Und ich kann mir nicht vorstellen, daß friedlicher Protest überhaupt was bewirkt.
Ich komme aus der Nähe des Tagebau Garzweiler und wohne inzwischen in Aachen, in der Nähe des Tagebau Hambach. Ich hatte Mitschüler, deren Dörfer von RWE weggebaggert worden sind, 100 Meter neben meinem ehemaligen Wohnhaus ist eine neue Siedlung entstanden für die Menschen, die zwangsumgesiedelt werden mussten. Noch letzten Donnerstag habe ich in Aachen an einer Demonstration für den Erhalt des Hambacher Forsts teilgenommen. Meine Hoffnung, dass dieses Ziel erreicht werden kann, ist gering. Trotzdem teile ich deinen Pessimismus und deine Verdrossenheit nicht und finde es ehrlich gesagt schändlich von dir, den vielen betroffenen Menschen, die sich hier engagieren, zu unterstellen, dass ihr Protest wirkungslos sei. Selbst wenn die Katastrophe sich nicht vermeiden lässt, so hat dieser Protest jetzt schon deutschlandweit und international Solidarität und eine wertvolle gesellschafts-politische Debatte entfacht. Es ist vermessen und undemokratisch zu behaupten, ein Protest, der nicht sein ultimatives Ziel erreicht, sei wirkungslos. Das perfideste an deiner Aussage ist übrigens, dass du nur den friedlichen Protest in Frage stellst, und damit die Möglichkeit eröffnest, ein gewaltsamer Protest wäre wirkungsvoller. Dabei sind es gerade die paar Dutzend gewaltbereiten Aktivisten, die den Protest der zigtausend friedlichen Demonstranten stören, sie gefährden Menschen, spalten die Aktivisten und beeinflussen die öffentliche Meinung zugunsten von RWE. Wenn sich etwas bewirken lässt, dann nur friedlich. Es ist beschämend für dich, wie schnell du dazu neigst, das staatliche Gewaltmonopol zu opfern. Pfui.