andreas: Backup-Strategie

Hallo,

ich habe einen relative gut frequentierten Server und meine bisherigen Backups halte ich für vernachlässigbar.

Wie sieht das perfekte Backup aus?
Das komplette Festplatten-Image? Oder nur die wichtigsten Dateien die auf jeden Fall benötigt werden um auf aktuellem Stand weiter machen zu können?

Wenn ich nun eine Datei/Archiv habe mit den Dateien. Wie soll ich die sichern? Über das Netzwerk per Hand mit einem USB-Stick?
Ich muss ja davon ausgehen das mein System kompletter Schrott ist (das schlimmste Szenario) Lesekopf hat sich gehangen, Kurzschluss oder gar Wasserrohrbruch.
Also muss mein Backup woanders hin. Aber wohin?
Auf einen "anderen Computer" sprich Festplatte?
Die könnte auch zu Schrott gehen.

Wie sieht euer Backup-System aus?

Am besten wäre es vielleicht ihr würdet mir ein paar konkrete Vorschläge machen, da ich noch ewig weiterfragen könnte und keiner mehr auf die Fragen eingehen kann/mag.
Vielleicht bin ja nur ein bisschen zu pessimistisch oder ängstlich.

andreas

  1. Hi,

    mir reicht im Moment ein mit RAID 5 betriebener Netzwerk-File-Server als zentraler, angemessen ausfallsicherer Speicher. Von einem Backup im eigentlichen Sinn ist dies jedoch weit entfernt. Für letzteres besorgst du dir am besten ein Bandlaufwerk (z.b. Tandberg) und ein paar Bänder, machst regelmässig Sicherungen von dem was du sicherungsnötig hältst und gibst die Bänder in die Obhut einer dritten zuverlässigen Partei. Zum Beispiel in ein Schweizer Bankschliessfach. ;)

    Was man für sicherungswürdig/-nötig hält, ist subjektiv. Ich vernachlässige z.b. alles, was ich innerhalb von 2 Tagen wiederherstellen könnte (Betriebssysteme, Programme), alles andere liegt - wie bereits erwähnt - auf einem relativ ausfallsicheren System.

    Von der Paranoidität mal abgesehen ... egal wie viele Sicherheitskopien, welcher Art auch immer du machst, es gibt immer die theoretische Möglichkeit, dass alles mit einem Mal Asche wird. Das Ziel ist also, das Eintreten der Bedingungen für einen solchen Fall soweit wie möglich zu minimieren.

    Cheers, Frank

    1. Ein gutes Backup ist vor allem verzfiziert. Mindestens mit dem Originaldatenbestand verglichen, im besten Fall zur Probe auf ein Reservesystem eingespielt.

      Nichts ist ärgerlicher als im Falle eines Falles festzustellen, dass alle Backup-Medien wegen Hardware-Fehlern oder Verschleiß unbrauchbar sind.

      Das perfekte Backup erlaubt nach Zerstörung aller Originalmaschinen eine Wiederaufnahme des Betriebs einfach durch zurückspielen des Backups auf identische Ersatzmaschinen -- "Bare Metal Recovery". Wie das aussieht, haben diverse Banken im World Trade Center nach dem Angriff aufs WTC eindrucksvoll demonstriert: Einfach ins voll ausgestattete Ersatz-Büro umziehen, letzten gesicherten Stand wieder einspielen, fertig. Typischerweise läuft das Backup in so einem Umfeld aber auch in mindestens zwei räumlich weit auseinander liegenden Bunkern.

      Für Privatanwender und kleine Firmen ist das natürlich Overkill. Ein typisches Szenario in einer nicht ganz kleinen Firma ist ein tägliches inkrementelles Backup (Sichern der Änderungen) auf ein Band pro Tag, am Wochenende ein Vollbackup auf ein weiteres Band, und im vierwöchentlichen Rhythmus rotieren die Tape-Sets durch. So kann man tagesgenau bis zu vier Wochen zurückgehen. Das reicht im Allgemeinen aus. Drei der vier Sets stehen immer in Bankschließfach (in einem anderen Haus!), das vierte Set bleibt vor Ort. Im WTC-Fall geht so "nur" eine Woche Arbeit verloren.

      Für die One-Man-Show kommt man vielleicht auch mit vier wochenendlichen Vollbackups aus, die man durchs Bankschließfach rotieren läßt. Wenn man dann aber ein Backup braucht, muß man sich klar sein, dass im Worst Case eine Woche Arbeit NICHT auf dem Band ist.

      Das Backup bei meinem Arbeitgeber ist aus diversen, nicht sehr angenehmen Gründen weit vom perfekten Backup entfernt, zwei direkt nebeneinander stehende, völlig identische Server mit je einem RAID-1-Array kopieren jeweils nachts ihre Daten per rsync + Shell-Script hin und her, so das auf jedem Server der Inhalt beider Server vorhanden ist. Durch einige Tricks mit Rotation, Kopieren und Hardlinks geht das bis zu sieben Tage zurück, wobei jede Datei aber nur einmal auf jedem Server liegt. Explizit vom Backup ausgeschlossen sind Kopien von Installationsmedien und Temp-Dateien. Was jetzt noch fehlt, ist die wöchentliche Rotation auf ein getrenntes Medium.

      Google findet mit dem Suchbegriff Backup-Strategie bzw. backup strategy jede Menge Informationen zu dem Thema.

      Alexander

  2. Hi,

    ich habe einen relative gut frequentierten Server und meine bisherigen Backups halte ich für vernachlässigbar.
    [...]

    redest du von einem Backup "deines Servers" bei einem Webhoster, oder von einer Maschine, die du komplett selbst administrierst?

    Wie sieht das perfekte Backup aus?

    Wie ein Perpetuum Mobile: Es gibt keins. ;-)

    Das komplette Festplatten-Image? Oder nur die wichtigsten Dateien die auf jeden Fall benötigt werden um auf aktuellem Stand weiter machen zu können?

    Das kommt drauf an, wieviel Zeit du zu investieren bereit bist, wenn's mal gekracht hat. Muss die Maschine in 30min wieder rennen? Oder kannst du es akzeptieren, zwei Tage dran rumzubasteln?
    Wenn es dir darum geht, möglichst schnell wieder lauffähig zu sein, dann empfiehlt sich ein tagesaktuelles Image der gesamten Festplatte und ein hardwaremäßig identischer (oder zumindest kompatibler) Ersatzrechner im Hinterhalt. Reicht dir eine Sicherung der Anwenderdaten, weil du OS und Anwendungen ja jederzeit neu installieren kannst? Dann genügt vielleicht ein USB-Stick oder ein rotierender Satz DVD-RWs mit den entscheidenden Dateien. Es hängt ganz von deinen Anforderungen ab.

    Wenn ich nun eine Datei/Archiv habe mit den Dateien. Wie soll ich die sichern? Über das Netzwerk per Hand mit einem USB-Stick?

    Okay, das Backup-Medium und der Aufbewahrungsort ist ein anderes Thema. Wenn du dich nur gegen Software-Unfälle absichern willst (Bedienungsfehler als root, Hijacking, Virenbefall, wildgewordene Software), dann genügt ein Backup, das nachher neben dem entsprechenden Rechner liegt (oder auf einem anderen Rechner im Netz). Wenn es um den plötzlichen spontanen Ausfall z.B. der Festplatte geht, reicht das auch noch. Wenn du aber höhere Gewalt wie Brand, Vandalismus oder

    Wasserrohrbruch

    ebenso absichern möchtest, muss das Backup-Medium, was immer es ist, weit weg vom Rechner gelagert werden. Also z.B. das Backup vom Bürorechner zuhause (oder umgekehrt), oder bei verlässlichen Freunden, oder im Banksafe.

    Wie sieht euer Backup-System aus?

    Mehrstufig. Ich habe mehrere Rechner im LAN am Laufen.
    1. Ich lege Images der Systempartition aller Rechner sowie dateiorientierte Backups der anfallenden Arbeitsdaten zentral auf einem PC ab (nennen wir ihn "Fileserver"). Die System-Images aktualisiere ich etwa alle vier Wochen, die anderen Dateien alle zwei bis drei Tage.
    2. Die auf dem Fileserver abgelegten Backups brenne ich alle paar Wochen auf DVD und lege die im Schreibtisch ab. Ein Image-Backup vom Fileserver selbst kommt noch dazu.

    Damit bin ich also gegen alle Software- und Hardware-Ausfälle und -unfälle ganz passabel abgesichert - nur wenn's meine Wohnung komplett erwischt, dann ist alles futsch. Dann sind aber meine Rechner wohl auch mein kleinstes Problem.

    Vielleicht bin ja nur ein bisschen zu pessimistisch oder ängstlich.

    Wenn's um Backups geht, kann man gar nicht pessimistisch genug sein. ;-)

    So long,
     Martin

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    Um die Wahrheit zu erfahren, muss man den Menschen widersprechen.
      (George Bernhard Shaw)