Sven Rautenberg: Freiberufler - Stundensatz

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Moin!

Ich wollte mal eine Frage an alle Freiberufler hier in die Runde schmeißen: wie macht ihr das mit euren Stundensätzen. Ich verlange pauschal und für jede Arbeit 50 Euro die Stunde.

Aber das möchte ich jetzt ändern. Folgende Anpassungen würde ich gerne vornehmen:

Die Frage, die du nicht beantwortest, die sich aber stellt: Warum?

Irgendwas wirst du ja optimieren wollen, denn es ist davon auszugehen, dass derzeit Aufträge da sind. Da du an den Preisen schraubst, wirst du anscheinend deine Einnahmen optimieren wollen. Also mehr einnehmen wollen.

Hast du analysiert, dass du aufgrund deiner neuen Preisstruktur mehr einnimmst? Weißt du, wie viel Zeit du pro Projekt in den einzelnen Aufgabenbereichen zubringst, und wird die Rechnung deshalb am Ende höher ausfallen? Rechnest du dagegen, wie viel Mehraufwand die korrekte Abrechnung auch nach Aufgabengebiet verursacht, die dich Zeit kostet, die dir der Kunde nicht extra bezahlt?

Staffelung nach Schwierigkeitsgrad (HTML 40 Euro, Datenbank-Einpflege 40, PHP-Programmierung 60, Python-Programmierung 70, Java 70, Server-Administration, Systemaufgaben 70)

Wenn ein bisheriger Kunde das sieht, wird er sich sagen: Cool, da haben wir ja unser HTML- und Datentipper-Arbeitspferd gefunden, diese Dienste werden 10 Euro pro Stunde billiger. Ok, er macht auch noch PHP für uns, das wird teurer - vermutlich ist beides 50/50 verteilt, wir zahlen also nicht drauf - aber wir haben jetzt ein tolles Argument, die Rechnung zu kritisieren, wenn wir der Meinung sind, dass so viel PHP nicht zu tun war. ;->

Staffelung nach Dringlichkeit (4 Wochen Vorlaufzeit kein Zuschlag, Dringlich: 50% Zuschlag, Sofort 100% Zuschlag)

Man kriegt ein Baby nicht in einem Monat geboren, wenn man neun Frauen an die Aufgabe setzt. Genauso kriegt man ein Softwareprojekt nicht schneller hin, wenn man mehr Geld bezahlt. Im Gegenteil: Deine Mehreinnahme für "sofort" ist entweder ungerechtfertigt, weil du gerade nichts zu tun hast und auch "normal" arbeiten würdest, oder sie zwingt dich, den Kunden links liegen zu lassen, der vor 4 Wochen "normal" bezahlt hat und jetzt von dem Sofort-Kunden verdrängt wird. Dein Sofort-Kunde hat Anspruch auf Lieferung sofort, dein Kunde von vor vier Wochen aber auch. Wie löst du das Problem?

Was haltet ihr davon? So richtig zufrieden bin ich damit nicht, weil das wieder nen ellenlangen bürokratischen Rattenschwanz hinter sich herzieht. Der Kunde muss ja vorher wissen, mit welchen Sätzen er zu rechnen hat.

Hast du kalkuliert, dass du mit deiner Preiserhöhung am Ende besser dastehst, als derzeit? Wenn nein: Erhöhe einfach deine Preis "normal", mach' 55 Euro Stundensatz (sind ja nur 10 Prozent mehr), und gib Bestandskunden Rabattmöglichkeit für eine Übergangsfrist, wenn du Angst hast, die sonst zu verprellen. Denn offenbar HAST du diese Angst, sonst würdest du deine Preiserhöhung nicht durch diese Intransparenz verschleiern wollen.

- Sven Rautenberg