Moin Moin!
Hallöchen,
Gerade Koax-Kabel (TV, Sat-TV) sind sehr empfindlich auf zu enge Bögen und Knicke, denn dort entstehen Reflexionen, Nichtlinearitäten und andere für HF sehr unangenehme Dinge.
stimmt - spricht da ein Fachmann? ;-)
Hmm, mal nachsehen, was da eingerahmt an der Wand hängt: "... verleiht mit dieser Urkunde den Hochschulgrad Diplom-Informatiker (Fachhochschule) abgekürzt Dipl.-Inf. (FH) ..." -- Tja, da scheine ich wirklich ein Fachmann zu sein. Wobei das HF-Wissen eher aus der Familie als aus dem Studium kommt.
Ethernet-Kabel arbeiten heute (Fast Ethernet) in aller Regel mit 100 MHz bei einem Pegel von unter 1 V
Beim Pegel bin ich mir nicht ganz sicher, aber mit den 100MHz bist du einem Irrtum aufgesessen. Denn erstens arbeitet 100Mbit-Ethernet nach IEEE 802.3u mit einer 4-zu-5-Codierung (für 4 Bit Nutzdaten werden physikalisch 5 Bit übertragen), das ergibt physikalisch 125Mbit/s; zweitens erreicht man durch die raffinierte MLT3-Codierung, dass die höchste auftretende Frequenz nur noch 1/4 der Bitrate, also 31.25MHz beträgt.
Hmmm, stimmt, Fast Ethernet auf der Strippe hab ich das letzte Mal im Studium irgendwann im letzten Jahrhundert diskutiert und anschließend die Hälfte der Fakten verdrängt, weil ich's nicht mehr gebraucht habe.
10 Gigabit Ethernet ...
Wow. Davon höre ich zum ersten Mal. *staun*
[...] dass man Kabel mit Abstandhaltern, spezielle Kabelkanäle, extrem saubere Kabelführung, und andere Patch-Panels mit größeren Abständen zwischen den Buchsen braucht, außerdem spezielle Stecker.
Der Aufwand überrascht mich eigentlich, denn ...
schlappen 400 MHz Signalfrequenz, die Sat-Techniker noch fast als Gleichstrom ansehen
... sind ja nun noch keine wirklich hohe Frequenz. Wenn man bedenkt, dass UHF-Fernsehsignale (bis ca. 800MHz) meist über ausgesprochen billiges 75Ohm-Koaxkabel übertragen werden, und die erste ZF vom LNB zum Sat-Receiver (um 2GHz) auch!
Eben, eben. Das Problem ist eben das krampfhafte Festhalten an Telefonkabeln und Telefonsteckern für eine Anwendung, die -- elektrisch gesehen -- mit Telefonen mittlerweile so gar nichts mehr gemein hat. Die vermarktete Alternative ist Glasfaser, die braucht natürlich neue Infrastruktur. Man könnte auch noch mit Koax-Kabeln und F-Steckern aus der Satellitentechnik arbeiten. 100 Gigabit über Twisted Pair wird extrem schwer werden, mit Koax wäre das vielleicht noch möglich, aber dann dürfte Schluß sein.
Ich weiß aus Erfahrungen aus der Familie (Fernsehtechniker), dass aktuelle digitale Satellitentechnik (DVB-S) schon recht empfindlich auf Stoßstellen (sprich: Stecker und Buchse) reagiert, teilweise hilft da nur, alle Steckverbindungen aus den Zeiten analogen Sat-TVs zu beseitigen und das Kabel vom LNB oder Switch direkt zum Receiver zu ziehen. Das sind keine guten Voraussetzungen für typische Ethernet-Installationen.
Übrigens bedeutet Koax nicht zwangsläufig unstrukturierte, ausfallanfällige Verkabelung. Das hat sich allerdings bei vielen Netzwerkern aus alten Zeiten so festgesetzt, weil die "Händchen-Halten"-Verkabelung mit T-Stücken wirklich nicht besonders robust war. Strukturierte Verkabelung mit Koax ist durchaus möglich, in Kabel-TV-Installationen in Mehrfamilienhäusern üblich (damit hab ich mir mein erstes Auto verdient) und bei Sat-Technik ohne Umsetzeranlage sogar die einzige Möglichkeit. Allerdings müßte man für schnelles Ethernet über Koax, sollte man so etwas einführen wollen, die lästigen T-Stücke und externen Terminatoren beseitigen und einen leicht montierbaren, HF-tauglichen Steckverbinder (F-Stecker?) einführen.
Alexander
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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".