Hi Bio,
War die Gründung des Staates Israel mit Hilfe der Briten
Das ist zumindest eine starke Vereinfachung, lies doch erstmal nach, bevor Du so etwas behauptest. Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches erhielten die Briten das Mandat des Völkerbundes, die Gebiete auf die Selbständigkeit vorzubereiten. Dabei war die Ausweisung eines Gebietes für die Juden ausdrücklich vorgesehen, auch der Vorläufer des heutigen Jordaniens entstand in dieser Zeit. Der Völkerbund versuchte bei diversen Regelungen, die Interessen der Völker- und Kulturvielfalt der Region zu berücksichtigen. Das Gebiet war äußerst dünn besiedelt ("bestand die Bevölkerung Palästinas (ohne Transjordanien, die britischen Garnisonen, und die Beduinen des südlichen Distriktes) aus 757.182 Menschen, davon waren 590.890 Muslime, 83.794 Juden, 73.024 Christen und 7.028 Drusen"; Wikipedia).
Trotz aller Vorgaben und Versprechungen waren die Briten aber eher gegen die Einrichtung eines jüdischen Staates. 1947 beschlossên die UN die Teilung des Gebietes in einen jüdischen und einen palästinensischen Staat. Israel wurde gegründet, als das britische Mandat auslief. Es gab durchaus heftige Auseinandersetzungen zwischen Juden und Briten, auch während der gesamten Mandatszeit.
Die ganze Story aus israelischer Sicht, natürlich nicht neutral, findest Du in Romanform bei Leon Uris ("Exodus"), die historischen Entwicklungen zieht man besser woanders nach, aber das Lebensgefühl der Juden nach dem Ende der Nazi-Verfolgung und die Mentalität der Staatsgründer wird sehr schön deutlich, ziemlich spannender Schmöker.
, nach den Bemühungen der zionistischen Bewegung, nicht doch irgendwo auch eine spätkolonialistische Sache?
Alle Staaten der Region sind postkoloniale Gründungen.
Dass die Araber auf die Israelis schon allein deshalb sauer sind, weil das Land dort jetzt nicht mehr den Arabern, sondern den Israelis gehört, finde ich gar nicht soo merkwürdig.
Aber bestimmt sehe ich das total falsch.
Zumindest stark vereinfacht. Das Gebiet für die ersten Siedlungen wurde gekauft, zum Teil gegen Widerstand aber auch mit Unterstützern. Dabei wurde allerlei Geld bewegt. Es war Platz genug für alle Kulturen in der Gegend, aber es gab vielfältige Bestrebungen, jeden Ansatz zu einem friedlichen Zusammenleben zu zerschlagen und das gilt bis heute.
Israel ist der ideale Sündenbock für die diversen Despoten in der Region. Was aber haben die Probleme der Religionsdiktatur im Iran wirklich mit Israel zu tun? Wie verfährt Syrien mit dem Nachbarn Libanon, wie der Irak und die Türkei mit den großen kurdischen Minderheiten, wie die Schiiten mit den Sunniten?
Ich sehe die israelische Politik mit Skepsis, aber auch mit Verständnis. Was könnten sie schon machen mit Hisbollah und Hamas? Kann man mit denen in Frieden leben? Wie springen die mit den eigenen Leuten um?
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Millionen Menschen vertrieben, überall in der Welt hat man sich um des Friedens willen mit den Resultaten dieser oft haarsträubenden Vertreibungen abgefunden. Warum ist in der Region kein Platz für diesen Ministaat Israel? Warum bauen die arabischen Länder so wenig Positives mit ihren Milliarden?
Es wird soviel geredet, aber wer interessiert sich für die Details oder guckt sich einfach nur einmal eine politische Karte der Region an? Was mir sympathisch ist, dass die Israelis versuchen bei allen negativen Dingen etwas aufzubauen, trotz widriger Verhältnisse, das ist doch immerhin etwas.
Für Schritte in Richtung auf eine Lösung der Probleme in der Region wäre eine intelligentere amerikanische Politik Voraussetzung und vielleicht eine positive Entwicklung in den großen arabischen Staaten und im Iran.
Viele Grüße
Mathias Bigge