Fenn: Arbeitszeugnis IT Bereich

Hallo, habe folgendes Zeugnis bekommen.

"Wir sind seit 25 Jahren erfolgreich am Markt und ein herstellerunabhängiges Systemhaus mit einem Kundenkreis, den wir teils seit Beginn an betreuen. Wir uns zählt Kundenzufriedenheit als oberstes Gebot. Unser Spezialgebiet sind Netzwerkkonzepte und Sicherheitskonzepte. Dabei waren wir eine der ersten Systemhäuser, die den Fokus auf Firewalls gelenkt haben. Unser Kundenkreis beginnt bei der kleinen Arztpraxis bis zum großen Industriebetrieb. Daneben betreuen wir bundesweit IT Projekte"

"Sein Aufgabengebiet umfaßte, Konfiguration von Netzwerken, Support, Behebung von Störungen, Dokumentationen"

"Herr X lernten wir als pflichtbewußten und eifrigen Mitarbeiter kennen" "Herr X besitzt ein breit gefächertes Wissen, arbeitete sorgfältig und genau" "Die ihm übertragenen Aufgaben hat er zu unserer zufriedenheit erfüllt und die Erwartungen entsprochen" "Sein Verhalten gegenüber der Geschäftsleitung, Kollegen und Kunden war immer einwandfrei"

-> Ist es nicht ungewöhnlich, das es mehr nach Werbeveranstaltung klingt, als nach Arbeitszeugnis. Das Aufgabengebiet ist doch viel zu klein beschrieben oder? Was bedeutet "Wir lernten ihn kennen"

  1. Tach,

    Was bedeutet "Wir lernten ihn kennen"

    Was gemeint war und was es ein zukünftiger Arbeitgeber hineininterpretiert ist schwer vorherzusagen, laut BAG heißt es jedenfalls nicht, dass die entsprechenden Eigenschaften nicht vorhanden sind: http://www.stolze-zeugnisse.de/zeugnissprache-formulierung-kennen-gelernt-in-arbeitszeugnissen/

    Aus meiner Sicht sind Arbeitszeugnisse, so wie sie geschrieben werden, ziemlich nutzlose Instrumente, um über Bewerber zu entscheiden, aber vielleicht ist das auch der Grund, warum ich das selten tue.

    mfg
    Woodfighter

  2. Hi,

    habe folgendes Zeugnis bekommen.

    die verklausulierte "Geheimsprache" in Arbeitszeugnissen ist, auch wenn sie gelegentlich geleugnet wird, immer noch ein heißes Thema. Ich kenne mich mit den Feinheiten nicht aus, meine aber herauszulesen, dass das nicht wirklich wohlwollend klingt. Zu wenig Superlative.

    -> Ist es nicht ungewöhnlich, das es mehr nach Werbeveranstaltung klingt, als nach Arbeitszeugnis. Das Aufgabengebiet ist doch viel zu klein beschrieben oder?

    Ja, finde ich auch. Die Unternehmens-Darstellung hat in einem Arbeitszeugnis nichts verloren. Davon abgesehen wirft dieses Zeugnis aber auch ein sehr schlechtes Licht auf denjenigen, der es geschrieben hat: Es strotzt vor Fehlern, vor allem Zeichensetzung und Satzbau; aber auch das 'ß' anstatt 'ss' wirkt heutzutage etwas ... hmm, seltsam.
    Es sei denn, diese Fehler sind beim Abtippen entstanden.

    Was bedeutet "Wir lernten ihn kennen"

    Keine Ahnung. Vielleicht: "Wir haben eigentlich etwas anderes erwartet."

    So long,
     Martin

    1. die verklausulierte "Geheimsprache" in Arbeitszeugnissen ist, auch wenn sie gelegentlich geleugnet wird, immer noch ein heißes Thema.

      Die ist nur deshalb ein heißes Thema, weil es unmöglich ist, das Gegenteil zu behaupten, wenn diese Behauptung von vornherein als leugnen, als Lüge abgetan wird.

      Für Arbeitgeber ist die ganze Nummer nur lästig. Ein unbedachtes Wort an den falschen Ex-Arbeitnehmer, nicht einmal böse gemeint, und schon wird man vor den Kadi gezerrt. Die Paranoia ist an den Deutungen, die hier gemacht wurden, zu sehen.

      Als Arbeitgeber schreibt man da überlicherweise irgendeinen Scheiss rein, der's ungefähr trifft und nicht zu verfänglich ist. Und so sollte auch dieses Zeugnis bewertet werden: Nutzloses Gewäsch.
      Wichtig an dem Zeugnis ist nur eines: Der Briefkopf. Wenn mein Chef sich für einen Bewerber interessiert, ruft er nämlich dessen vorigen Chef an.

      Ich kenne mich mit den Feinheiten nicht aus, meine aber herauszulesen, dass das nicht wirklich wohlwollend klingt. Zu wenig Superlative.

      Mit dieser Begründung kannst du jedes Zeugnis in den Dreck ziehen, noch mehr geht nämlich immer. Das gilt erst recht, wenn du (wie alle anderen, die hier geantwortet haben) schon von vornherein hinter jeder Formulierung verklausulierte Missgunst vermutest – dann kann es nie gut genug sein.

      Andersrum kannst du jedes Zeugnis, das von Superlativen nur so strotzt, eben deswegen auch in den Dreck ziehen, denn was soll so eine alberne Lobhudelei? Haut der alte Chef womöglich so auf die Kacke, weil negative Aussagen verboten sind und er sein Missfallen nur durch restlos absurde Superlative ausdrücken kann, nach dem Motto: "Das ist so dummdreistes Honig-ums-Maul-Geschmiere, das kann keiner ernstnehmen"?

      Wie man's dreht und wendet: Es ist verkehrt.

      1. Hallo Pepperminta,

        das entspricht auch meiner Erfahrung, aus beiden Perspektiven: als Mensch mit Personal-Verantwortung und als Angestellter.

        Meine Chefs waren sogar so genervt von diesem Arbeitszeugnis-Unsinn, dass sie oft den MA das Zeugnis haben schreiben lassen und nur noch ihren Karl-Otto drunter gesetzt haben. Und umgekehrt, die Zeugnisse, die ich schreiben musste, habe ich dem MA vorgelegt mit der Bitte, ihm nicht genehme Formulierungen umzuschreiben, ich würde das dann unterschreiben.

        LG,
        CK

        1. Hallo Christian Kruse,

          Und umgekehrt, die Zeugnisse, die ich schreiben musste, habe ich dem MA vorgelegt mit der Bitte, ihm nicht genehme Formulierungen umzuschreiben, ich würde das dann unterschreiben.

          Im öffentlichen Dienst ist das für dienstliche Beurteilungen auch die richtige Vorgehensweise:

          • du kriegst die Beurteilung vorgelesen, kannst gleichzeitig mitlesen, bekommst aber noch nicht die Note
          • dann kriegst du deine Note
          • hast die Möglichkeit, Dinge ändern, löschen oder hinzufügen zu lassen

          Wenn du dann schließlich einverstanden bist, wird so nach zwei, drei Tagen die Beurteilung rechtsgültig.

          Bis demnächst
          Matthias

          --
          Wenn eine Idee nicht zuerst absurd erscheint, taugt sie nichts. (Albert Einstein)
  3. -> Ist es nicht ungewöhnlich, das es mehr nach Werbeveranstaltung klingt, als nach Arbeitszeugnis.

    Korrekt.

    Das Aufgabengebiet ist doch viel zu klein beschrieben oder?

    Kann ich nicht beurteilen. Die Bescheibung des Aufgabengebietes ist aber auch nicht unbedingt Gegenstand eines Zeugnisses.

    Was bedeutet "Wir lernten ihn kennen"

    Soviel wie: Lass Dich hier nie wieder blicken.

    Hier mal ein Satz aus einen meiner Zeugnisse: In der täglichen Bewältigung seiner umfangreichen Arbeitsaufgaben hat Herr R. Maßstäbe gesetzt und in seinem Team Netzdienste/Kommunikationsdienste überdurchschnittlich dazu beigetragen, die wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens zu erreichen.

    So muss das aussehen.

  4. Hallo, habe folgendes Zeugnis bekommen.

    "Wir sind seit 25 Jahren erfolgreich am Markt und ein herstellerunabhängiges Systemhaus mit einem Kundenkreis, den wir teils seit Beginn an betreuen. Wir uns zählt Kundenzufriedenheit als oberstes Gebot. Unser Spezialgebiet sind Netzwerkkonzepte und Sicherheitskonzepte. Dabei waren wir eine der ersten Systemhäuser, die den Fokus auf Firewalls gelenkt haben. Unser Kundenkreis beginnt bei der kleinen Arztpraxis bis zum großen Industriebetrieb. Daneben betreuen wir bundesweit IT Projekte"

    "Sein Aufgabengebiet umfaßte, Konfiguration von Netzwerken, Support, Behebung von Störungen, Dokumentationen"

    "Herr X lernten wir als pflichtbewußten und eifrigen Mitarbeiter kennen" "Herr X besitzt ein breit gefächertes Wissen, arbeitete sorgfältig und genau" "Die ihm übertragenen Aufgaben hat er zu unserer zufriedenheit erfüllt und die Erwartungen entsprochen" "Sein Verhalten gegenüber der Geschäftsleitung, Kollegen und Kunden war immer einwandfrei"

    -> Ist es nicht ungewöhnlich, das es mehr nach Werbeveranstaltung klingt, als nach Arbeitszeugnis. Das Aufgabengebiet ist doch viel zu klein beschrieben oder? Was bedeutet "Wir lernten ihn kennen"

    Kurz und Schmerzlos:

    Das ist eine drei oder vier je nach Betrachtungsweise.

    "Die ihm übertragenen Aufgaben hat er zu unserer zufriedenheit erfüllt und die Erwartungen entsprochen"

    Deine Arbeit hast Du nicht sehr gut oder gut gemacht, sonder zufriedenstellend. Das haben sie erwartet und dieses ziel hast Du erreicht.

    Es fehlen auch viele Informationen um mehr zusagen.

    1. Deine Arbeit hast Du nicht sehr gut oder gut gemacht, sonder zufriedenstellend. Das haben sie erwartet und dieses ziel hast Du erreicht.

      Ein Zeugnis sollte ausdrücken, welchen Anteil der MA am Erreichen der Ziele des Unternehmens hatte.

      MfG

      1. Tach,

        Deine Arbeit hast Du nicht sehr gut oder gut gemacht, sonder zufriedenstellend. Das haben sie erwartet und dieses ziel hast Du erreicht.

        Ein Zeugnis sollte ausdrücken, welchen Anteil der MA am Erreichen der Ziele des Unternehmens hatte.

        hmm, würde das nicht dafür sorgen, dass Mitarbeiter kleinerer Unternehmen bessere Zeugnisse erhalten als die größerer?

        mfg
        Woodfighter

        1. Hallo woodfighter,

          hmm, würde das nicht dafür sorgen, dass Mitarbeiter kleinerer Unternehmen bessere Zeugnisse erhalten als die größerer?

          Das halte ich sogar für unumgänglich. Allein schon weil bei kleinen Unternehmen der Aufgabenbereich und der notwendige Arbeitseinsatz ganz anders geartet ist. Dazu kommen andere soziale Bindungen/Beziehungen als in grossen Firmen.

          LG,
          CK

        2. Tach,

          Deine Arbeit hast Du nicht sehr gut oder gut gemacht, sonder zufriedenstellend. Das haben sie erwartet und dieses ziel hast Du erreicht.

          Ein Zeugnis sollte ausdrücken, welchen Anteil der MA am Erreichen der Ziele des Unternehmens hatte.

          hmm, würde das nicht dafür sorgen, dass Mitarbeiter kleinerer Unternehmen bessere Zeugnisse erhalten als die größerer?

          Nein. Der Anteil eines Mitarbeiters am Ergebnis des Unternehmens ist nicht absolut sondern relativ zu bewerten.

          PS: Persönliche Ziele sind ebenso unsinnig.

          1. Hallo,

            hmm, würde das nicht dafür sorgen, dass Mitarbeiter kleinerer Unternehmen bessere Zeugnisse erhalten als die größerer?

            Nein. Der Anteil eines Mitarbeiters am Ergebnis des Unternehmens ist nicht absolut sondern relativ zu bewerten.

            ähm, ja, imho ist hier von relativem Anteil die Rede.

            PS: Persönliche Ziele sind ebenso unsinnig.

            wo ist von persönlichen Zielen die Rede?

            Gruß
            Kalk

          2. Hallo pl,

            PS: Persönliche Ziele sind ebenso unsinnig.

            Wie meinst du das?

            Bis demnächst
            Matthias

            --
            Wenn eine Idee nicht zuerst absurd erscheint, taugt sie nichts. (Albert Einstein)
            1. Hallo pl,

              PS: Persönliche Ziele sind ebenso unsinnig.

              Wie meinst du das?

              Das fällt mir in diesem Zusammenhang ein, passend zum Thema. In einem Unternehmen sind persönliche Ziele unwichtig, einzig das Ziel des Unternehmens ist enscheidend.

              Es ist jedoch so eine Art Modeerscheinung geworden, persönliche Ziele zu formulieren. Wie z.B. im T-Unternehmen. Wobei gerade das Unternehmen dafür bekannt ist, seit Jahrzehnten die Leute rauszuschmeißen. Stinkender Faulender Kapitalismus eben.

              Mein Chef hat das damals sehr treffend formuliert indem er sagte, dass sein persönliches Ziel darin besteht über's Jahr in der Firma zu bleiben.

  5. Moin!

    "Wir sind seit 25 Jahren erfolgreich am Markt und ein herstellerunabhängiges Systemhaus mit einem Kundenkreis, den wir teils seit Beginn an betreuen. Wir uns zählt Kundenzufriedenheit als oberstes Gebot. Unser Spezialgebiet sind Netzwerkkonzepte und Sicherheitskonzepte. Dabei waren wir eine der ersten Systemhäuser, die den Fokus auf Firewalls gelenkt haben. Unser Kundenkreis beginnt bei der kleinen Arztpraxis bis zum großen Industriebetrieb. Daneben betreuen wir bundesweit IT Projekte"

    Diese Werbebotschaft finde ich in einem Zeugnis eher unpassend. Sie beschreibt nicht wirklich gut, was das Unternehmen tut, und lenkt von dem Zweck des Dokuments ziemlich ab.

    Leider ist sowas nicht ungewöhnlich.

    "Sein Aufgabengebiet umfaßte, Konfiguration von Netzwerken, Support, Behebung von Störungen, Dokumentationen"

    Für einen Praktikanten oder Auszubildenden vielleicht ausreichend. Je nach Dauer der Tätigkeit auch für einen ausgebildeten Festangestellten noch tolerierbar (ich würde mal sagen: bis zu einem Jahr Tätigkeit für das Unternehmen). Für länger tätige Fachkräfte definitiv ungenügend.

    "Herr X lernten wir als pflichtbewußten und eifrigen Mitarbeiter kennen"
    "Herr X besitzt ein breit gefächertes Wissen, arbeitete sorgfältig und genau"
    "Die ihm übertragenen Aufgaben hat er zu unserer zufriedenheit erfüllt und die Erwartungen entsprochen"
    "Sein Verhalten gegenüber der Geschäftsleitung, Kollegen und Kunden war immer einwandfrei"

    ...war (zu Beginn in der Probezeit?) pflichtbewusst und eifrig, hat von vielen Dingen Ahnung. Hat aber über das erwartete Maß hinaus nichts Außerordentliches geleistet. Hat die Erwartung an einen Mitarbeiter erfüllt und weiß sich zu benehmen.

    -> Ist es nicht ungewöhnlich, das es mehr nach Werbeveranstaltung klingt, als nach Arbeitszeugnis. Das Aufgabengebiet ist doch viel zu klein beschrieben oder? Was bedeutet "Wir lernten ihn kennen"

    Dein Unbehagen teile ich durchaus - das Zeugnis ist recht kurz gehalten (wobei eventuell zwischen den Zitaten noch interessante weitere Sätze stecken). Bei einer Praktikatenbeschäftigung wäre das ok (mithin also für einen Zeitraum unter einem Jahr), als Festangestellter mit Ausbildung grenzwertig.

    Grundsätzlich würde ich das Zeugnis insgesamt als "3" bewerten, und der Formulierung "lernten ihn kennen" nicht zuviel Gewicht beimessen.

    Grüße Sven

  6. Ich nehme an, es war ein Aushilfsjob? Ich lese das so:

    "Herr X lernten wir als pflichtbewußten und eifrigen Mitarbeiter kennen"

    ... er bemühte sich, aber über den Erfolg können wir nichts berichten.

    "Herr X besitzt ein breit gefächertes Wissen, arbeitete sorgfältig und genau"

    ... Kenntnisse gehen nicht in die Tiefe, er brauchte viel Zeit für seine Arbeiten.

    "Die ihm übertragenen Aufgaben hat er zu unserer zufriedenheit erfüllt und die Erwartungen entsprochen"

    ... es langte aber für den Job.

    "Sein Verhalten gegenüber der Geschäftsleitung, Kollegen und Kunden war immer einwandfrei"

    ... hat sich eingefügt.

    -> Ist es nicht ungewöhnlich, das es mehr nach Werbeveranstaltung klingt, als nach Arbeitszeugnis.

    "Wir wollten ihm doch was Positives hineinschreiben"

    Linuchs

  7. Was bedeutet "Wir lernten ihn kennen"

    Das ist Wurscht. Aber das ganze Zeugnis ist ein "Old-Style-mäßig-mittelprächtiges" Zeugnis, das Dich nicht wirklich weiter bringt, wenn Du Dich bewirbst.

    So haben wir damals (vor ca. 20-25 Jahren) in der Personalentwicklung unsere Zeugnisse verfasst. Seltsam, dass jemand heute noch so schreibt. Google doch mal "Die ihm übertragenen Aufgaben hat er zu unserer zufriedenheit erfüllt", denn das ist der Kernsatz Deines Zeugnisses.

    Übrigens, ein alter Hut ist, dass Arbeitgeber (zumindest zu der Zeit, als man solche Formulierungen noch verwendete), vor dem AG kaum eine Chance auf die Verweigerung eines 1A-Zeugnisses hatten, wenn der AN klagte. Aber das war ja auch zu einer Zeit, als ein auf den Boden gefallenes, vom Kunden zertretenes Brötchen, das der Mitarbeiter der Bäckerei gegessen hat, nicht zur fristlosen Kündigung reichte.

    Mike