Moin,
Wie denkt ihr eigentlich über diese "Armutsdebatte"?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der gesellschaftliche Frieden in der BRD nur deshalb solange vorhält / vorgehalten hat, weil die Ausgegrenzten mit auskömmlichen Leistungen "satt" gehalten werden. Anders kann ich mir nicht erklären, warum es in einem Staat, der sich z.B. ein Schulsystem leistet, das etwa ein Viertel der Bevölkerung von vornherein und auf Dauer chancenlos sein lässt, keine Unruhen wie etwa neulich in Frankreich .
Ich hörte neulich, dass PISA in Hamburg (für andere Länder der BRD wird das nicht viel andes sein) gezeigt hat (und weiterhin zeigt), dass etwa 25 Prozent der Schulabgänger keine Lesekompetenz habe: Sie mögen vielleicht in der Lage sein, einen Bildzeitungs-Artikel vorzulesen, aber sinnentnehmend wiederzugeben übersteigt ihre Fähigkeiten. Damit sind sie chanchenlos im Berufsleben. Darüberhinaus habe ich den Eindruck, dass sie auch chancenlos in der Gestaltung ihrer sozialen Bedürfnisse sind, da sie sich nach meiner Wahrnehmung häufig nicht mal ihrem chancenlosen Dasein bewusst sind - wahrscheinlich auch ein Grund, warum sie nicht revoltieren: man muss sich schon seiner Fesseln bewusst sein, um sie sprengen zu wollen.
Ich wohne direkt neben einem Stadtteil, in dem die (soziale wie finanzielle) Armut wohnt und sehe die dort lebenden Menschen beim Einkaufen, im Bus, beim joggen. Dabei habe ich übrigens den Eindruck gewonnen, dass es sich nicht allein um ein Auländerproblem handelt (um den Gedanken des entlarvenden Jacobi-Kommentare aus der Bildzeitung aufzugreifen): Auch die Deutschen dort sind nicht in der Lage, sich auszudrücken oder das zu formulieren, was sie wollen. Sie sind schlicht sprachlos, ohne Komma.
Viele Grüße
Swen Wacker