sind wir unterschiedlicher meinung darueber, was (gebuehrender) ernst ist, denn ich bin nicht der meinung, dass ich das nicht taete.
          allerdings versuche ich i.a.r. etwas nicht nur von der ernsten oder nur der "unernsten" perspektive zu betrachten, sondern moeglichst von beiden gleichzeitig.

          Um mich von den Steinpilzen des Jahres 1986 "verstrahlen" zu lassen, hätte ich im September täglich drei Tonnen Steinpilze essen müssen. Das war mir leider nicht möglich.
          hast du's ausprobiert? ;-)

          der Smiley ist hier unangemessen.

          uaeh. wie wollen wir's zukuenftig handhaben? ignorierst du meine smileys oder soll ich solche kommentare zukuenftig ignorieren?

          dein "das war mir leider nicht moeglich" war _dein_ indikator fuer ironie, sonst wuerde es imho keinen vernuenftigen sinn machen, von "leider" zu sprechen. und bei mir war es der smiley.

          prost
          ähm ... bei dem von dir gewählten Thema paßt diese sonst ganz nette Verabschiedungsfloskel leider überhaupt nicht.
          sehe ich nicht so.

          Schade.

          finde ich nicht. allerdings waere es mir ein klitzekleines-bisschen lieber, wenn du es nicht schade faendest, falls - ueberspitzt formuliert - jemand das lachen dem weinen vorzieht.

          Anderes Beispiel: Wir haben gerade ganz neu einen Streit in den Medien über eine Comicserie, die wohl MTV ab übermorgen ausstrahlen will, und in der der Papst als debiler Hampel dargestellt wird. Das paßt nun wirklich nicht zu "wir sind Papst" - beides ist überflüssig.

          hmm, von dieser serie habe ich noch nichts mitbekommen. aber den bild-spruch "wir sind papst" fand ich genial und habe auch ordentlich gelacht, als ich das erfuhr.

          Ich plädiere durchaus dafür, daß bestimmte Themen nicht karikiert werden sollten. Ganz einfach, um sie nicht zu verwässern.

          oh, darueber sind wir also grundverschiedener meinung. aber schoen, das wir so schnell darauf gestossen sind.

          Und da muß halt jede Generation neu lernen, was sie [...] auf existentielle Weise ernstzunehmen hat.

          soweit ack. aber dem teil, den ich hinter "[...]" verbarg, also

          um den Preis ihres eigenen Untergangs nicht lächerlich machen darf, sondern

          stimme ich nicht zu. siehe oben.

          wenn dich die abschiedsfloskel kraenkt

          Deine Abschiedsfloskle "kränkt" mich nicht,

          oh, dann ist gut.

          so [also kraenkend] war sie naemlich nicht gemeint.

          Das ist mir klar, daß du es "nicht so gemeint" hattest. Gerade deswegen wollte ich dich auf diese kleine Unachtsamkeit aufmerksam machen.

          und ich versuchte nun zu erklaeren, dass es keine unachtsamkeit war.

          prost
          seth

    3. Politisch hat "Tschernobyl" nicht unwesentlich dazu beigetragen, daß die spätere rot/grüne Regierung die Beschlüsse zum Atomaustieg faßte. Es wäre der jetzigen Regierung und allen kommenden Regierungen zu wünschen, daß sie an diesem "Ausstieg" festhalten würden. Aber Wünsche sind bisweilen Illusionen sehr nahe ...

      Verstehe ich mit den Argument der Gefahr, bei dem Kraftwerk Typus RBMK-1000 vollkommen. Allerdings nicht für im Einsatz befindliche Kaltreaktoren, deren Kernreaktion paradoxerweise erlischt, sobald das eingesetzte Kühlverfahren aussetzt.

      Zitat:

      Bei wassermoderierten Reaktoren kommt es dabei zur Verdampfung des Moderators, welcher aber notwendig ist, um die Kettenreaktion aufrecht zu erhalten. Durch das schlagartige Ansteigen der Temperatur wird die Moderatordichte reduziert und damit der Fluss an thermischen Neutronen (denn nur diese tragen wesentlich zur Kernspaltung in diesem Reaktortyp bei) reduziert. Dadurch kehrt der Reaktor in den prompt kritischen, kritischen oder gar unterkritischen, in jedem Fall aber in den regelbaren Bereich zurück.

      Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Atomreaktor

  2. Hi seth,

    "Für Personen in Mitteleuropa ergibt sich für den Zeitraum von 1960 bis 2050 im Mittel eine effektive Dosis von rund 2 Millisievert; rund 80 % dieser Dosis sind in den Jahren von 1960 bis 1970 angefallen. [...]
    mich interessiert nun noch, wer von euch wann davon in der schule oder den nachrichten mal etwas bzw. nichts gehoert hat.

    also ich habe Ende der Siebziger in der Schule gelernt, dass wir (geburtenstarke Jahrgänge, um 1960 geboren) ein erhöhtes Knochenkrebsrisiko hätten. Hmm - einen kenne ich schon. :-(

    ~Yogi~

  3. Hallo Freunde des gehobenen Forumsgenusses,

    Ich will mal kurz eine Rechnung vorführen, damit euch die Relationen bei irgendwelchen Angaben von Strahlung in Becquerel klar werden:

    1. Der menschliche Körper enthält 140g Kalium

    2. Davon sind 0,012% (also 1,68g) radioaktiv.

    3. Also [latex]{{1,68 g} \over {40 {g \over mol}}} * 6,02 mol^{-1} = 2,52*10^{23}[/latex] radioaktive Atome.

    Den Rest rechne ich morgen abend, ich geh jetzt ins Bett (mein Taschenrechner regt mich auf).

    Gruß
    Alexander Brock

    1. gudn tach!

      Ich will mal kurz eine Rechnung vorführen, damit euch die Relationen bei irgendwelchen Angaben von Strahlung in Becquerel klar werden:

      und damit niemand Bq mit Sv verwechselt, hier noch drei links zur wikipedia:
      sievert, becquerel, radioaktivitaet

      prost
      seth

  4. Hi,

    aber aus pseudo-aktuellem anlass

    Wieso pseudo? Welche Energiedisskussionen werden wir in den nächsten 10 Jahren wohl führen, bei einem Ölpreis von derzeit 72 Dollar mit steigender Tendenz (Nachfrage China u. Indien, ev. Terror)?

    Gruesse, Joachim

    --
    Am Ende wird alles gut.
    1. gudn tach!

      aber aus pseudo-aktuellem anlass

      Wieso pseudo?

      habe ich bereits an anderer stelle beantwortet. pseudo-aktuell sollte sich darauf beziehen, dass der 20. jahrestag imho voellig ueberfluessigerweise hervorgehoben wird. das thema ist heute (und war vorgestern) nicht weniger aktuell als gestern.

      prost
      seth

  5. Moin,

    ich war eines der kinder, die 1986 ein paar tage lang nicht auf den
    spielplatz durften.

    Ja, ich war auch eines davon. (Auf Kiel gelegt im Jahr 1977 ;)

    Ich habe mir heute morgen bei NDR die Tagesschau von vor
    20 Jahren mir anzusehen. Da kam noch nichts, jedoch den
    Wetterbericht habe ich mit Interesse verfolgt. Werd in den naechsten
    Tagen noch die ein oder andere Tagesschau von 1986 verfolgen.

    naja, dafuer lernte ich dann ein paar jahre spaeter in der
    schule, dass tschernobyl eigentlich gar nicht soo neu war.
    die a-bomben-tests der militaer-deppen ueber 20 jahre vorher
    waren fuer mitteleuropa nicht minder schlimm[1].

    Du verwechselst hier Aepfel mit Birnen.
      Je nach Bauart, stecken in einem Physikpacket zwischen 15 bis
    50 Kilogramm, also 25kg im Mittel, Spaltbares Material. Selbst
    wenn man annimmt, das Insgesammt bis zu 1900 Packete gezuendet
    wurden, dann Entspricht das rund 47.5 Tonnen an Strahlendem
    Zeugs.
    Durch die Explosion kann das Material bis in die Stratosphaere
    aufsteigen, und der Fallout verteilt allmaelich ueber die Gesammte
    Flaeche der Erde.

    Bei dem Super-GAU in Tschernobyl, wurden bis zu 400 Tonnen [a]
    an Strahlendem Material in die Atmosphaere geschleudert. Die
    Explosions- und Feuerwolke erreichte Maximal eine Hoehe von knapp
    2500 - 3000 Metern. Die Ausbreitung des Fallouts ist daher sehr viel
    geringer. Rund 70 - 80% davon gingen auf die Westliche Sowjetunion
    und Europa nieder.

    a) 186 Tonnen an Hochradioaktivem Elemente, und rund 216 Tonnen
    an Schwachradioaktiven. Schaetzung der IAEA
      a - I) 186 Tonnen das sind knapp 90% des Reaktorkerns. Bei einer
      Unkontrollierten Kettenreaktion werden an die 80%, der Spaltbaren-
      masse, in Zerfallsprodukte umgewandelt.

    "Für Personen in Mitteleuropa ergibt sich für den Zeitraum von
    1960 bis 2050 im Mittel eine effektive Dosis von rund 2 Millisievert;
    rund 80 % dieser Dosis sind in den Jahren von 1960 bis 1970
    angefallen. Die heutige jährliche Strahlendosis durch die
    Kernwaffentests beträgt in Deutschland etwa 5 Mikrosievert."

    Also in Zahlen:

    Ursache der Strahlendosis | Mittelwert für die Bevölkerung
    ----------------------------------------
    Tschernobyl-Unfall  :        | 0,01
    Kernwaffentests     :        | 0,005
    ----------------------------------------
    Zivilisation gesamt :        | 1,9

    zitat aus http://www.infokreis-kernenergie.de/documentpool/ik_radiostrahlwirkung_01_2006.pdf,

    Seite 18, Abschnitt 2.11. - Tab. 17: Strahlenexposition der
    Bevölkerung in Deutschland

    Die Dosis durch oberirdische Versuche entspricht in etwa 5
    Roentgenaufnahmen im Jahr.
    Die Dosis durch Tschernobyl ist also rund 20 mal hoeher.
    Im Gesammtbild, sind beide jedoch beide gering. Die meiste
    Strahlung bekommen wir beim Roentgen ab.

    mich interessiert nun noch, wer von euch wann davon in der
    schule oder den nachrichten mal etwas bzw. nichts gehoert hat.

    Zuerst nur in der Schule, das wir nicht in den Sandkasten durfen,
    und dann das ganze, damals noch, Theoretsische Zeuchs in den
    Nachrichten und Wissenschatssendungen.

    Einige Zeit spaeter, 2 Jahre spaeter, kam dann die Atom-Maus.

    gruesse aus'm ruhrpott
      jens mueller

    --
    I am a scout. How can I use Perl in my day-to-day scout business? For example, helping little old ladies across the street. - See the perllol man page.
    1. gudn tach!

      naja, dafuer lernte ich dann ein paar jahre spaeter in der
      schule, dass tschernobyl eigentlich gar nicht soo neu war.
      die a-bomben-tests der militaer-deppen ueber 20 jahre vorher
      waren fuer mitteleuropa nicht minder schlimm[1].

      Du verwechselst hier Aepfel mit Birnen.

      ich reduzierte dir betrachtung auf die strahlenexposition und mitteleuropa und glaube da nichts verwechselt zu haben.

      in dem verlinkten dokument wird nicht von der menge der strahlenden elemente gesprochen, sondern von der gemessenen strahlung.

      "Für Personen in Mitteleuropa ergibt sich für den Zeitraum von
      1960 bis 2050 im Mittel eine effektive Dosis von rund 2 Millisievert;
      rund 80 % dieser Dosis sind in den Jahren von 1960 bis 1970
      angefallen. Die heutige jährliche Strahlendosis durch die
      Kernwaffentests beträgt in Deutschland etwa 5 Mikrosievert."

      Also in Zahlen:

      Ursache der Strahlendosis | Mittelwert für die Bevölkerung

      Tschernobyl-Unfall  :        | 0,01
      Kernwaffentests     :        | 0,005

      Zivilisation gesamt :        | 1,9

      das ist der mittelwert ueber ein jahr gebildet, nicht der jahresmittelwert seit 1960.

      zitat aus http://www.infokreis-kernenergie.de/documentpool/ik_radiostrahlwirkung_01_2006.pdf,

      Seite 18, Abschnitt 2.11. - Tab. 17: Strahlenexposition der
      Bevölkerung in Deutschland

      Die Dosis durch oberirdische Versuche entspricht in etwa 5
      Roentgenaufnahmen im Jahr.

      ja, _heutzutage_. in den 1960ern war das anders.
      ich reformuliere noch mal meine aussage, die ich meine aus dem verlinkten dokument herauslesen koennen:
      die strahlenbelastung durch die kernwaffentests war groesser als die durch den tschernobyl-unfall hervorgerufene.

      Die Dosis durch Tschernobyl ist also rund 20 mal hoeher.

      abgesehen davon, dass ich nicht nur die strahlung innerhalb eines jahres, sondern das integral ueber die zeit meinte, ist da eine null zu viel. also doppelt so hoch, sofern du dich auf das oben geschriebene

      Tschernobyl-Unfall  :        | 0,01
      Kernwaffentests     :        | 0,005

      beziehst.

      Im Gesammtbild, sind beide jedoch beide gering. Die meiste
      Strahlung bekommen wir beim Roentgen ab.

      ja, heutzutage. ;-p

      Einige Zeit spaeter, 2 Jahre spaeter, kam dann die Atom-Maus.

      jaaa! die atom-maus *schwaerm*!

      prost
      seth