Hallo Wobagger,
off-topic - ich weis - aber dies hier ist halt eine gut frequentierte plattform rund ums web, und dieses thema brennt mir irgendwo auf den nägeln...
..da schließe ich mich Cheatah an, wo, wenn nicht hier...
Programmierung: Gut, das ist mein eigentliches feld, aber wie kann es sein, daß man es hier nicht begreifen kann, daß ich nicht im alleingang ein komplettes CMS mit shopanbindung und anbindung an die warenwirtschaft eines unternehmens programmieren kann, und das für sämtliche länderwebsites des unternehmens?
Also meine Situation ist ein wenig anderes, weil ich selbstständig/als Freelancer arbeite, aber das Symptom ist mir durchaus bekannt. Nach einigen weniger erfreulichen Erfahrungen in dieser Hinsicht habe ich mir einfach angewohnt, weniger die technischen Details zu schildern, sondern einfach einen Kostenvoranschlag zu machen, das wirkt meistens (entweder sinnlos überdimensionierte Projekte werden gecancelt, oder man wird entsprechend vergütet, und hat auch die Zeit, das Ganze in Ruhe zu entwickeln)
Wie kann es sein, daß man davon ausgeht, man müsse jede technologie auf gleichem niveau beherrschen, die verfügbar ist, nur um _jeden_ x-beliebigen kundenwunsch erfüllen zu müssen? Ok, scheuklappen sind nicht gut, aber muß man deshalb gleich jede nische abdecken?! Wie kann man auf diese weise _eine_ technologie _richtig_ gut beherrschen, wenn man seine kräfte auf so viele dinge aufteilen muß?
Die Mischung aus Design/Programmierung, die Du schilderst, ist wohl wirklich nur bei sehr kleinen Agenturen üblich, normalerweise liegt das Design ja bei den Grafikern. Das bei jedem Auftrag eine andere Technologie eingesetzt wird (PHP, ASP, JSP, Perl, usw.), pusht mich auch nicht unbedingt, aber ich denke, da kommt man nicht drumrum, und wenn man sich mal in ein paar Programmiersprachen eingearbeitet hat, macht eine mehr oder weniger auch keinen großen Aufwand mehr.
Content pflege vs. neue projekte: Eine einfache rechenaufgabe - Ein einzelner mitarbeiter ist dafür da, sämtliche bestehenden sites zu betreuen und ständig neue aufträge abzuwickeln, die dann nach fertigstellung natürlich auch betreut werden müssen und sich damit
zur tagesarbeit hinzu addieren. Ab wann kann dieser mitarbeiter, selbst bei einsatz unzähliger überstunden, sein "soll" einfach nicht mehr erfüllen? Warum stellt sich diese frage der unternehmer nicht?
Also das hört sich ehrlich gesagt einfach danach an, daß Dich Dein Arbeitgeber einfach mit zuviel Arbeitsvolumen überschüttet. Auch das ist wohl (nicht nur in der IT/Werbebranche) üblich, aber da hilft nur aktiver Widerstand - wieso sollte sich der Unternehmer Gedanken machen, solange Du Dein Soll erfüllst, ob Du am Wochenende drinsitzt, kann ihm ja egal sein, solange Du mitspielst (und er währenddessen sein Segelschiff über den Starnberger See schippert). Aber, schöne neue Welt sei gelobt, er braucht im Endeffekt Dich, nicht Du ihn (an Arbeitsplätzen in der New Economy herrscht ja Gottseidank kein Mangel). Das solltest Du ihm einfach klarmachen (das muß nicht mal explizit sein, meistens genügt eine unterschwellige Verachtungshaltung, um den Leuten klarzumachen, wie es steht ;-))
Das große scheinargument: Bei jedem einwand zur durchführbarkeit kommt der große lapidare gegeneinwand: "Ich habe das aber bei anderen sites auch schon gesehen, es muß also gehen. Machen Sie sich halt schlau! Ich habe es dem kunden bereits zugesagt und andere können es ja schließlich auch implementieren...". Ja, sicher doch können sie! In form von webteams, wo jeder einzelne mehr erfahrung hat als ich und entsprechend mehr verdient... Aber sag' das und du bist raus! Kann sein, daß ich es bin nach diesem posting, was mir mittlerweile am a... vorbei geht, denn...
Wie gesagt, Arbeit in der New Economy ist in den meisten Fällen sicher nicht das Zuckerschlecken, als das es meistens dargestellt wird, aber meistens kann man es zumindest für ein paar Jahre mit akzeptablen Lebensbedingungen durchhalten. Dein Problem ist wohl hauptsächlich Dein jetziger Arbeitgeber (und sollte der mitlesen: ok, Ihr Angestellter hat sie beleidigt (eigentlich nicht wirklich, er hat einfach seine Situation geschildert, für den Rest sind Sie verantwortlich). Sie können Ihn nun entlassen. Aber dann sind Sie ein PR-Manager (oder was auch immer) ohne Möglichkeiten zur Umsetzung Ihrer Ideen - nich' so doll, oder ;-))
Großes Fazit: Ist dieser job eigentlich noch ein so genialer "traumberuf"?
Nein, war er wohl auch noch nie, außer in den Träumen derer, die es noch nicht versucht haben.
Hätte man nicht vielleicht doch lieber gärtner werden sollen?
Gegeben die meisten Arbeits- bzw. Auftragsgeber: Ja (und das ist ernst gemeint - lieber sonnengebräunt als ausgebrannt!)
Viele Grüße
Stephan