Auge: Berühmte Personen erstellen und juristische Datenbank

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Hallo

Ich vermute sehr stark, daß die meisten dieser Urteile gar nicht wirklich dem Gerechtigkeitsempfinden des Volkes zuwider laufen. Ich vermute, meist wird nur nicht verstanden warum das gerecht ist und nicht drüber nachgedacht, was ein anderes Urteil für ungerechte Konsequenzen hätte.

Normalerweise dürfte es darüber keine zwei Meinungen geben. Im Moment ist die Rechtsprechung so, dass i.d.R. jemand der einem anderen körperlichen Schaden zufügt(Messerstecher, Vergewaltiger, Schläger,Kinderschänder usw.) wesentlich geringer, oft gar nicht, bestraft wird, während Steuersünder, Schwarzarbeiter, hohe Strafen erwarten.

Ist das so? Und warum darf es deiner Meinung nach keine zwei Meinungen über ein Strafmaß geben?

Wie groß dieses Problem ist, bekommt die Öffentlichkeit oft gar nicht mit oder verdrängt es. Ab und zu liest man dann in der Presse wieder einen Fall wo es ausnahmsweise auch mal andersrum läuft und schon denkt man das wäre immer so, doch die Realität sieht leider erschreckend anders aus, ich spreche da auch aus eigenen Erfahrungen in meinem Umfeld.

Komisch, ich finde, die öffentliche Darstellung läuft gerade diametral anders herum.

Fälle, in denen (mindestens dem Bauchgefühl nach) ein zu geringes Strafmaß festgelegt wurde, werden in der Presse bis zum Erbrechen ausgeweidet. Von Fällen, wo Normalgewalttäter XY völlig angemessen zu 8 Jahren Haft verurteilt wurde, lese ich, wenn überhaupt, in einem Dreizeiler; im Normalfall jedoch garnicht.

Andererseits, und da gebe ich Dir recht, wundere ich mich immer wieder über die Neider und Missgünstigen, die Steuersünder in den Foren am liebsten lebenslänglich geben würden, aber nicht bedenken, dass diese besagten Steuersünder dennoch in den meisten Fällen mehr Steuern monatlich bezahlt haben als Normalarbeiter in vielen Jahren. Wenn aber mal wieder ein Messerstecher mit ein paar Monaten Bewährung davon kommt, wird nicht so viel gemeckert, sehr seltsam... In diesen Fällen verstehe ich das Gerechtigkeitsempfinden des Volkes nicht wirklich, sind aber dann tatsächlich offensichtlich mit der Justiz konform, warum auch immer. Zumal "der werfe den ersten Stein" der noch nicht den Fiskus übergangen hat(Ebay, Nebenjob, etc.)

Ob ein Steuerhinterzieher (nein, er sündigt nicht, sondern betrügt das Gemeinwesen auf asoziale Art) oft trotz des Betrugs dennoch mehr Steuern zahlt, als der „gemeine Meckerer“, der ihn lebenslänglich hinter Gittern sehen will, ist unerheblich. Die Fälle, die in der Öffentlichkeit landen, betreffen im Normalfall hohe Summen und Personen, bei denen man davon ausgeht, dass die das nicht nötig haben. Die hinterziehen also auch mehr als andere zahlen.  Die Strafe sollte sich an der Summe der hinterzogenen Steuern festmachen und nicht, wie es oft den Anschein erweckt, an der Bekanntheit der Hinterzieher (Promibonus). Und da passt dem Bauchgefühl nach die Strafe für den kleinen Krauter von nebenan und den Postchef nicht zusammen, was an dieser Stelle das Meckern auslöst.

Dass andererseits Gewalttäter regelmäßig straffrei oder mit viel zu niedrigen Strafen davonkommen, ist eine Mär. Natürlich gibt es Fälle, wo das passiert, die sind aber nicht die Regel (siehe oben: öffentliche Rezeption durch unseren deutschen „Qualitätsjournalismus“).

Tschö, Auge

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Verschiedene Glocken läuteten in der Stadt, und jede von ihnen vertrat eine ganz persönliche Meinung darüber, wann es Mitternacht war.
Terry Pratchett, "Wachen! Wachen!"
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