Hallo, Ilja,
du bemühst selbst alle denkbaren Klischees, welche schon dutzendfach besprochen wurden, wie auch in diesem Thread mehrfach gesagt wurde. Dir wäre es nicht vorzuwerfen, wenn du dir des Themenkomplexes nicht bewusst wärest und du nicht absichtlich anklagend kritisieren würdest. Du stellst zurecht fest, dass jeder Teilnehmer mit diesem Fall rechnen und angemessen handeln muss, aber stellst Forderungen nur einseitig. Dass jeder, der glaubt, eine einzigartige Frage oder einen originellen Kritikpunkt zu haben, ihn zuerst mit dem kollektiven Gedächtnis namens Archiv abgleicht und eventuell eine Synthese ableitet, forderst du nicht - dabei passt es im speziellen auf dein Posting. Auf das, was übrig bleibt, kann bzw. muss man individuell eingehen, aber wenn du für alle anderen Fälle forderst, das Posting zu ignorieren (darauf läuft »die Klappe halten« hinaus), willst du dich schlichtweg nicht in die verschiedenen Standpunkte und Sichtweisen versetzen und verlierst auch den Gesamtzusammenhang außer Augen.
einige personen verwechseln selbständigkeit damit, dass sie einem vorschreiben wollen, wie man seine fragen zu formulieren und wie die vorgehensweise auszusehen hat, bevor sie beantwortet werden. (...) jeder wird seine gründe für die art seiner fragen haben. das nennt sich für mich individualität, fragen so stellen zu könnnen, wie man glaubt es am besten für einen selbst und nicht für andere ist.
Verzeihe, aber du argumentierst m.M.n. am Kern vorbei. Wenn ein Mensch mit einem Problem in dieses Forum kommt und andere um Hilfe bittet, dieses für bzw. mit ihm zu lösen, dann hat es nichts mit Individualität auf der einen und Unterdrückung und respektlosen, gleichmacherischen Behandlung auf der anderen Seite zu tun, wenn der Fragende gebeten wird, das Problem über methodisch bewährte Schemata selbst zu analysieren (und sei es auch nur, die Beobachtungen möglichst präzise zu beschreiben, was im Hinblick auf deine Kritik nahezu unbedenklich ist).
»Wir möchten bitte, dass auch Neulinge ihr Problem so klar wie möglich formulieren. Das ist keine Schikane, sondern lediglich die Bitte, uns zu helfen, dir zu helfen.« (Stonie)
<gebetsmuehle/>
Insofern ist das Ziel der Postings, welche eine bestimmte Herangehensweise vorschlagen, überhaupt eine Kommunikationsbasis zu finden. Wie schwer das in den unterschiedlichen Fällen sein kann, kenne ich vor allem aus dem Selfhtml-Chat, in welchem viele unvermittelt um Rat suchen. Ein Gespräch gleicht weniger einer zielgerichteten Erörterung als einem Versuch, irgendwie zu vorauszuahnen, was der Kernwunsch und das Kernproblem des Fragenden ist - und das ist mühsames Stochern im Nebel, oft unmöglich und sehr enttäuschend, für beide Seiten, obwohl die Absichten aufrichtig sind. Bei diesem langsamen Vorantasten ist das größte Hindernis, wie du auch erkannt hast, einerseits die unterschiedliche Erfahrung und Vorkenntnis und andererseits die fundamental andere Begrifflichkeit. Jeder bringt seine eigene Denkstruktur, Interpretation und Versprachlichung in das Gespräch ein. Das magst du als hochindividuell bezeichnen, was es auch im Grunde zutrifft, es führt aber in der Regel dazu, dass man aneinander vorbeiredet. Es liegt in der Natur der Sprache, dass sie vereinheitlicht, um eine Übereinstimmungen zu finden und Verständigung zu ermöglichen. Wohingegen ich nicht glaube, dass du eine sprachkritischen Diskussion anstoßen wolltest, aber vor allem bei der genannten Echtzeitkommunikation treten die Differenzen offen zu Tage, weshalb ich hier einen Hinweis darauf angemessen halte.
Ich denke nicht, dass du mit Recht behaupten kannst, dass »die Self-Experten« (wahrscheinlich ein Rundumschlag, wie man es gewohnt ist) nicht auf das individuelle Verständnis eingehen beziehungsweise unsensibel reagieren (ohne dass es von ihnen verlangt werden könnte!) - dann würde hier nämlich kein Thread Erfolg haben, wenn sogar das Nachhaken letztendlich die gegenseitige Annäherung nicht fördert.
(...) jeder hat seine bestimmte art, an probleme ranzugehen und da hilft auch kein einheitsbrei und gleichmacherei.
Klingt toll, wie du es so uneingeschränkt allgemeingültig, abstrakt und theoretisch postulierst. Hat somit leider wenig Substanz.
das hatten wir in der DDR und ich glaube nicht, dass man das immer wieder wiederholen muss.
Hach, wie ich passende Vergleiche liebe. .oO(»E-Faschisten«)
fazit: fragen sind natürlich aus sicht des fragenden gestellt und nicht dazu da, ein bestimmtes format der self experten zu entsprechen.
Wie stellst du dir Verständigung ohne Entgegenkommen vor? »Die Leute, die sich hier treffen und hauptsächlich Fragen beantworten, haben nicht das Anliegen, anderer Leute Probleme zu lösen, sondern diesen anderen Leuten dabei zu helfen, dass sie lernen, wie man lernt.« (Prophet Stonie)
Im Übrigen, wenn du denkst, dass jemand einen Fragesteller unpassend behandelt, kontaktiere sie/ihn, denn die von dir geäußerten Pauschalverurteilungen haben wenig Sinn. Wenn dir das zu lästig ist und du nicht darauf erpicht bist, dich eventuell mit Betonköpfen anzulegen, dann gibt es nur die Möglichkeit, dass du eine verständlichere und rücksichtsvollere Antwort schreibst, welche sich stärker am Fragenden orientiert. Diese Methode wählen viele mit Erfolg. Wenn der Fragende mehrere Antworten bekommt, welche möglicherweise sogar dasselbe aussagen, aber verschiedene Herangehenweisen vorstellen, ist es nur von Vorteil, auch wenn die Frage trivial scheint und manche gar an »Selbstverständlichkeit« denken.
Wenn mir eine Haltung unverständlich ist, dann die Inkonsequenz, mit welcher viele einerseits theoretisch lamentieren, aber andererseits selbst keine Initiative ergreifen. Und selbst wenn man zur Erkenntnis kommt, dass dieses Forum einen dermaßen schädlichen Einfluss hat, dass es besser zum Kollaps gebracht werden sollte - ich bitte darum. Diesen Standpunkt kann ich genau dann nachvollziehen, wenn derjenige auch sein Bestmöglichstes dazu beiträgt, seine Vorstellungen in die Tat umzusetzen und Veränderungen anzustoßen. Und, mit Verlaub, das Gefühl habe ich bei dir leider nicht, und ich begreife bis heute nicht, in wieweit eine theoretische Diskussion einer direkten Intervention vorzuziehen ist. Das Leben, auf welches du abzielst, findet nicht in den abgehobenen Metadiskussionen der Zu-diesem-Forum-Threads statt.
Ich hoffe, du bist zu einer Diskussion bereit.
Grüße,
Mathias