Felix Riesterer: wer killt wen?

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Lieber Martin,

  • buchdruck

Dient heute fast nur noch der Unterhaltung (Belletristik) und der Verbreitung von Wissen durch Fachliteratur. Letztere ist vor allem in den schnelllebigen IT-verwandten Branchen vom Internet als Medium bedroht, wenn nicht sogar schon überholt.

meine höchst persönliche Beobachtung an mir selbst ist, dass ich mir bei digital Publiziertem schlechter merken kann, wo ich was (einst) gelesen habe. Das hat nicht (nur) damit zu tun, dass ich älter werde, sondern auch mit der Reduktion der Sensorkanäle, mit denen ich Gelesenes erfasse.

Bei einem Print-Medium speichere ich (unterbewusst) zum reinen Inhalt ebenso ab, wie sich das Papier angefühlt hat, seinen Geruch (Du weißt wie ein Magazin wie Spiegel/Focus/Stern/etc. im Vergleich zu einem gebundenen Buch riecht), die Position in diesem Print-Gegenstand (vorderes/mittleres/hinteres Drittel), wieviele Seiten es waren (ein eBook skaliert die Schrift und bietet damit keine echten "Seiten" mehr) und wo ich das Printstück hingelegt habe, bzw. wo es im Regal steht.

Bei einer Internetseite bin ich nach einiger Zeit ohne Bookmarks oder eine gute Suchmaschine völlig aufgeschmissen. Auch die gelesenen eBooks scheine ich nicht gleichermaßen gründlich im Gedächtnis zu behalten, wie ihre Print-Äquivalente.

Ich finde den Weg der elektronischen Publikation gut und sinnvoll, weiß aber nicht, welchen ökologischen Fußabdruck der Konsum solcher Publikationen im Vergleich zu Gedrucktem hat. Auch bin ich mir hinsichtlich der mehrkanaligen Wahrnehmung nicht sicher, ob wir in irgendeiner Zukunft auf Gedrucktes völlig verzichten wollen - auch wenn eine Volltextsuche in einem gedruckten Medium unmöglich ist.

  • film im kino

IMO nur noch für ein Nischenpublikum interessant, oder für die, die keinen Fernseher zuhause haben (wollen). Ich habe Fernseher, Computer und DVD-Player und würde mir daher die Tortur eines Kinobesuchs nicht mehr antun.

IMO genau dann interessant, wenn ich zuhause keine 3D-Ausrüstung habe, um Filme mit diesem Effekt genießen zu können - wenn ich das gelegentlich möchte. Und Kino gibt es auch dort, wo ich vielleicht nicht zuhause bin...?

  • rundfunk
  • fernsehen

Werden vermutlich der Konkurrenz durch das Internet sowohl im Bereich Unterhaltung als auch im Bereich Information noch lange standhalten können.

Sie sind ja auch im Internet vertreten, nur eben technisch anders umgesetzt. Beispielsweise konnte Besuch bei mir das DFB-Pokal-Endspiel im live-Stream anschauen, obwohl ich keinen Fernseher habe. Mit den Mediatheken gibt es die Möglichkeit, interessante Inhalte asynchron zum Sendeprogramm zu schauen. Damit erweitern sich Rundfunk und Fernsehen hinsichtlich ihrer technischen Natur und bleiben schon allein deshalb noch lange erhalten.

  • sms

Ist durch Dienste wie etwa Whatsapp schon stark zurückgedrängt worden.

Es ist eine SMS auch ohne Internetverbindung versend- und empfangbar. Wer also keinen Datentarif nutzt oder nutzen kann/will, hat mit der SMS weiterhin eine weniger aufdringliche Möglichkeit, jemanden direkt und sofort zu erreichen. Ebenso verhält es sich für den Adressaten, also wenn dieser keinen Datentarif verfügbar hat.

Es ist nach wie vor keine einheitliche und öffentliche Verknüpfung von Mobilnummer zu internet-basierten Diensten gegeben, was ich datenschutzrechtlich sehr begrüßenswert finde, und damit den Sinn und Nutzen der SMS keineswegs entkräftigt.

Ich würde das Medium Fax noch mit aufnehmen. Musste in den 80er und 90er Jahren jeder haben, der wasw auf sich hält; ist aber mittlerweile durch andere Medien, vor allem e-Mail, fast völlig verdrängt.

Es ist eine Frechheit, wenn ein Internet-Unternehmen keine eMail, wohl aber ein Fax für bestimmte Vorgänge erlaubt. Das Faxgerät ist mittlerweile eine technische Hürde!

wie geht das weiter?

Vorwärts. Ist doch klar!

wer verdrängt wen? wer unterstützt wen?

Wenn man das wüsste ...

... dann könnte man mit diesem Wissen sicherlich Milliarden scheffeln.

Liebe Grüße,

Felix Riesterer.