hi,
Es ist eine mittelatlerliche Welt, und diese Atmosphäre kann man
nicht mit neumodischen Worten erschaffen. Das passt einfach nicht.
Und dann: es ist sicherlich ein Irtum zu glauben, die leute im Mittelalter hätten "mittelalterisch" (weiß schon, was Du meinst ,-) ) gesprochen. Die Leute im Mittelalter und auch die in den normalen Fantasy-Welten haben für sich betrachtet absolut modern gesprochen. Zeitgemäß und modern. So, wie man zu der zeit und in den Welten eben sprach. Alltag. Will man also uns in eine mittelalterliche Welt entführen, dann wäre es nur schlüssig, uns die Sprache "normal" vorkommen zu lassen. Also eben "modern"....
aeh ...
wie kommt ihr auf die idee, dass die fantasy-welten des LOTR
_irgendetwas_ mit dem mittelalter zu tun haetten? fantasy ist
reine, mehr oder weniger literarische fiktion, die sich hoechstens
in einigen teilen an verbreiteten populaervorstellungen ueber das
mittelalter bedient.
ich hab mir in den letzten zwei wochen mal den LOTR reingetan (ja,
in der neuuebersetzung) - ich fand's spannend, zum teil witzig,
aber nicht die bohne 'mittelalterlich'. wenn ihr's mit dem
mittelalter zu tun bekommen wollt, wuerd ich ja mal die
einschlaegigen klassiker vorschlagen - z.b. wolfram von eschenbach: 'parzival' oder das 'nibelungenlied'. von beiden liegen
sehr lesbare uebersetzungen ins neuhochdeutsche vor, und gegen
das, was da abgeht, ist fantasy ne ziemlich schale angelegenheit :-)
na ja, und was uebersetzungen angeht: literarisches uebersetzen
bedeutet immer nachdichten. es gibt keine 1:1-uebersetzung, der
uebersetzer ist immer gezwungen, jeden einzelnen, verdammten satz
in seiner sprache nachzuerzaehlen. die empfundene qualitaet einer
uebersetzung (der translation-skill *bg*) ist also in weiten
teilen eine rein subjektive angelegenheit des lesers.
und was die bespiele im original-post betrifft: ich fand den
'chef', mit dem sam frodo anredet, gar nicht schlecht - passt
einfach sehr zu der beschriebenen hobbit-mentalitaet, und ob
tolkien das nun vor vierzig jahren genauso ausgedrueckt haette,
ist egal - die uebersetzung ist eben eine zeitgenoessische, fuer
zeitgenoessisches publikum, das den 'chef' schon richtig
verstehen wird.
letzten endes bleibt aber wirklich nur eines, wenn man keine
uebersetzungen mag: die originale lesen. und da tolkien kein
japaner war, duerfte das ja nicht allzuschwer fallen, oder?
viele gruesse
helge