hinterherrenner: digitaler Ordnungswahn

Hallo,

alljährlich meldet sich der innere Ordnungswahn beim durchklicken der lokalen Verzeichnisse und Dateien.. Ist die Ordnungsstruktur sinnvoll? Strikt eingehalten? Wo gehört diese Datei jetzt eigentlich streng genommen hin? Wo ist der Dienstleister, der Dateien für mich in Perfektion sortiert hält? Worin liegt der Sinn sich streng und kleinlichst auf eine Ordnung festzunageln und beim jährlichen Jahresputz einzelne Dateien umzubennen, zahlreiche Ordner zu verschieben oder ID3-Tags pinibelst zu ändern, um ein möglichst konsistentes einheitliches Bild zu erhalten?

Deswegen wollte ich mal eine Runde mit Anregungen, Tipps, Meinungen zum Ordnungswahn und zum nötigen Grad der Ordnung und der damit verbundenen aufzuwendenden Zeit - die es wert ist aufzuwenden - starten.

"digitaler Ordnungswahn"

Einstellungen der Programme sollen mal beruhigt da liegen bleiben, wo sie vom jeweiligen Programm gespeichert werden und eben manuell für Backup ausgewählt werden - bei Unix also ~/.<config-verzeichnis> oder ~/.<config-datei> und Programme sollen da bleiben, wo sie die Distribution/das Betriebssystem einordnet oder eben /usr/local/MATLAB - das soll sich mal unserem Einzugsgebiet entziehen und wir konzentrieren uns auf unsere Daten, die da wären: Fotos, eigene Skripte, Webdesign-Projekte, Zeugnisse, Verträge, "traditionelle" Dokumente/Anschreiben/Glückwunschkarten/etc, Vorträge/Präsentationen/Ausarbeitungen für Schule/Studium, Video-Files, Musik-Files, etc.

Bei mir gestaltet sich das im Moment so innerhalb meines home-Verzeichnisses:

  • bin
    eigene Skripte, um zum Beispiel Backup-Routinen abzuarbeiten, Bilder verzeichnisweise zu verkleiner und Co, alles was man eben in ein nettes Skript packt und in seiner Konsole verwendet
    -> Das ist das Verzeichnis, wo sich mir die Ordnungsfrage am wenigsten stellt.

  • Desktop
    wird von mir als eine Art temporärer Ordner verwendet, wenn ich Dateien bekomme, herunterlade (und länger als in Download behalten möchte, siehe unten), oder für jemand anderes Dateien bearbeite, die danach nicht in meinen Datenbestand übergehen sollen.

  • Downloads
    Ja, wie der Name schon sagt. Ein Cronjob räumt dabei regelmäßig auf und löscht alle Dateien, die älter als 2 Wochen sind.

  • Dokumente
    Hier geht jetzt die Problematik schon los. Hierunter verbirgt sich bei mir so einiges, wobei die Unterordner nicht streng einem System folgen, auch wenn ich mich prinzipiell dort zurechtfinde. So gibt es z. B. Ordner für Studium und damals Schule und einen für meinen Nebenjob als Instrumentallehrer unterhalb von Dokumente. Also quasi alles Ordner, die eine Tätigkeit beschreiben. Des Weiteren gibt es hier aber auch den allseit bekannten "Sonstiges"-Ordner, einen Ordner "Wissen", "System", "Urkunden Zeugnisse Zertifikate", "Bewerbungen", "Lustiges".. also eine bunte Mischung.
    Unter vielen der Ordner befinden sich streng genommen auch keineswegs Dokumente. So habe ich unter Wissen Videos und Skripte gesammelt, z. B. eine komplette Vorlesung des MIT, Podcasts wie z. B. Ethic Bites, Skripte über den Zusammenhang von Linearer Algebra und den Anfängen von Google, usw.

  • Fotos
    Ja, Fotos eben. Aber wie geordnet? Bei mir in Ordnern, die prinzipiell folgendem Schema folgen
    YYYY-MM-DD - beschreibung
    darunter befinden sich dann direkt die Bilder, wie sie von der Kamera kamen.
    Gehören mehrere Ordner zusammen, z. B. ein Urlaub, dann sieht es so aus
    YYYY-MM-DD_YYYY-MM-DD - Urlaub    (also ein "von - bis"-Datum oder bei längeren Zeiträumen z. B. nur die Monate YYYY-MM_YYYY_MM - Urlaub).
    Darunter befinden sich dann
    YYYY-MM-DD_YYYY-MM-DD - Urlaub/YYYY-MM-DD - Strand
    YYYY-MM-DD_YYYY-MM-DD - Urlaub/YYYY-MM-DD - Sehenswürdigkeiten

Soweit herrscht im Foto-Ordner bei mir die größte streng eingehaltene "Ordnund". Doch um etwas zu finden muss man natürlich immer das Datum in etwa wissen und dann stets noch selektiv den richtigen Ordner wählen sofern er gut beschrieben ist. Fürs Bilder anschauen verwende ich digikam, hier kann ich dann die Fotos auch Taggen um z. B. private Fotos zu taggen, Fotos, die ich zwar um Urlaub gemacht haben, die aber im speziellen nichts mit dem Urlaub zu tun haben, da ich mal wieder eine Makro-Fotografie-Session gemacht habe, etc.

So von den übrigen Ordner kann ich mal getrost absehen.

Wie handhabt ihr das so?

Würdet ihr z. B. schon direkt unter home einen Ordner für Studium, Schule, etc. anlegen? Was ist mit "Wissen", ich weiß ich könnte Videos in einen Videos-Ordner und Bilder in einen Bilder-Ordner und Texte in den Dokumente-Ordner, aber irgendwie widerstrebt es mir thematisch diesen Ordner auseinanderzureißen und z. B. die Aufnahme der Vorlesung und das Skript voneinander zu trennen.

Fürs Studium verwende ich mein eigenes Set an latex-Klassen. Die kopiere ich bisweilen immer in den jeweiligen Ordner, wenn ich sie brauche. Vorteil ist dabei, dass kile diese sofort verarbeitet und jedes Projekt die Version der Klassen-Datei im eigenen Ordner hat, die verwendet wurde. Würde ich z. B. immer verlinken, könnte es passieren, ich erstelle ein Projekt danach wird die Klassen-Datei überarbeitet und auf einmal würde es für das Projekt zu einem ganz anderen Ergebnis führen..
Bei größeren Projekten stellt sich mir bei Latex eh die Frage, wie ich einfach hin und wieder z. B. bei jedem kompilieren eine Kopier der aktuellen Version des Textes speichern kann. Denn bei großen Projekten kannn es ja schon mal sein, dass man doch mal gerne auf eine frühere Formulierung zurückgreifen möchte.

Unter "Webdesign" (fraglich ob das unterhalb von Dokumente anzuordnen ist) gibt es eben für jedes Projekt oder jede Domain einen Unterordner unter der sich dann die Webspace- oder Projekt-Verzeichnisstruktur wiederfindet.

Unter Dokumente/System habe ich "Anleitungen" für mich zr Einrichtung meines Systems, z. B. wie ich auf meine unixoiden Rechner den Drucker eingerichtet habe, um sich beim nächsten mal die lange Recherche zu sparen. Ich habe noch keinen geeigneteren Platz und Struktur für diese Art der "Dokumente" gefunden.

So jetzt habe ich mal wieder viel zu viel geschrieben, stehe ich schon wieder vor meinem ordnungwahnsinnigen Jahresputz - von den ID3 Tags, die einem strengen Muster folgen müssen, wobei ich nun aber dieses Ziel als unmöglich aufgegeben habe, ganz zu schweigen - und würde am liebsten für ein und alle mal eine einfache lockere Ordnungsmethode finden.. vermutlich muss ich mir eingestehen, dass die einfachste wäre, Abstriche bei der strengen Befolgung von eigens auferlegten "Ordnungs-Regeln" zu machen und sich mit einer Ordnung, in der man zumindest alles findet, auch wenn es nicht immer strengstens logisch und konsistent ist..

Viele Grüße

»ich renn mal hinterher«

  1. Hallo,

    alljährlich meldet sich der innere Ordnungswahn beim durchklicken der lokalen Verzeichnisse und Dateien.. Ist die Ordnungsstruktur sinnvoll?
    Wie handhabt ihr das so?

    Tags. Tags, Tags, Tags.

    Ordner sind etwas sinnvolles. Im Prinzip sind sie auch nur Tags, die aber das manuelle Suchen stark erleichtern. Sobald man eine Datei hat, die in einen Ordner passen und dabei in keinen anderen Order passen, sollte man einen Ordner anlegen.

    Zusätzlich sollte Dateien entsprechend mit Stichworten versehen werden. Dann hast du z.B. die Stichwörter Italien, Urlaub(ggf. spezifiziert), Datum, Bild, ... und ggf. noch andere. Wenn du jetzt einfach chronologisch alle Bilder durchsuchen willst, dann sortierst du die Dateien mit Stichwort Bild nach ihrem Datum. Das gleiche geht dann auch mit Urlaub(en) und mit Ländern, Städten etc. etc.

  2. Wo gehört diese Datei jetzt eigentlich streng genommen hin?

    Unter Umständen auch einfach da wo du sie bisher immer gefunden hast, wenn du sie gesucht hast.

    Wo ist der Dienstleister, der Dateien für mich in Perfektion sortiert hält?

    Der bist du selbst, denn keiner kennt deine Definition für Perfektion. Und keiner will ständig gefragt werden, wo er deine Datei xy hingesteckt hat ;-)

    Worin liegt der Sinn sich streng und kleinlichst auf eine Ordnung festzunageln und beim jährlichen Jahresputz einzelne Dateien umzubennen, zahlreiche Ordner zu verschieben oder ID3-Tags pinibelst zu ändern, um ein möglichst konsistentes einheitliches Bild zu erhalten?

    Nirgends, falls damit das Wiederfinden gefährdet wird. Ich hab lieber meine nicht ganz perfekte Struktur, die ich dafür kenne und wo ich trotzdem mein Zeug finde, statt jährlich irgendwas anderes, bei dem ich mir den ganzen Verzeichnisbaum durchschauen muss und raten darf wo eine Datei sein könnte.

    Im Desktop hab ich gar nix, außer die wichtigsten Links. Da find ich nämlich sonst nichts mehr und bevor ich im Explorer den Desktop anschau, kann ich auch gleich einen anderen Ordner nehmen.

    Dokumente
    Das ist wohl der schwierigste Ordner. Irgendwas erst mal nach Thema sortieren ist auf jedenfall sinnvoller als gleich nach dem Datum.
    Hier würd ich nach Bedarf umsortieren. Und wie gesagt nicht außer Acht lassen ob du wichtiges bisher gefunden hast oder nicht.

    Fotos
    Ich hab auch das Datum vornedran. Wenn ich nicht mehr weiß wann ich wo war, suche ich nach der Beschreibung. Wenns dann mehrere Treffer gibt, kann man in den Suchergebnissen ja nachsehen was man haben will.

    Allgemein kommt es letztendlich auf deine eigene Denkweise an und natürlich auf die Anzahl der Dateien. Ein Verzeichnisbaum mit 50 Ordnern ist unsinnig, wenn darin nur 200 Dateien sind.