Aloha ;)
Menschen, die für ihre Lebenseinstellung psychologische Gründe haben, müssen deshalb nicht zum Psychiater.
Das will ich auch nicht als grundsätzlich so behauptet haben. In meinen Formulierungen habe ich mich immer bemüht, den Psychiater nur dann anzuführen, wenn Menschen alleine mit ihrer Lebenssituation nicht klar kommen.
Einverstanden!
Es ist eine Sache, wenn man damit hadert, dass die Gesellschaft einen herabwürdigt, und eine andere, wenn man sich in einem Körper mit dem falschen Geschlecht geboren findet.
Inwiefern? Wenn man findet, in einem Körper mit dem falschen Geschlecht geboren zu sein, muss man mit der Tatsache an sich ja kein Problem haben, zum Beispiel, indem man durch entsprechendes Einkleiden und Verhalten seinen Frieden mit der Situation geschlossen hat. Aber auch dann kann damit hadern, dass einem die Gesellschaft durch den Zwang der Geschlechtseintragung Steine in den Weg wirft und kein Verständnis für die eigenen Empfindungen aufbringt. Auch letzteres ist kein Fall für den Psychiater.
Ich nehme im Folgenden einfach mal an, dass wir aus Grund X, den vielleicht nur Horst Seehofer (der von Donald Trump beeindruckt ist) kennt, die Geschlechtseintragung beibehalten müssen und dann sowieso eine Eintragungsmöglichkeit „divers“ im Pass vorsehen müssen. Wenn das in Frage steht, dann bitte ich darum, das am entsprechenden Posting weiterzudiskutieren.
OK, keine Einwände.
[...]
Ich lehne die "dritte Option" deswegen ab, da sie nicht klar verortet werden kann.
Ich unterbreche direkt hier! Ich dachte du hättest keinen Einwand mit meiner Annahme, dass ein drittes Geschlecht aus anderen Gründen bereits ermöglicht worden ist?
Warum stellst du die dritte Option dann jetzt schon wieder in Frage, wenn wir uns grade drauf geeinigt haben, das als Gegeben anzunehmen?
Ich will trotzdem auf deinen Einwand eingehen.
"Zwischen" ist bei den beiden Polen Mann und Frau eben ein Spektrum, welches sich in Teilen mit den Varietäten von Mann und Frau überschneidet. Warum genügt nicht "zwischen"? Wozu braucht es da etwas eigenes?
Den Gedankengang bzw. Unterschied verstehe ich nicht. Wer sagt, dass „divers“ nicht zwischen „Mann“ und „Frau“ liegen kann?
Dazu hat doch niemand eine Aussage getätigt!
Ich versuch mal mit einem Bild zu antworten:
Im Spektrum zwischen Schwarz und Weiß liegt Grau. Grau ist etwas eigenes und hat einen eigenen Namen, der nicht etymologisch mit Schwarz und Weiß verwandt ist, liegt aber trotzdem zwischen den Eckpunkten.
"Grau" hat sogar den Vorteil, dass es ein Überbegriff für alles ist, was in diesem Spektrum liegt, so dass man für das gesamte Spektrum keine Aufzählung von zig möglichen, differenzierten Werten benötigt.
Damit ist es möglich, mit einem sinnvollen Wortschatz von drei Worten "Schwarz", "Weiß" und "Grau" das gesamte Spektrum zu beschreiben, es gibt also zu allen Farben in diesem Spektrum einen Begriff, der ihrer Position im Spektrum nicht widerspricht.
Der Begriff „Divers“ ist übrigens gut gewählt, um eben das widerzuspiegeln! Dieser Eintragungsmöglichkeit ist eben eine gewisse Diversität inhärent, und sie entspricht damit insbesondere nicht den Extrema Mann und Frau, sondern hat verschieden starke Einschläge (ergänze: von beidem, wenn du darauf bestehst das Dreieck auszuschließen, was mich nicht stört).
Erkennungsdienstliche Gründe sind es auch nicht - denn ein Mann kann aussehen wie eine Frau kann aussehen wie eine Person. Ich kann als Mann mit Rock, Stöckelschuhe, Schminke und einem ausgestopften BH herumlaufen und der erkennungsdienstliche Gewinn aus der Geschlechtseintragung ist dahin.
Bin mir nicht sicher, ob man das so stehen lassen sollte... Leibesvisitationen sind bei einer Ermittlung ja durchaus möglich.
Und was soll eine Leibesvisitation bringen, wenn ich einen entsprechenden Bodysuit trage? Abtastungen im Genitalbereich sind auch bei Leibesvisitationen nicht üblich. Und was sollte selbst das bringen, wenn ich mich entsprechend habe operieren lassen? Ich wollte das Argument nur nicht noch weiter treiben, aber es ist natürlich entsprechend erweiterbar.
Gründe der wissenschaftlichen oder statistischen Zuordnung sind es auch nicht - wenn es in einer Studie oder Statistik wichtig ist, ob jemand männlichen oder weiblichen Geschlechts ist, so besteht die Zielgruppe aus den Personen, die sich klar zuordnen lassen. Diejenigen, bei denen das nicht der Fall ist, oder die sich bewusst gegen eine Zuordnung entschieden haben, wären nur ein statistischer Störfaktor, wenn sie sich dort zwangsweise zuordnen müssten.
Ist das so? Wir hatten doch den Einwand, dass sich die Wissenschaft damit beschäftigt, inwiefern Geschlecht und gender doch voneinander abhängen. In diesen Fällen mag eine bewusste Entscheidung irrelevant sein.
Ich habe doch extra eingeschränkt: „wenn es in einer Studie oder Statistik wichtig ist, ob jemand männlichen oder weiblichen Geschlechts ist“. Um das klarzustellen: Nicht „wenn es in einer Studie oder Statistik wichtig ist, welchem gender ich mich zugehörig fühle“. Ich meinte damit: Studien, die explizit weibliche und explizit männliche Probanden benötigen, nehmen durch die Existenz eines dritten Geschlechts als Auswahlmöglichkeit keinen Schaden - und solche, die das dritte Geschlecht in seiner Diversität (!) mit untersuchen möchten, tun es natürlich sowieso nicht.
Damit komme ich wieder mal zu der Frage, was es uns als Gesellschaft kostet, diesen Menschen, die sich dort wohler fühlen, den Zugang zu diesem sowieso vorhandenen dritten Geschlecht zu ermöglichen. Und ich meine immer noch: Nichts. Also warum sollten wir das dann nicht tun?
Ob dieses "Nichts" wirklich stimmt, wird wohl nur die Zukunft zeigen können. Jedenfalls habe ich da so meine Zweifel an diesem "Nichts".
Ich kann dir diese Zweifel nicht nehmen und ich will sie dir auch keinesfalls verbieten, aber sie überzeugen mich nicht, solange du mir nicht mal sagen kannst, in welchem Bereich eine dritte Eintragungsmöglichkeit Einschränkungen zur Folge haben könnte.
Grüße,
RIDER