Hallo
Erstens halte ich den Fleck nicht für klein, weil er mehr über den Charakter des Mannes aussagt als über seine wissenschaftliche Qualifikation.
das sehe ich nicht so; ich halte das "Abschreiben", wenn man es so nennen mag, tatsächlich für ein Kavaliersdelikt und würde hier den Kindergarten-Slogan "Aber das machen doch alle" für passend halten. Und ob der Mann nun wirklich *absichtlich* betrogen hat, oder nur "versäumt" hat, alle Quellen klar anzugeben, wissen wir auch nicht.
Wären in seiner über 400-seitigen Dissertation eine, zwei oder drei Stellen aufgetaucht, die sich als Zitat identifizieren ließen und nicht gekennzeichnet wären, würde ich dir zustimmen. Natürlich kann man etwas übersehen und die Kenntlichmachung als Zitat vergessen. Es sind aber vermutlich über 200 Stellen, über 200 Zitate, teilweise ganze Absätze, eventuell über mehrere Seiten gehend. Die hat er sämtlichst "versäumt" zu kennzeichnen? So ganz aus versehen? Als Jurist? Abstrus, das als glaubwürdig zu bezeichnen.
Und auch wenn die wissenschaftliche Qualifikation für einen Politiker irrelevant sein mag, der Charakter ist es sicher nicht. Daß er jetzt wehleidig vom Druck der bösen Medien spricht anstat zuzugeben, daß er geschummelt hat, trägt zum Bild noch bei...
Er hat doch von Anfang an Fehler eingeräumt. Zunächst hat er sich gar nicht geäußert, aber seine ersten Kommentare zu den Vorwürfen (AFAIR einen Tag nach Bekanntwerden) waren doch, dass er möglicherweise versäumt habe, alle Zitate oder Fremdaussagen hinreichend zu kennzeichnen.
Ich mag ja unter Drogen gewesen sein, aber meiner Erinnerung nach war sein erster Kommentar, die Vorwürfe seien abstrus. Das Eingeständnis von Fehlern kam erst ein oder zwei Tage später, als die Anzahl der gefundenen Stellen in nunmehr dreistelliger Höhe angegeben wurde. Zu der Frage *was* denn nun sein(e) Fehler gewesen sei(en), hat er im Übrigen noch kein Wort verloren. Wenn man es genau nimmt, gibt es somit von seiner Seite aus _kein_konkretes_Eingeständnis_.
Sicher kann man ihm Absicht und Kaltschnäuzigkeit unterstellen; ich sehe es eher nach der Devise: "Ups, kann ja mal vorkommen."
Ich werde mich, falls es zu einer justitiablen Aktion meinerseits kommen sollte, darauf berufen, schließlich sollte mein Führungszeugnis bisher sauber sein. Da kann man doch wohl etwas Nachsicht erwarten, falls *mal* was passiert. Passt doch, oder?
Tschö, Auge
Verschiedene Glocken läuteten in der Stadt, und jede von ihnen vertrat eine ganz persönliche Meinung darüber, wann es Mitternacht war.
Terry Pratchett, "Wachen! Wachen!"
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