Golf GTI: Vorteil Angestelltenverhältnis / Selbständig

Hallo,

gerade im IT Bereich ist es doch einfacher sich selbständig zu machen, als wenn man z.B. Verkäufer in einem Einzelhandelsunternehmen ist.

Ganz konkret geht es mir um mein persönliches Erlebnis.

Mein Bekannter arbeitet wie ich in der IT Branche. Er hat sich selbständig gemacht, arbeitet aber im Grunde genommen nur für zwei Auftraggeber. Man könnte also auch sagen, er könnte theoretisch zwei Halbtagsjobs bei den jeweiligen Firmen haben.
Ich war bis vor kurzem in einem Einzelhandelsunternehmen tätig. Auch in der IT Branche, als Administrator. Da die Firma für eine Vollzeitstelle zu klein war, habe ich 30 Stunden pro Woche dort gearbeitet.

Jetzt kam, was wohl kommen mußte. Die Lohnzahlungen kamen immer später, bis schließlich 3 Monate kein Lohn floß. Nun kam das ganze Procedere, Arbeitgeber auffordern zu bezahlen, kündigen, vors Arbeitsgericht ziehen.
Aktuell sind etliche tausend Euro offen und diese werden nun per Ratenzahlung an mich gezahlt.

Der Trend geht doch dazu, das viele keinen Vollzeitjob mehr haben. Die Wirschaft hat sich einfach verändert.

Wenn ich damals diese Arbeit als Selbständiger durchgeführt hätte, hätte ich heute nicht das Problem, das 3 Monate Lohn offen sind. Denn ich hätte, wenn er nicht rechtzeitig bezahlt einfach gesagt "Tschüß".

Wenn man überlegt, das man als Arbeitnehmer offensichtlich 3 Monate arbeiten muß ohne Lohn zu bekommen ehe man kündigen kann, so sehe ich heute keine so großen Vorteile mehr an einer Angestellten Tätigkeit. Denn es kann jederzeit sein, das man 2 oder 3 Monate keinen Lohn bekommt und man muß trozdem weiterhin arbeiten.

  1. Hi,

    gerade im IT Bereich ist es doch einfacher sich selbständig zu machen, als wenn man z.B. Verkäufer in einem Einzelhandelsunternehmen ist.

    das gilt allgemein für den Dienstleistungsbereich bzw. für Aufgabenbereiche, bei denen man keine großen Anfangsinvestitionen braucht und keine Verkaufsräume, Werkstätten oder ähnlich teure Einrichtungen vorhalten muss.

    Der Trend geht doch dazu, das viele keinen Vollzeitjob mehr haben. Die Wirschaft hat sich einfach verändert.

    Richtig: Keinen Vollzeit-Job, und außerdem oft nur befristete Arbeitsverhältnisse.

    Wenn ich damals diese Arbeit als Selbständiger durchgeführt hätte, hätte ich heute nicht das Problem, das 3 Monate Lohn offen sind. Denn ich hätte, wenn er nicht rechtzeitig bezahlt einfach gesagt "Tschüß".

    Dafür hätte dein Arbeitgeber/Auftraggeber das genauso machen können, ohne lange zu fackeln, so dass du auch plötzlich im Regen stehst und dir neue Kunden suchen musst. Andererseits hast du als Selbständiger mehr Ausgaben, etwa für Krankenversicherung und den ganzen Sozialkram, den sonst zum Teil der Arbeitgeber mitträgt; du hast ein höheres Risiko, weil du selbst für deine Arbeit haftest; du musst dich selbst um deine Finanzen und die Buchführung kümmern und und und ...
    Unterm Strich hat die Selbständigkeit also nicht nur Vorteile. Was man aber sagen kann: Du hast mehr Selbstbestimmung. Was natürlich auch mal heißen kann, dass du *selbst* entscheidest, etwas zu tun, was dir eigentlich nicht passt ...

    Wenn man überlegt, das man als Arbeitnehmer offensichtlich 3 Monate arbeiten muß ohne Lohn zu bekommen ehe man kündigen kann, so sehe ich heute keine so großen Vorteile mehr an einer Angestellten Tätigkeit. Denn es kann jederzeit sein, das man 2 oder 3 Monate keinen Lohn bekommt und man muß trozdem weiterhin arbeiten.

    Ja. Wie in der Selbständigkeit auch. Mit säumigen oder zahlungsunwilligen Kunden musst du immer rechnen, und dann musst du abwägen: Willst du das bisher vielleicht gute Geschäftsverhältnis tatsächlich abbrechen, indem du offene Forderungen einklagst? Oder machst du lieber gute Miene zum bösen Spiel und erinnerst "freundlich" an die noch ausstehenden Zahlungen? Nimmst du vielleicht sogar in Kauf, dass du ausnahmsweise mal auf einer Rechnung sitzenbleibst, weil dir der Kunde sonst eigentlich viel bedeutet und er nur aufgrund ungewöhnlicher Bedingungen mal nicht sofort zahlen kann/will? Bist du eventuell bereit, aufgrund dieser ungewöhnlichen Bedingungen ausnahmeweise drei Monate Zahlungsaufschub hinzunehmen?

    Ciao,
     Martin

    --
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  2. Moin!

    Wenn man überlegt, das man als Arbeitnehmer offensichtlich 3 Monate arbeiten muß ohne Lohn zu bekommen ehe man kündigen kann, so sehe ich heute keine so großen Vorteile mehr an einer Angestellten Tätigkeit. Denn es kann jederzeit sein, das man 2 oder 3 Monate keinen Lohn bekommt und man muß trozdem weiterhin arbeiten.

    Muss man nicht.

    Google mal "Zurückbehaltungsrecht Arbeit".

    Außerdem musst du nicht kündigen (außer du willst es). Lohnanspruch entsteht auch für die Zeit, in der du deine Arbeitskraft zurückbehältst, dein Arbeitgeber muss dich also bezahlen, obwohl du nicht mehr arbeitest.

    Obendrein hat Nichtzahlung von Löhnen ja in der Regel einen Grund. Wenn dein Arbeitgeber insolvent wäre, würdest du als Arbeitnehmer vom Arbeitsamt Insolvenzausfallgeld für die drei Monate vor dem Insolvenzereignis erhalten. Als Selbständiger guckst du zu diesem Zeitpunkt erstmal in die Röhre. Und am Ende vermutlich auch, denn insolvente Auftraggeber neigen dazu, die Rechnungen meist auch nach Abschluss des Insolvenzverfahrens nicht mehr wirklich zu bezahlen.

    - Sven Rautenberg

  3. Hi,

    Man könnte also auch sagen, er könnte theoretisch zwei Halbtagsjobs bei den jeweiligen Firmen haben.

    Bei sowas muss mam immer aufpassen, dass es nicht als Scheinselbständigkeit eingestuft wird.

    Wenn ich damals diese Arbeit als Selbständiger durchgeführt hätte, hätte ich heute nicht das Problem, das 3 Monate Lohn offen sind. Denn ich hätte, wenn er nicht rechtzeitig bezahlt einfach gesagt "Tschüß".

    Und dann? Meinst Du, Du hättest von einem Tag auf den anderen sofort einen anderen Auftraggeber gefunden, der Dir im nächsten Monat den erwarteten Lohn gezahlt hätte? Vergiss es. Die Zahlungsmoral ist sowieso bescheiden. Und verschiedenste Prozesse in den Firmen verhindern auch eine pünktliche Zahlung. Deine Arbeit muss ja auch abgenommen werden. Selbst wenn der dafür zuständige Mitarbeiter gerade mal nicht im Urlaub ist, ist es jemand in der Buchhaltung, durch die Deine Rechnung laufen muss. Und vielleicht wird dort sowieso jede erstmal drei Monate liegen gelassen... Du weisst nie, wann Du die Zahlungen bekommst (und ob überhaupt). Oft weisst Du nicht mal, wann Du überhaupt mit einer Arbeit anfangen kannst, obwohl eigentlich sicher ist, dass Du sie machen sollst, weil ein regulärer Auftrag auch erstmal erstellt werden muss. etc.pp.

    Der Trend geht doch dazu, das viele keinen Vollzeitjob mehr haben. Die Wirschaft hat sich einfach verändert.

    Wir reden hier doch vom IT-Bereich...? Meine Firma - und andere in dem Bereich - suchen händeringend Softwareentwicklungsingenieure. Selbstverständlich Vollzeit, gerne auch mehr. Wir sind soweit, dass der Bedarf aus dem Bewerberangebot nicht mehr gedeckt werden kann.

    Grüsse
    Stefanie

    1. Moin Moin!

      Hi,

      Man könnte also auch sagen, er könnte theoretisch zwei Halbtagsjobs bei den jeweiligen Firmen haben.

      Bei sowas muss mam immer aufpassen, dass es nicht als Scheinselbständigkeit eingestuft wird.

      Fast richtig. Scheinselbständigkeit. Zwei Auftraggeber, die jeweils die Hälfte der Arbeitsleistung abnehmen, sprechen gegen eine Scheinselbständigkeit.

      Natürlich ist so eine extreme Abhängigkeit von nur zwei Auftraggebern unternehmerisch nicht unbedingt sinnvoll.

      [...] Die Zahlungsmoral ist sowieso bescheiden. Und verschiedenste Prozesse in den Firmen verhindern auch eine pünktliche Zahlung. [...] Du weisst nie, wann Du die Zahlungen bekommst (und ob überhaupt).

      §286 BGB sagt vereinfacht: 30 Tage nach Rechnungseingang gerät der Kunde automatisch in Verzug, ab dem Moment kann man den Gerichtsvollzieher losschicken.

      Das vergiftet das Verhältnis mit dem Kunden natürlich, und man will die Hand, die einen füttert, nicht unbedingt beißen. Aber wenn kein Brot mehr im Schrank liegt, bleibt einem kaum etwas anderes übrig.

      Mir ist das während meiner Selbständigkeit erspart geblieben, die Zahlungen kamen immer pünktlich, Unstimmigkeiten wie ein versehentlich falsches Rechnungsdatum wurden auf kurzem Weg mit der Kunden-Buchhaltung geklärt.

      Wir reden hier doch vom IT-Bereich...? Meine Firma - und andere in dem Bereich - suchen händeringend Softwareentwicklungsingenieure. Selbstverständlich Vollzeit, gerne auch mehr. Wir sind soweit, dass der Bedarf aus dem Bewerberangebot nicht mehr gedeckt werden kann.

      Klingt phantastisch. Ihr sitzt nicht zufällig in Hamburg oder im Hamburger Umland?

      Alexander

      --
      Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".
      1. Hi,

        §286 BGB sagt vereinfacht: 30 Tage nach Rechnungseingang gerät der Kunde automatisch in Verzug, ab dem Moment kann man den Gerichtsvollzieher losschicken.

        Ja, theoretisch... Das heisst ja 1. nicht, dass der Gerichtsvollzieher auch was kriegt. Und 2. ist da noch das bereits erwähnte Verhältnis zum Kunden, von dem man sich in der Regel noch mehr Aufträge erhoffe. Vor allem, wenn man nur 2 hat ;-) Das ist ja das Problem, die Kunden liegen nicht auf der Strasse - und gerade auch bei größeren Firmen bekommt man sein Geld eher langsam (meine Erfahrung). Und dazu kommen noch die bereits erwähnten Probleme mit den erfolgten Abnahmen etc.

        Klingt phantastisch. Ihr sitzt nicht zufällig in Hamburg oder im Hamburger Umland?

        Nein, OWL. Aber wir hatten sogar schon mal einen Mitarbeiter, der jeden Tag aus Hamburg angereist kam (2,5 Stunden mit dem Zug?). Der hat sich dann aber doch lieber was in HH gesucht...

        Grüsse
        Stefanie

        1. Moin Moin!

          Klingt phantastisch. Ihr sitzt nicht zufällig in Hamburg oder im Hamburger Umland?

          Nein, OWL.

          Schade. Das fällt selbst mit viel gutem Willen nicht mehr unter die Definition von Umland.

          Aber wir hatten sogar schon mal einen Mitarbeiter, der jeden Tag aus Hamburg angereist kam (2,5 Stunden mit dem Zug?). Der hat sich dann aber doch lieber was in HH gesucht...

          Nachvollziehbar. ;-)

          Alexander

          --
          Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".
  4. Moin Moin!

    Pro Selbständigkeit:

    * freie Wahl der Arbeitszeit (im Rahmen dessen, was dem Kunden paßt)
    * kein dämlicher Vorgesetzter
    * die Freiheit, "nein" zu einem Auftrag zu sagen

    Contra Selbständigkeit:

    * kein Kündigungsschutz
    * 40 h / Woche ist in der Regel eine Illusion, real sind es deutlich mehr
    * Versicherungen muß man zu 100% selbst zahlen, kein Arbeitgeberanteil mehr
    * oft Zwangsmitgliedschaft in IHK o.ä., außer man gehört zur priviligierten Gruppe der Freiberufler *UND* treibt keinen Handel *UND* stellt nichts her
    * mehr Steuern
    * höheres Risiko (Haftung, Arbeitsunfähigkeit)

    Je nach Charakter und Fähigkeiten Pro oder Contra:
    * man muß sich selbst und die eigene Dienstleistung bzw. die eigenen Produkte bewerben und verkaufen
    * man muß sich um alles selbst kümmern: Werbung, Aquise, Buchhaltung

    Freiberufler: Ingenieure und Architekten, aber keine Informatiker. Dipl-Inf-s können sich aufgrund ihrer Dipl-Ing-artigen Ausbildung reinmogeln. Die ehemaligen Büromaschinenmechaniker, heute als Fachinformatiker betitelt, haben eine handwerkliche Ausbildung und können sich nicht über die Schiene "wie Dipl-Inf" in die Freiberuflichkeit diskutieren. Letztlich entscheidet aber das Finanzamt. Die Kriterien erscheinen ziemlich willkürlich: Vorhandene Software beim Kunden zu warten, umzubauen und zu erweitern ist ok, Software für den Kunden zu schreiben nicht. D.h. wenn der Kunde "int main(int,int) { return 0 }" hat und man das zu einem Office-Paket "erweitert", ist das ok, schreibt man die erste Zeile Programmcode selbst, ist man kein Freiberufler mehr.

    Alexander

    --
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    1. Fast vergessen:

      Contra Selbständigkeit:

      * man fällt aus der Arbeitslosenversicherung heraus

      Selbständig in die Pleite geritten und schon ist man im Hartz IV.

      Unter anderem ist das ein Grund, warum der Staat die Selbständigkeit fördert: Es schönt die Arbeitslosenstatistik.

      Alexander

      --
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      1. Moin!

        Contra Selbständigkeit:

        * man fällt aus der Arbeitslosenversicherung heraus

        Man kann sich dort auch als Selbständiger versichern.

        - Sven Rautenberg

  5. Eines darfst du aber auch nicht vergessen...Wenn du ein bischen html kannst, oder ein einfaches Netzwerk ein bischen administrieren kannst, dann kannst du dich sicher nicht selbständig machen. Um Selbständig im IT Bereich zu sein, brauchst du ein umfangreiches Wissen und du mußt dich gut verkaufen können.

    Als Arbeitnehmer bekommst du jeden Tag neu deine Arbeiten.
    Als Selbständiger mußt du ständig nach neuen Aufträgen suchen.