Hallo Rolf,
sollte es eine dienstliche Aufgabe sein, hat man diese Zeit;
Kommt sehr auf den Dienst an.
das kann natürlich sein. Ich kann das nur aus meiner eigenen Erfahrung beurteilen. Ich war nie primär als Softwareentwickler angestellt (obwohl das mein Schwerpunktthema im Informatik-Studium war). Auch im jetzigen Job gilt stillschweigend: Für Software, die in unseren Produkten an Kunden geht, sind unsere hauptamtlichen Softwareenwickler zuständig. Für Software, die nur zum internen Gebrauch bestimmt ist, bin aber auch ich gut genug, so dass ich ab und zu auch solche Aufgaben bekomme.
Das läuft dann normalerweise so, dass ich mich zunächst mit ein paar Kollegen zusammensetze, die die Software später nutzen sollen, und wir definieren gemeinsam die Anforderungen. Dann versuche ich, den Aufwand in etwa abzuschätzen. Ergebnis ist dann eine Aussage wie etwa: "Drei Wochen bis zur ersten lauffähigen Testversion, mindestens weitere drei Wochen bis zur Reife."
Und dann sagt der Teamchef oder Abteilungsleiter entweder "Is' okay, machma", oder einer schreit, dass das viel zuviel ist, und man versucht, einen Kompromiss zu finden. Der besteht dann oft darin, dass wir bestimmte Anforderungen zurückstellen und auf eine spätere Erweiterung vertagen.
In jedem Fall bin aber ich (also der in diesem Fall amtierende SW-Entwickler) derjenige, der den Aufwand definiert, wobei ich natürlich immer eine gewisse Reserve einplane.
Für's Selbermachen in vertretbarem Umfang gibt aber dennoch gute Gründe. Die Freigabe der Nutzung einer externen Library, vor allem aus dem FLOSS Bereich, ist darüber hinaus für viele Dienstgeber ein aufwändiger Genehmigungsprozess. Zu Recht.
Ja. Nicht nur die Unwägbarkeit, ob das Projekt auch in einem Jahr noch betreut und gepflegt wird, auch die Frage, ob im konkreten eigenen Anwendungsfall vielleicht Nebenwirkungen oder Unfähigkeiten auftreten, ist wichtig.
Es gibt genug verwaiste FLOSS Projekte; wenn man da etwas auswählt, das nach 2 Jahren keinen Betreuer mehr hat, so dass man es dann entweder selbst pflegen oder auf eine andere Lib migrieren muss, hat man ins warme Braune gepackt.
Deswegen ist meine Devise in so einem Fall: Zunächst mal nutzen; mich mittelfristig aber so weit reinfuchsen, dass ich die Software verstehe und im Bedarfsfall auch selbst Bugs beheben oder Features nachrüsten kann.
Libs sind eine Chance, Zeit zu Sparen und Fremdknowhow zu nutzen
Libs sind das Risiko, sich den Launen eines Fremdentwicklers auszusetzen
Eine FLOSS-Lib, die ich im Zweifelsfall nicht selbst weiter pflegen kann, ist ein großes Risiko.
Ganz genau.
May the Schwartz be with you
Martin
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