Auch wenn es ein Streit um des Kaisers Bart ist - Informations- und Kommunikationsdesign nenne ich Usability und grenzt sich imho eben stark von dem Designbegriff ab, den ich beim Posting meines Vorposters kritisiert habe...
Hier liegt aber meiner Meinung nach der Hund begraben: Dadurch, dass man diesen Designbegriff kritisiert und ihn als scharfen Gegenbegriff zu Usability konstruiert, macht man einen anderen unmöglich. Es wird ein falscher Widerspruch behauptet zwischen einer Site, die effizienten Zugang zu Informationen bietet, und einer ausgetüftelten, ansprechenden Gestaltung, die die Kommunikation des Inhalts unterstützt. Dieser Antagonismus muss und kann überwunden werden, indem man gute Umsetzungen aufzeigt und verbreitet. Das leistet Gerrit van Aakens Essay leider nicht, sondern schlägt m.M.n. zu arg in die einseitige Kerbe »Design überflüssig, nackte Funktionalität gewinnt« (mal zugespitzt formuliert). *Das* halte ich auch inhaltlich für unzutreffend.
Zu kritisieren wäre doch nicht die »aufwändige äußere Form«, sondern der krasse Gegensatz zwischen Funktionalität und einer guten Gestaltung, die den Inhalt erweitert und ihm Atmosphäre verleiht. Ein gutes Beispiel für diesen falschen Gegensatz ist die Site von Joanne K. Rowling. Da gibt es *einerseits* eine träge, altbackene, aber authentische Flash-Site, die das Web 2.0 verschlafen hat und die vielen interessanten Inhalte versteckt und einpfercht. Und *andererseits* eine kontrastreiche Nur-Text-Version (offenbar für Blinde und Sehbehinderte gedacht), die die Inhalte aber besonders schnell zugänglich macht. Dafür ist sie wirklich ultrahässlich und dass es um Fantasy-Literatur geht, nimmt ihr niemand ab.
Dass so eine Trennung Unsinn ist (und keinem behinderten Nutzer weiterhilft), haben die Verfechter der Barrierefreiheit schon vor fünf Jahren gepredigt. Anstatt sich tendenziell auf die Seite der kargen Nur-Text-Versionen zu stellen (»Wenn die Inhalte hingegen hochinteressant sind, lenkt die äußere Form nur unnötig ab. Gute Inhalte brauchen keinen Affenzirkus zur Untermalung«), gälte es, diese kontraproduktive Trennung aufzubrechen.
Mathias