Die jetzige Situation verdeutlicht einmal mehr das Problem bei der Schaffung einheitlicher Webstandards und deren Umsetzung in den Browsern.
Dabei reicht die Wurzel des Übels doch schon in die Anfänge zurück. Etwas vereinfacht formuliert, hat man damals die beiden großen Browserhersteller, Microsoft und Netscape, vor sich hin basteln lassen. Das hat zu unterschiedlichen Ansätzen für diverse Dinge geführt. Und dann ist man hingegangen, und hat die eine oder die andere Variante nachträglich zum Standard erklärt. Exemplarisch seien hier nur mal Netscapes Layer und Microsofts Box-Model genannt.
Und da war das Dilemma schon da. Denn anstatt sich an den nun festgelegten Standards zu orientieren, hielt Microsoft an seinen proprietären Eigenentwicklungen fest - ja setzte diese munter weiter fort, während sich andere Browserhersteller an den Standards orientierten.
Es dürfte wohl außer Frage stehen, dass Microsoft sich gedacht haben dürfte, dank seiner marktbeherrschenden Stellung, die Standards früher oder später so umbiegen zu können, wie sie es sich wünschten.
Bis heute hat das ja glücklicherweise nicht funktioniert. Hinzukommt, dass Microsoft zwischenzeitlich ja auch in eine Art Lethargie verfallen ist, denn wer heutzutage fünf Jahre braucht, um eine neue Version seines Browsers herauszubringen ...!
Und nun scheint es, als ob Microsoft bemüht ist, verlorenen Boden wieder gut zu machen. Ob aber da nun ein wirkliches Umdenken in Richtung Standard-Konformität stattgefunden hat, mag man zumindest vorerst noch bezweifeln.
Die Forderung nach der neuen Meta-Angabe ist für mich ein Indiz dafür, dass dem nicht so ist. Wie lange sollen wir denn den alten Müll noch mitschleppen? Und mal ganz ehrlich: Webseiten, die in standardkonformen Browsern nicht richtig dargestellt werden, gehören meiner Meinung nach sowieso in den großen Rundordner, aber nicht online gestellt!
Wenn sich Microsoft mit seiner Forderung beim W3C durchsetzt, dann sehe ich schwarz für die Zukunft der Webstandards. Überhaupt ist dieses Gremium für mich eine "Fehlbesetzung" zur Festlegung der Webstandards, denn solange es sich u.a. aus Vertretern kommerzieller Unternehmen zusammensetzt, solange werden auch rein kommerzielle Interessen im Vordergrund stehen, und nicht eine rein objektive Betrachtung der Erfordernisse und Wünsche der User.
À propos User - die tragen natürlich durch ihre Benutzung solch proprietärer Browser auch zum Anhalten & Fortbestand der Misere bei!
Ebenso die Webautoren, die sich eher hinsetzen, und Anpassungen "zusammenhacken", damit ihre Webseite auch möglichst noch in dem größten Murx-Browser ordentlich dargestellt werden, anstatt dem "unbedarften" User zu vermitteln, dass er sich eines völlig ungeeigneten Werkzeuges zum Betrachten von Internetseiten bedient.
Aber nochmal zurück zum W3C. Wie bereits erwähnt betrachte ich diese Organisation mit ziemlichem Argwohn. Sicher mag es dort auch Leute geben, die in erster Linie die effiziente Weiterentwicklung der bestehenden Web-Standards im Auge haben. Aber leider werden diese all zu oft in "Grabenkämpfe" verwickelt, mundtot gemacht, oder sonstwie ausgebremst. Das Ergebnis ist, dass die gesamte Entwicklung äußerst schleppend vorangeht und teilweise in die falsche Richtung. Bis man sich dort über die eine oder andere Technik mal Gedanken macht, interessiert diese in der Praxis schon keinen mehr.
Hinzukommt in meinen Augen noch ein weiteres Problem. Man hat es in den letzten 10 Jahren geschafft, mit immerhin "nur" drei verschiedenen Versionen der CSS-Spezifikation, diese so "aufzublähen" und zu "verklompizieren", dass es aktuell keinen Browser gibt, der sie komplett und fehlerfrei umsetzt! Und die weitere Entwicklung lässt auch wenig Hoffnung auf Besserung in der Hinsicht aufkommen - im Gegenteil.
Was nutzt es denn in der Praxis, wenn es wieder mehr nur selektiv unterstütze Features in den einzelnen Browsern gibt? Praxistauglich ist nur die Schnittmenge der unterstützen Features in den gängigen Browsern.
Ich plädiere also dafür, dass nicht nur Microsoft endlich mal einen radikalen Schnitt macht, sondern dass dies auch in anderen Bereichen gemacht wird.
Und wenn sich Microsoft mit seiner aktuellen Forderung durchsetzt, dann haben sie ein weiteres Mal kräftig auf das Bremspedal für die Entwicklung hin zu einem einheitlichen und standardkonformen Web getreten.