Alexander (HH): Analoge Telefone an LAN anschliessen?

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Moin Moin!

Man kann in einem CAT-5-Kabel, das für Ethernet benutzt wird, die zwei freien Aderpaare auch für andere Signalübertragungen

Soweit richtig. Dann fängt aber Unsinn oder Unwissen an.

mit geringem Pegel

Mumpitz. ISDN hat 100 V auf der Leitung, analoge Telefonie immerhin noch 60 V. Ethernet fährt Pegel von etwa 1 V.

und begrenzter Bandbreite benutzen.

Mumpitz. 2x Fast Ethernet parallel ist über eine Cat5-Leitung problemlos möglich, ohne Bandbreiteneinschränkungen. Auch DSL geht parallel zu Fast Ethernet durch die selbe Leitung.

Bei CAT-6 ist dies im Prinzip nicht mehr zulässig.

Cat-6 definiert die elektrischen Eigenschaften des Kabels, grob vereinfacht ist Cat-6 Cat-5 plus bessere Hochfrequenz-Eigenschaften, ganz in der Tradition der vom Telefonkabel (Cat-3) abstammenden Netzwerkkabel. ISDN und analoge Telefonie funktionieren auch über Cat-6 und Cat-7 problemlos.

Was nicht geht, ist Gigabit Ethernet plus Nebennutzung, weil Gigabit Ethernet alle vier Adernpaare nutzt. Das hat aber nichts mit Cat-6 zu tun. Gigabit Ethernet funktioniert auch über (gute) Cat-5-Kabel.

Für Anlalogtelefonie ist die parallele Verwendung zur Ethernetverbindung allerdings meistens unangenehm und oft sogar tödlich für die Telefone und Telefonanlagen. Da wären dann wieder Filter notwendig, damit die relativ aggressiven Ethernetsignale nicht die eingangs- und Ausgangsstufen der Telefoniegeräte zerstören.

Völliger Unsinn.

Ethernet nutzt lächerlich niedrige Pegel und stört Telefonie absolut nicht. Das Gegenteil ist der Fall: Die hohen Pegel aus der Telefonie, egal ob analog oder ISDN, können Ethernet-Schnittstellen zerstören, wenn man versehentlich eine Ethernet-Schnittstelle mit einem Telefonanschluß (Amtsleitung oder Telefonanlage) verbindet. Ein Telefon an einem Ethernet-Anschluß ist lediglich ein hochohmiger Kurzschluß, damit sollte Ethernet problemlos klar kommen.

Filter sind nicht notwendig.

Auch Power-Over-Ethnernet ist keine Gefahr: Power-Over-Ethernet nutzt entweder freie Leitungspaare oder eine Phantomspeisung über die Paare, die auch für die Datenübertragung benutzt werden. Dabei wird je ein Pol der Spannungsquelle auf ein Paar geschaltet, so dass Geräte aus der Zeit vor PoE auf gar keinen Fall beschädigt werden. Außerdem speist PoE zunächst nur einen sehr begrenzten Strom ein, höhere Leistung wird erst nach Verhandlungen zwischen Stromversorgung und Verbraucher freigeschaltet.

Bei ISDN sieht es schon besser aus, weil diese Technik darauf eingestellt ist.

Unfug. ISDN ist nicht auf Kompatibilität zu 10BASE-T und 100BASE-T ausgerichtet. Das fängt schon damit an, dass ISDN die Paare 4-5 und, beim S0-Bus, auch 3-6 benutzt. Das Paar 3-6 wird aber auch von 10BASE-T und 100BASE-T benutzt, neben dem Paar 1-2.

Es empfiehlt sich daher auf jeden Fall bei einer Neuverdrahtung, von einem zentralen Punkt jeweils zwei CAT-5 oder CAT-6-Kabel in jedes Zimmer, Verkehrsfläche, etc. zu verlegen. Das Kabel bekommt man heute schon recht günstig. Es später nachzuverlegen, wenn alles verputzt ist, ist wesentlich unangenehmer.

Richtig. Wenn man ohnehin neu verkabelt, sollte man Cat-6 oder Cat-7 nehmen, denn Cat-5 ist bei Gigabit Ethernet schon an der Grenze. In 10 Jahren werden die Kabel immer noch in der Wand sein, und dann wird Gigabit Ethernet vermutlich zu den langsameren Netzwerk-Schnittstellen gehören. Wenn dann in der Wand nur Cat-5 liegt, ist das Kabel schlicht unbrauchbar.

Für größere Zimmer würde ich an wenigstens zwei gegenüberliegenden Stellen je zwei Leitungen vorsehen, und auf jeden Fall die Leitungen in Rohre legen, damit man sie ggf. austauschen kann. Zugdrähte in den Rohren liegen zu lassen ist ebenfalls eine gute Idee.

Alexander

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