Ein Wörtchen mitreden!
Matthias Scharwies
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Webdesigner wollen Mitglied im W3C werden
Der Webdesigner Peter-Paul Koch (quirksmode) schrieb gestern in Alistapart, dass die niederländische Webdesigner-Vereinigung Fronteers Mitglied im W3C werden möchte, um den Webdesignern als Praktikern und „Arbeitnehmern“ neben den wortgewaltigen Browserherstellern eine Stimme zu geben.
Schon bald nach der Erfindung des World Wide Webs durch Tim Berners-Lee gründete dieser eine Arbeitsgruppe die gemeinsame Standards für die neuen Technologien URI, HTTP und HTML finden sollte. Das World Wide Web Consortium erstellte dann recommendations (engl. für Empfehlungen), da es keine offizielle Agentur ist. Gerade während der Browserkriege zeigte sich, dass es nicht nur für die Benutzer, sondern vor allem auch für Webdesigner besser sei, wenn sich die Browserhersteller an Standards hielten. Mittlerweile genießen wir im Bereich HTML, CSS und JavaScript himmlische Arbeitsbedingungen, da die meisten Features in fast allen Browsern laufen. Wenn manche CSS-Eigenschaften noch nicht implementiert sind, fällt dies unter progressive enhancement, d.h. die Seiten bleiben auch für Nutzer älterer Browser nutzbar. Der Einsatz des revolutionären Grid Layout ist nur durch die schnelle Implementierung in allen Browsern möglich geworden.
Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack. Wenn die wenigen Browserhersteller nicht wollen, dann wollen sie nicht: Im Blog-Artikel SVG -Was lange währt ... schrieb ich, wie die Multis durch Nichtanwesenheit auf den Sitzungen des W3C die Verabschiedung von SVG 2 torpedierten. Das Internet, wo ursprünglich "Everyone's a publisher" galt und Informationen frei ausgetauscht werden sollten, läuft Gefahr, durch das geplante DRM zum Bezahlmedium wie Satellitenfernsehen zu werden.
Bisher ist es möglich, als eingeladener Gast (invited guest) an Emfehlungen mitzuabreiten. Rachel Andrew konnte so wertvollen Input zum Grid Layout geben. Dies wollen die Niederländer als festes Mitglied, die vier Repräsentanten entsenden dürfen, weiterhin in koninuierlicher Arbeit tun. Es ist ja nicht so, dass das W3C keinen Input von Webdesignern wünscht, im Gegenteil. Allerdings ist es für Freiberufler und Angestellte nur schwer möglich; den notwendigen Aufwand für Konferenzen auf anderen Kontinenten zu bewältigen. Fronteers wollen als Mitglied ihren Repräsentanten Reisekosten und Aufwandsentschädigungen vergüten.
In den Kommentaren zu Peter-Paul Kochs Artikel fand sich schon die Meinung, dass dies prinzipiell eine gute Sache sei, aber, wenn überhaupt, von einem internationalen Gremium verfolgt werden sollte. Hier ist es nun einfach so, dass Fronteers den Mut und die Mittel für eine Startfinanzierung haben. Dies hindert ja niemanden, in seinem Verband ebenfalls für einen Beitritt zu werben.
Wenn Fronteers auf ihrem Jahrestreffen den Beitritt beschließen, benötigen sie neben der Jahresgebühr auch Finanzen für die Aufwandsentschädigungen. Ich persönlich stehe der Beteiligung von Webdesignern am Standardisierungsprozess von HTML und der Weiterenwicklung freier Standards positiv gegenüber und würde sie auch finanziell unterstützen.