Christopher 2: Tagessätze als Selbstständiger

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Hej Marc,

D.h. du machst das Freiberufliche neben deinem Fulltime-Job? Ja, ein paar Stündchen die Woche, wenn es hoch kommt.

Und ist es leicht für dich Projekte mit solch geringem Umfang zu finden? Wenn, dann hast du dir ja auch eine gute Lage verschafft.

Wird schon. Am Ball bleiben. Oder anstellen lassen. 😉

Haha!

Bist du nun Entwickler oder Berater?

Das geht ja sehr häufig ineinander über. Bei den Freelancer-Projekten bin ich meist ein Glied in der Kette, sprich ein Entwickler innerhalb eines Teams. Manchmal aber auch Lead, manchmal Architekt/Gärtner. Für Projekte über meine Firma trete ich als IT-Consultant auf. Also als Berater im IT-Umfeld inklusive Entwicklung. Wenn es geht, lager ich dann die Entwicklung entsprechend aus. Aber in der Praxis geht das derzeit leider eher selten.

Ich finde sowieso, dass sich diese beiden Bereiche (Berater<>Entwickler) mittlerweile gar nicht mehr so recht trennen lassen - zumindest ist das meine Erfahrung. Der typische Kopfhörer-auf-und-im-Keller-Entwickler ist ja immer seltener gefragt - meiner Meinung nach zurecht. Oft können unüberdachte oder kluge Entscheidungen ein Projekt zum Scheitern bringen respektive zum Erfolg führen. Und die Wirtschaftlichkeit sollte stets einen sehr hohen Anteil der gewählten Softwarelösung darstellen.

Das mit den Businesshanseln war freilich etwas provokant. Und nie zufrieden hat ja auch seine Gründe. Die sehen auf solche Projekte schlicht aus einer ganz anderen Perspektive.

Exakt. Vor allem betrachten Sie das Softwareprodukt aus rein wirtschaftlicher Sicht. Was ja, wie oben erwähnt, absolut korrekt und auch nachvollziehbar ist. Oft übersehen Entwickler - aus subjektiv gutem Grund - dass es im Sinne der Firma nicht so wichtig ist, ob eine API nun vollständig RESTful ist oder nicht. Als Entwickler möchte man sämtliche Eventualitäten abdecken. Übersieht dabei allerdings häufig, dass es vorerst gar nicht nötig ist.

Sofern ein Stakeholder überzeugt ist, fließt sowieso wieder genügend Budget, um ggfs. vorher gemachte Fehler zu korrigieren. Das ist aus Entwickler- (und teils auch wirtschaftlicher-) Sicht manchmal natürlich suboptimal. Aber so funktioniert das nun mal häufig.

  • die wollen zusätzlich auch noch die absolute verkaufsmaschine. Sonst läuft der Laden nicht. Insofern verständlich.

Dies habe ich bisher noch nicht so erfahren. Worüber ich natürlich froh bin.

Ja, wobei das nicht stimmt, wie du selbst sagst. Ich denke der Unterschied liegt in den Hochglanzbroschüren. — da sind wir wieder bei den Businesshanseln.

Ja, ich habe ja bereits erwähnt, dass eine gewisse Summe der Ausgaben meiner Firma auf Marketing anfallen. Und ich habe in der Tat Hochglanzbroschüren. Vielleicht simmt meine obige Aussage doch nicht so recht :-)

Verkaufen ist nicht meine Stärke. Durch das Schreben von inzwischen drei Büchern brauche ich meine Kompetenz jetzt nicht immer wieder neu zu beweisen, die nimmt man mir jetzt ab.

Dies ist eine sehr entspannte Lage. Damit habe ich auch vor einigen Jahren angefangen - ich rede nicht davon Bücher zu schreiben, sondern meine Qualitäten nicht mehr beweisen zu müssen. Interviews, in denen ich meine Coding-Fähigkeiten beweisen muss, lehne ich seit dem (un)dankbar ab.

Das tatsächliche Coden stellt mittlerweile nur noch einen so geringen Anteil des Softwareentwicklungsprozesses dar, dass sich Firmen bei mir alleine dadurch disqualifizieren, wenn sie mir eine Coding-Aufgabe stellen. Was für dich deine Bücher sind, ist für mich mein CV. In all den Jahren haben sich da mittlerweile schon viele global player angehäuft - das bleibt nunmal nicht aus.

Am Anfang hat man diese positive Lage natürlich noch nicht. Was sich oft in sehr geringen Stundensätzen widerspiegelt - wie du ja bereits detailliert erläutert hast.

Dies bezieht sich natürlich nur auf meine Freelance-Tätigkeit. Aus Sicht der GmbH kommen solchen Themen natürlich nicht auf, dort zählen ausschließlich Referenzen.

By the way, magst du deine Bücher verlinken?

Aber ansonsten kann ich mich nicht gut selber bewerben. Wenn ich von meiner Selbständigkeit leben müsste, würde ich mir hierfür unbedingt Hilfe holen.

Das ist eine wertvolle Selbsteinschätzung. Es gibt einfach Profis in jedem Bereich. Ich habe schon an sehr vielen Workshops teilgenommen (auch etwas, was in den Tagessatz kalkuliert werden muss, wie du bereits erwähntest), um Bereiche, in denen ich ein bißchen (lies: eher gar keine) Ahnung hatte, zu erlernen (naja, sagen wir um Ansatzpunkte zu bekommen, mit denen man sich weiter fortbilden kann). Als Beispiele seien Bereiche erwähnt wie BWL, Marketing, Sales, Diskussionsführung, Auftreten etc..

Das was ich für die Hilfe Zahlen müsste, käme dann wieder auf meine stundensätze drauf. Die Kunden bestimmen insofern ihre Preise selbst. Sie wollen teure Leute, die schick beworben werden. Dann müssen sie dafür unnötig viel zahlen. Den Wunsch kann man ihnen ja erfüllen 😉

Jep, it's a crazy (business)world we are living in :)

Hmm - das habe ich noch nicht so ganz verstanden. Das mit den unterschiedlichen Tagessätzen habe ich ja gelesen. Als Inhaber der GmbH bist du aber dennoch alleine oder hast du Angestellte?

Ich habe die Firma mit einem Partner gegründet - wir sind beide 50/50 Gesellschafter. Wir arbeiten mit einem Team von derzeit neun Engineers, Projektleitern, Leads und Assistants zusammen - diese sind aber Externe. Wir hatten (und haben noch teilweise) InHouse-Projekte. Bei Nicht- oder geringer Auslastung bringen wir diese in anderen Projekten unter (über Recruiter). Dank unseres Standortes (Berlin), gibt es Projekte wie Sand am Meer.

Und ja, ich weiß, dass man uns in diesem Zustand manchmal als Mittel-Unter-Whatsoever-Händler bezeichnen kann. Aber das ist eben nicht unser Ziel, sondern einfach der Tatsache geschuldet, dass wir nicht die Anzahl der Projekte bekommen, mit der wir kalkuliert haben. Wo wir wieder beim Thema Marketing wären..

Über Geld sprechen die meisten nicht gerne. Dabei ist das wichtig. Nur wenn man weiß, was die anderen bekommen, kann man ordentlich verhandeln.

Prorsus.

VG Christopher