Der Martin: Guttenberg geht - Doktorandenbrief mit über 35.000 Unterzeichner

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Hi,

Ich hätte allerdings kein Problem, mich auch von jemandem repräsentiert zu fühlen, der [...] Sein Privatvergnügen ist mir wurscht.
Kommt darauf an. Ladendiebstahl und Rasen auf der Autobahn sind kein Privatvergnuegen - weil andere Leute betroffen sind.

ja, richtig. Aber trotzdem sind es Dinge, die ich nicht mit der beruflichen Tätigkeit einer Person in Verbindung bringen will - es sei denn, es wäre die Stelle eines Kaufhausdetektivs oder eines Kurierfahrers zu besetzen.

Hat er nicht? Die Aussetzung der Wehrpflicht, die er durchgedrückt hat, halte ich für eine der größten Errungenschaften der letzten 50 Jahre.
Nein, ist sie nicht. Ich befuerworte zwar an sich die Abschaffung der Wehrpflicht, (schon seit eh und je) aber wie sie zustande gekommen ist, ist extrem zweifelhaft.

Das mag schon sein, fällt für mich aber wieder in die Kategorie: Das Ergebnis zählt.

Das kam so ploetzlich dass ich dachte "Huch? Wehrpflicht wird abgeschafft? Wie kommen die jetzt denn darauf?"

Na, so plötzlich kam das auch wieder nicht. Das wurde ja in den letzten Jahren immer mal wieder diskutiert, aber dann meistens wieder abgeschmettert.

Das hatte nichts mit der fehlenden Wehrgerechtigkeit einerseits noch mit der Frage nach der Wehrpflicht an sich zu tun, sondern rein mit dem Sparzwang.

Auch gut. :-)

wo doch sowieso sehr viele Jahrgaenge der Schulen in der ganzen Bundesrepublik fertig werden, bei denen von die Gymnasialschulzeit von 13 auf 12 Jahre reduziert wurde (und es damit Dopplejahrgaenge gibt)

Gibt's das System mit 12 Schuljahren schon so lange? Ich hätte jetzt behauptet, das sei erst vor zwei bis drei Jahren umgesetzt worden.

die Laender (die ja fuer die Hochschulen zustaendig sind)

Ach ja, richtig, auch so eine Sache, bei der mir immer das Messer in der Tasche aufklappt - dass Dinge wie Bildung oder auch das Polizeiwesen Ländersache sind, finde ich haarsträubend. Das gehört IMHO zentral und bundeseinheitlich geregelt.

Ein konkreten Plan mit dem Umgang des Zivildienstes fehlt auch.

Das stimmt allerdings.

Der Doktorand schafft mit seiner Arbeit etwas, von dem die Nachwelt auch einen Nutzen hat - zumindest nach dem idealisierten Modell. Der KFZ-Mechaniker dagegen nützt mit dem, was er im Rahmen seiner Ausbildung leistet, zunächst niemandem.
Wenn diese Unterscheidung wichtig ist, wird sie den Doktortitel aber zusaetzlich aufwerten, nicht abwerten.

Ja, für die, die ihn wirklich aus Idealismus führen und die damit verbundene Arbeit aus Überzeugung gemacht haben, anstatt als ABM, weil der Doktorvater ein bestimmtes Thema schon immer mal behandelt haben wollte. Das sieht man dem Zertifikat hinterher aber nicht an.

Ja. Auch das ist eine Krankheit unserer Gesellschaft: Menschen werden häufig nicht nach ihren wirklichen Fähigkeiten und Leistungen eingestuft, sondern nach irgendeinem Papier. [...]
Und wie genau willst Du diese Faehigkeiten und Leistungen beurteilen?

Die Qualifikation, die ein Bewerber anhand seiner Zeugnisse und ähnlicher Dokumente nachweisen kann, mag ein erster Anhaltspunkt sein. Danach kann ich als Arbeitgeber abschätzen, ob ich dem Bewerber überhaupt eine Chance geben möchte, und wie hoch man das Einstiegsgehalt etwa ansetzen könnte. Ob der Bewerber den Anforderungen gewachsen ist, merkt man in der Regel während der Probezeit; spätestens nach einem Jahr sollte man ihn aber so gut einschätzen können, dass man seine wahre Qualifikation erkannt hat.

Nach etwa zwei Jahren hatte er sich aber soweit in die Abläufe der Abteilung eingearbeitet, dass er locker die Aufgaben eines Ingenieurs wahrgenommen hat.
Er haette vielleicht die Aufgaben eines Ingenieurs in dieser Position uebernehmen koennen, aber sehr wahrscheinlich nicht die Aufgaben eines Ingenieurs allgemein.

Ich behaupte: Doch. Mag sein, dass er mit höherer Mathematik in manchen Aspekten überfordert wäre, aber das bin ich auch. Das meiste von dem, was ich im Studium gerade in Mathematik noch "gelernt" habe, hab ich danach nie wieder gebraucht.
Übrigens ist genau dieser Ex-Kollege inzwischen bei einem weltweit bekannten und rennomierten großen Konzern mit Sitz in Esslingen angestellt, besetzt dort eine vollwertige Ingenieurstelle, bekommt das dafür angemessene Gehalt, und paradoxerweise ist *er* oft derjenige, der seinen Ingenieurskollegen erklären muss, wie's läuft.

Waehrend des Studiums lernt man auf implizite Art und Weise eine ganz andere Denkweise kennen, die man in der Regel durch blosses Einarbeiten in die Materie nicht erlangt.

Ah ja. Kann ich nicht bestätigen. Für mich bestand das Ingenieurstudium aus zwei diametral unterschiedlichen Bereichen: Zum einen die Fachthemen Elektronik, Informatik und Digitaltechnik, in denen ich eigentlich nur anstandshalber einen Großteil der Vorlesungen besucht habe, aber nur wenig Neues gelernt habe; zum anderen die Themen Mathematik, Physik, theoretische Nachrichtentechnik und ein bisschen BWL, die ich stur büffeln musste, ohne ihren Sinn einzusehen (teils bis heute nicht einsehe).

Nein, du missverstehst mich. Ich halte es nicht fuer verwerflich, wenn das Thema und der Inhalt der Doktorarbeit fuer das spaetere Leben der Person keine besondere Rolle mehr spielt.

Ich schon - denn das heißt, dass die dafür aufgewendete Zeit und Energie für den Kandidaten selbst *wirklich* verschwendet ist, und dass er außer dem Stück Papier zum Schluss nichts davon hat.
Wenn es auch für ihn selbst einen Sinn haben soll, muss das Thema IMHO schon eines sein, das auch mit seiner derzeitigen oder angestrebten beruflichen Tätigkeit zu tun hat.

Zudem: Der Hintergedanke in der Doktorarbeit besteht nicht alleine darin, eine Ausbildung zu machen und dann hinterher ueber das Thema der Doktorarbeit gut bescheid zu wissen. Das sollte man natuerlich sicherlich auch, sonst sollte man den Titel nicht bekommen. Aber die Doktorarbeit ist auch eine Phase der eigenen Bildung, bei der es um mehr geht als bloss den Inhalt mit dem man sich beschaeftigt.

Das hört sich jetzt aber eher esoterisch an - Selbstfindung und so? Wenn es in die Richtung geht, bin ich raus aus der Nummer, damit hab ich's nicht so.

Mein Argument ist, dass Doktorarbeiten -zumindest teilweise- über so banales Zeug geschrieben werden, dass jeder Abiturient der Autor hätte sein können.
Ich habe noch keine einzige (!) Doktorarbeit gesehen, wo dies der Fall gewesen ist.

Ich habe einige gesehen, beispielsweise während meiner Ferienjobs und meiner Diplomarbeit beim Daimler. In der Abteilung gab es einige "Doktors", die zwar keinen Wert auf die Anrede als Doktor legten, aber zwei von denen haben mir bereitwillig ein Exemplar ihrer Dissertation zum Schmökern in die Hand gedrückt. Ich habe jeweils nur ein paar Seiten gelesen. Im einen Fall hätte ich tatsächlich nicht sagen können, was der Autor eigentlich zum Ausdruck bringen wollte; im anderen Fall dachte ich, als ich nach einer seitenlangen theoretischen Herleitung das Ergebnis sah, "Das war doch vorher schon klar".
Bei der angesprochenen Doktorarbeit meines Onkels, die ich damals auch auszugsweise mal lesen durfte, fand ich auch, dass man den Umfang ohne Informationsverlust auf ein Viertel der Seitenzahl hätte verdichten können. Aber nee, der Betreuer wollte das bitte unbedingt so ausführlich "geschwafelt" haben.

So long,
 Martin

--
Ich bin im Prüfungsstress, ich darf Scheiße sagen.
  (Hopsel)
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Guttenberg geht - Doktorandenbrief mit über 35.000 Unterzeichner

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      Guttenberg wird "Dieb, Lügner und Betrüger" genannt

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