Der Martin: Computer als Souffleur

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Hi,

[vom Zettel abliest]
da stimme ich mit voller Überzeugung zu - aber leider gibt es viele, die genau so ihre Vorträge halten, weil sie es anders nicht können.
Ich denke eher, weil sie es nicht anders gelernt haben. Ich erinnere mich mit Grauen an das Theater, irgendwelche angestaubten Ergüsse deutscher Dichter auswendig runterleiern zu müssen.

auswendig lernen musste ich in der Schule, die ich 1988 mit dem Abitur beendet habe, sehr selten (und wir sind ja altersmäßig AFAIR nicht so weit auseinander). Aber bei uns war es in mehreren Fächern üblich, dass die Schüler zu bestimmten Themen Referate vor der Klasse hielten, die vom Lehrer sowohl inhaltlich, als auch von der Präsentation her beurteilt wurden - das war dann ein winziger Beitrag zur mündlichen Note.
Zu der Zeit war es für mich noch ein Graus, vor Publikum zu reden.

Später, in der FH, nannte man das zwar nicht "Referat", aber einige Profs haben "interaktive Vorlesungen" gehalten und durchaus auch mal Studis an die Tafel geholt, um bestimmte Fragestellungen möglichst selbständig (und hier zwangsläufig aus dem Stegreif) zu bearbeiten und Lösungswege zu entwickeln. Dabei ging es nicht darum, dass der Student eine perfekte Herleitung einer Fourier-Transformation demonstriert, sondern dass er in der Lage ist, sein bisheriges Wissen *anzuwenden* und "sich gut zu verkaufen".

Aber erst im Job habe ich meine Fertigkeiten zum Vortragen einigermaßen entwickelt, glaube ich - da durfte ich ab und zu hausinterne Schulungen abhalten. Umfang: zwischen einer halben Stunde und einem halben Tag; Publikum: mal Entwicklungsingenieure, mal Vertriebsmitarbeiter, manchmal auch bunt gemischt.
Die Hemmungen, die ich aus der Schulzeit mit solchen Situationen assoziiert habe, schwanden dabei schnell, da ich mich mit der Thematik auskannte und auch auf Zwischenfragen reagieren oder mal auf Randthemen eingehen oder auf Wunsch einen bestimmten Aspekt detaillierter darstellen konnte.

mit den drei neuen Heiligen Königen Google, Ctrl-C und Ctrl-V

*g*
Du hast die Hofalchimistin Wikipedia vergessen. ;-)

Vor allem sollte man ein paar Mal vor dem Kurs einen Vortrag halten, am besten mit Videoaufzeichnung.

Auuuu ...
Sich selbst nachher auf dem Bildschirm zu sehen, jeden Patzer, jeden Hänger nochmal erleben, ist grausam. Da ist man selbst oft sein schärfster Kritiker.

Das mag manchen "retro" erscheinen, hat aber heute schon wieder einen ganz eigenen Charme und zeigt wahre Kompetenz - und die Fähigkeit zu improvisieren.
Eben. Ein Vortrag wird erst dann richtig gut, wenn man sich auch von größeren Pannen nicht irritieren läßt, sondern sie stumpf mit in den Vortrag einbaut. Das ist dann aber schon die ganz große Kunst.

Allerdings. Die beherrsche ich auch nur, wenn die Panne einigermaßen vorhersehbar ist.

Ciao,
 Martin

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Der Dienstweg ist die Abkürzung vom Holzweg zur Sackgasse.