Christoph Schnauß: tschernobyl; strahlenexposition

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hallo seth,

Und ich war einer der (DDR-)Journalisten, denen bei der Sportberichterstattung für ihre Zeitung ganz offiziell verboten wurde, für die erste Etappe der damals ausnahmsweise in Kiew startenden Friedensfahrt vom "strahlenden Sieger" zu sprechen.
auch wenn du vielleicht (und bestimmt nicht alleine) der meinung bist, dass das nicht lustig sei. ich finde sowas u.a. lustig.

Falsch. Ich und meine damaligen Kollegen haben ganz im (damals uns allerdings noch nicht bekannten) Stil von "lol" geradezu Lachanfälle erlebt. Das hatte aber weit mehr mit der gewohnten Pressesituation in der DDR zu tun als mit den Fakten. Wir haben den Meldungen über den Tschernobyl-Unfall sehr wohl Glauben geschenkt, aber die Reaktion aus dem Zentralkomitee kam so prompt, daß wir eben nicht anders konnten. Man lacht ja auch, wenn es eher Verzweiflung ist.

Da ist nichts "pseudo".
es ist heute nicht aktueller als gestern oder morgen oder vor 286 oder in 173 tagen. der umlauf der erde um die sonne wird imho viel zu hoch bewertet. ach ja, aehnliches gilt fuer das dezimalsystem ("juhuu, am ende steht ne null!"). insofern ist es imho sehr, sehr pseudo.

Nein. Du hast ein mehr als tiefgreifendes Problem angesprochen. Behandle es auch mit dem Ernst, den es nötig hat.

Um mich von den Steinpilzen des Jahres 1986 "verstrahlen" zu lassen, hätte ich im September täglich drei Tonnen Steinpilze essen müssen. Das war mir leider nicht möglich.
hast du's ausprobiert? ;-)

der Smiley ist hier unangemessen. Sowas _kann_ man nicht ausprobieren, die Vergleichsgröße steht nur deshalb da, weil es ein unvergleichliches Ereignis war - und hoffentlich bleiben wird.

prost
ähm ... bei dem von dir gewählten Thema paßt diese sonst ganz nette Verabschiedungsfloskel leider überhaupt nicht.
sehe ich nicht so.

Schade.

ich versuche alles ernst zu nehmen

Das tust du eben gerade dann _nicht_, wenn du hier dein "prost" verwendest. Es gibt an "Tschernobyl" nichts, weswegen man sich zuprosten dürfte.

ich gehe sogar so weit, dass man imho alles auch von seiner "laecherlichsten" (i.s.v. "unserioesesten") seite betrachten duerfen muss.

Anderes Beispiel: Wir haben gerade ganz neu einen Streit in den Medien über eine Comicserie, die wohl MTV ab übermorgen ausstrahlen will, und in der der Papst als debiler Hampel dargestellt wird. Das paßt nun wirklich nicht zu "wir sind Papst" - beides ist überflüssig.
Nein, Ich plädiere durchaus dafür, daß bestimmte Themen nicht karikiert werden sollten. Ganz einfach, um sie nicht zu verwässern. Die zwanzig Jahre seit "Tschernobyl" sind für das weiterhin strahlende Plutonium uninteressant. Aber es ist nahezu der "Generationenabstand" menschlicher Populationen. Und da muß halt jede Generation neu lernen, was sie um den Preis ihres eigenen Untergangs nicht lächerlich machen darf, sondern auf existentielle Weise ernstzunehmen hat. Es gibt Themen, über die man keine Witze machen kann. "Tschernobyl" gehört dazu, ebenso wie "Hiroshima".

wenn dich die abschiedsfloskel kraenkt

Deine Abschiedsfloskle "kränkt" mich nicht, ich finde sie lediglich bei dem von dir selber formulierten Thema nicht angemessen - und ich nehme an, daß das an dieser Stelle einigen anderen ähnlich geht. Sie ist "sonst" durchaus etwas bereits Gewohntes, man kennt sie bei dir und würde sie vermissen, wenn du dich zu den "normalen" Themen des Forums äußerst und sie dann dort weglassen oder irgendwie modifizieren würdest.

so war sie naemlich nicht gemeint. in diesem posting

Das ist mir klar, daß du es "nicht so gemeint" hattest. Gerade deswegen wollte ich dich auf diese kleine Unachtsamkeit aufmerksam machen.

Grüße aus Berlin

Christoph S.

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