Der Martin: Social Bookmarks: Sinn und Zweck?

Beitrag lesen

Hallo Dirk,

natürlich, aber ich kann damit nur Daten "abgreifen", die Google sowieso in der Datenbank hat.
Du greifst die Daten ja nicht nur ab, sondern erweiterst sie um persönliche Daten: Standorte, Routen, Fotos, Links, Infoboxen, etc. - Google stellt nur die Grunddaten zur Verfügung.

okay, der Punkt geht an dich. :-)

Schon, ich sehe die technischen Möglichkeiten durchaus - aber wer will das wirklich wissen? Wen interessiert mein täglicher Weg zur Arbeit, meine Reiseziele der letzten zehn Jahre, meine Lieblingsrestaurants?
Wer es wissen will, ist nicht wichtig. Eine typische Indieband wird auch nur von einer Handvoll Menschen gehört. Die Masse nimmt keinen Anteil daran, genausowenig wie an deinem Geschreibsel, das du z.B. in einem Blog veröffentlichst. Oder an deinen Flickr-Fotos.

Sag' ich doch. Also ist es Unsinn, das im Internet zu publizieren. Ich schreib ja auch kein Tagebuch, um es dann an die nächste Plakatwand zu pappen.

Aber du selbst definierst dich über diese Daten. Es bist du, deine Persönlichkeit, deine Art zu Publizieren, deine Kunst, deine Gedanken, dein Leben, deine Welt.

Eben, also ICH. Das betrifft mich selbst, und ein paar Personen aus meinem engsten persönlichen Umfeld. Nicht anonyme Lauscher irgendwo in der Welt.

Und theoretisch kann jeder daran teilhaben. Aber das ist nicht der Punkt: auch wenn du ein Blog ausschließlich für deine Verwandschaft schreiben würdest: es zählt allein, was du für dich selbst daraus machst.

Ja, und ich kann nicht vestehen, dass derart viele Menschen so extrovertiert sein können.

Kann sein - ich [...] versuche sie daher weitgehend zu verdrängen, so wie ich auf der Straße aufdringliche Hausierer oder im Fernsehen die Nachmittags-Talkshows meide.
Das kannst du gerne machen. Nur kannst du nicht leugnen (was du ja auch nicht tust - ich will dir das nicht anhängen), dass da eine neue Kultur entstanden ist, die für viele Leute enorm wichtig ist.

Kultur? Ja, irgendwie schon. Ich empfinde einen großen Teil davon eher als Unkultur. Ein wertvolles Informationsmedium wird mehr und mehr entstellt, missbraucht, entwertet, unbrauchbar gemacht. Jammerschade.

Ich finde Kultur manchmal sehr spannend. Ich mag Tokio Hotel, obwohl ich nicht sonderlich auf ihre Musik stehe. Aber sie sind die heutigen Beatles, und sie begeistern Menschen wie kaum ein anderer. Aus kultureller Sicht mag ich sogar Klingeltöne, obwohl ich Klingeltöne hasse.

Ja, das ist auch eine Facette des Verfalls von Werten und technischen Errungenschaften, die ich beklage.

Es gibt einige Dinge, die ich am oder im Web 2.0 nicht mag, aber die Gedanken dahinter, die Kultur und viele Idee finde ich ganz großartig.

Ich find's einfach eine Vergewaltigung, eine Schändung des Internets.

Schönes Wochenende noch,
 Martin

--
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Und den Mann nicht vor dem Morgen.
  (alte Volksweisheit)