Gunther: Usability von Seiten-Navigationen

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Auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass wir hier keinen Konsens mehr finden, möchte ich jetzt auch nochmal.

Wir mir scheint, gibt es zumindest 2 Punkte, die "unstrittig" sind. Das sind:

  1. die übliche Navigations-Richtung ist Links - Rechts, also horizontal
  2. eine horizontale zeitliche (chronologische) Abfolge folgt dem Schema links = älter/früher/Vorhergehendes und rechts = neuer/später/Weiteres

Diese Art der Navigation ist im Web auf unzähligen Seiten anzutreffen. Angefangen bei den Ergebnisseiten von Suchmaschinen, über Artikel, die sich über mehrere Seiten verteilen, bis hin zu Ebooks.

Man darf wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die absolute Mehrheit der Internetbenutzer an diese Art der Navigation "gewöhnt" ist.

Nun basiert die Argumentation von Mathias und Dirk aber darauf, dass die Inhalte von Blogs eine vertikale Struktur haben. Das ist für mich schon der erste "Knackpunkt", denn alleine der Umstand, dass verschiedene, voneinander unabhängige Artikel nacheinander (vertikal) präsentiert werden, ist noch lange kein Beleg dafür, dass sich dahinter tatsächlich eine vertikale Struktur verbirgt.

Wenn ich nun eine angenommene vertikale Struktur mittels einer horizontalen Navigation abbilden möchte, warum sollte diese dann von dem oben beschriebenen Schema abweichen?

Denn "intuitiv" ist für mich das, woran ich gewöhnt bin (s.o.). Und ob eine Seite nun ein Blog ist, oder etwas anderes interessiert mich als User herzlich wenig. Mich interessiert ja "nur" der Inhalt. Also bin ich wenig bis gar nicht geneigt, erst die Art der Website herauszufinden, um zu entscheiden, wie denn die Struktur der Navigation aussehen könnte. Sondern ich erwarte vielmehr, dass sie genauso aussieht und funktioniert, wie ich das von Millionen anderer Seiten auch gewohnt bin.

Meiner Meinung nach bedarf es hier einer Vereinheitlichung und ich finde es nur nachteilig, dass hier zwei verschiedene Suppen gekocht werden.
Soweit stimmen wir überein.

Ich finde das bereits beschriebene Modell ganz stimmig.
Das finde ich eben aus besagten Gründen nicht.

Gemäß diesem Modell ist ein Weblog wie ein Buch geordnet: von oben nach unten und von links nach rechts. Der Unterschied ist jedoch, dass die Einträge nach unten und nach rechts hin älter werden.
Und das ist der Punkt, wo es hakt. Somit würde die von dir geforderte, vereinheitlichte Navigation von Weblogs der aller anderen Seiten genau entgegengesetzt funktionieren. Sorry, aber das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum das so sein sollte. Warum soll man partou Ausnahmen schaffen, wenn diese eigentlich nicht notwendig wären?

Und zu dem Punkt der Seitenzahlen: Bisher ging es ja eher um eine zeitliche Abfolge (älter - neuer). Da spielen Seitenzahlen ja gar keine Rolle und kommen in den meisten Blogs ja auch nicht vor. Bei einer Navigation, die auf Seitenzahlen basiert, ist die einzige logische (und somit auch intuitive) Variante für mich die, dass 1 ganz links ist und nach rechts hin die Seitenzahlen zunehmen.

Dirks Vergleich mit dem Ringbuch, wo die neueste Seite (Seite 1) immer zu oberst liegt und "automatisch" alle Seitenzahlen entsprechend geändert werden, hat für mich auch einen entscheidenden Haken. Denn hierbei wird eine unzulässige Verknüpfung von Seitenzahl und Zeit/Datum vorgenommen, die darauf basiert, dass die Seite mit der niedrigsten Seitenzahl (nämlich Seite 1) aber das neuste Datum hat.

Meines Erachtens nach ist aber nur entweder eine Navigation auf Basis von Seitenzahlen, oder auf einer zeitlichen Basis zulässig! Beides zusammen geht nicht. [Außerdem hätte dieses "System", mit sich ständig verändernden Seitenzahlen, auch noch andere Probleme, aber die sind jetzt hier nicht relevant.]

Und von der Logik (Gewohnheit) her, muss sowohl die eine, wie auch die andere Variante dem eingangs beschriebenen Schema folgen:
Zeitliche Abfolge: älter <- -> neuer = logisch (und somit auch "intuitiv")
Seitenzahlen: kleiner <- -> größer = logisch (und somit auch "intuitiv")
Seitenzahlen und zeitliche Abfolge: größer + älter <- -> neuer + kleiner = unlogisch!

Meiner Meinung nach entsteht das "Problem" bei der Navigation von Blogs doch genau aus der "Erwartungshaltung" des Users, die aus seinen "Erfahrungen & Gewohnheiten" entspringt. Denn vereinfacht ausgedrückt sind wir alle letzlich daran gewöhnt in etwa folgendes Schema vorzufinden: zurück <- -> weiter

Wenn man nun versucht dieses Schema bei Blogs mit der zeitlichen Komponente zu verknüpfen, dann kommt man natürlich sehr leicht zu dem Ansatz von Mathias und Dirk, der imho aber jeglicher Logik und Gewohnheit widerspricht!

Wenn man bei Blogs, wie ja allgemein üblich, beim letzten (neuesten) Eintrag startet, dann kann es im ersten Schritt von der Logik her auch nur ein "Zurück" geben! Und das ist für mich untrennbar mit einem "nach links" verbunden. Denn genauso schließt die Logik für mich aus, dass ich erst einen neueren Artikel lesen muss, als Voraussetzung für einen Älteren.

Überhaupt wenn Artikel aufeinander aufbauen, bietet sich ja gerade wieder das System der Seitenzahlen an. Wobei dann der Artikel, den ich vorher lesen "muss" auch immer eine kleinere Seitenzahl haben muss, als der, der danach kommt.

Zusammengefasst heisst das für mich, dass die Voraussetzungen und Annahmen, die von euch gemacht werden, und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen schlicht falsch, unlogisch oder beides sind, weshalb ich nach wie vor komplett anderer Meinung bin. ;-)

Die Zukunft wird ja vielleicht zeigen, welches "Denk-Modell" mehr Anhänger findet und sich durchsetzt.

Also nix für Ungut - aber andere Meinungen sind ja erlaubt, oder?

Gruß Gunther