aus berechtigten gründen anonym: was ist wichtiger: das honorar oder hinterher die referenz?

hallo zusammen,

ich hoffe es stört sich keiner daran, dass ich anonym poste... es geht um ein (vertrauliches) berufliches ding, das mir kopfzebrechen bereitet.

sachverhalt:
ich bekomme vielleicht den auftrag für die entwicklung der deutschen "manning selvage & lee"-seite, eine ziemlich große PR-agentur (www.mslpr.com). mir ist durchaus bewusst, dass ein vorkommen dieser agentur in meiner referenzliste, sehr positvie auswirkungen auf meine zukümftige preispolitik hätte - kurzum: ich könnte mit so einer referenz tierisch rumprollen *g*...

es handelt sich um eine großteils statische seite, mit einer winzigen CMS-PHP-anwendung. das design ist überwiegend von der agenturinternen CI vorgegeben, stellt also keine hochkreativen ansprüche an mich. nebenbemerkung: ich persönlich bin zwar mehr screendesigner als softwareentwickler, aber wer PHP kennt, weiss, dass es simpel ist.

soweit so gut alles...

das dilemma: (schreibt man das so?)
ich würde für die konzeption und realisierung der website einen vierstelligen eurobetrag (den ich hier bewusst nicht nenne) kassieren. momentan liegen bei MS&L-deutschland zwei vergleichsangebote vor, es entsteht also eine konkurrenz zwischen uns.
ich frage mich ob es sinn macht mit dem preis runter zu gehen, wenn man dafür den zuschlag für diesen auftrag bekäme (siehe aspekt "referenzen")...?
klar, ich bekomme den auftrag, habe aber eine tolle referenz... und (auch wichtig!) werde vermutlich auch noch weitere order von MS&L erhalten.
hier ist das problem...
wenn ich nun weitere order von MS&L erhalte, kann ich natürlich nicht spontan mit den preisen nach oben springen - ein teufelskreis beginnt... scheisse!! ;)

was soll ich tun???
ich hoffe hier sind ein paar erfahrene füchse aus der branche, die mir einen guten rat geben könnten...
denn wie ich selbst schon festgestellt habe, ist der sprung vom gelegenheits-webdesigner (der nebenbei studiert usw.) zum unternehmer nicht ganz so einfach...

aber was sülze ich euch hier eigentlich voll, ich wollte mich doch kurz halten. ;)))

schönen gruß und
ein dickes danke für alle ernstgemeinten ratschläge,

anonym :o)

  1. Hallo!

    wenn ich nun weitere order von MS&L erhalte, kann ich natürlich nicht spontan mit den preisen nach oben springen - ein teufelskreis beginnt... scheisse!! ;)

    *ts* Wenn du den Kunden beim Namen nennst, kannst du eigentlich gleich deinen Namen dazuschreiben - aber nun gut, das macht jeder wie er will. Ich bin dir jedenfalls nicht böse drum. :o)

    Prinzipiell: Leg deine Preise so fest, dass du (notfalls auch in der Zukunft) damit leben kannst. Es hat keinen Sinn, eine tolle Referenz und vielleicht auch Folgeaufträge zu kriegen, wenn du hinterher für 'n Appel und 'n Ei arbeitest und unter Umständen noch nicht mal deine eigenen Kosten decken kannst. Um der Referenz willen ein bisschen im Preis 'runterzugehen sehe ich durchaus ein - aber nicht so weit, dass du dich selber damit ins Knie schiesst.

    HTH

    File Griese,

    Stonie

  2. Hallo,

    tja, der Knackpunkt sind in der Tat die Folgeaufträge aus dem gleichen Haus. (dabei: sind 4-stellige Beträge so viel? Ich nehme immer solche Beträge und Wunderdinge liefere ich eher nicht ab ;-) )

    Aber zurück: ab und an drücke ich meine Preise auch (unter vierstelligen Euro, Richtung gerade vierstellig DM bis hin für Naturalien) weil ich eine Seite unbedingt machen will. (aus den unterschiedlichsten Gründen) DAS ist ja auch nicht das Problem.

    Du solltest wahrscheinlich schon Dich von Deiner "handlichsten" Seite zeigen, also auch, daß Du gewillt bist, gut und günstig(!) zu arbeiten. Aber nicht zu günstig, denn abgesehen von Deiner Zukunft bei diesem Haus macht man sich auch (blöderweise) unglaubwürdig mit zu niedrigen Preisen.... Du must ja auch zeigen, daß Du weißt, was Deine Arbeit wert ist....

    Das alles ist jetzt natürlich kein Rat, den kann Dir eigendlich keiner geben, aber "mitdenkanschupser" vielleicht....

    Chräcker

    http://www.Stempelgeheimnis.de

  3. Moin!

    Ich war noch nicht freiberuflich tätig, hab aber in den letzten zwei Jahren eher die Tiefen als die Höhen des Angestellten-Daseins ausgelotet (zwei Insolvenzen bislang, Nummer drei steht bevor), deshalb kann ich zumindest was das Geld angeht, sagen:

    Sich unter Wert verkaufen hat keinen Zweck.

    Es muß mit dem Projekt ja nicht alles glattgehen. Kann durchaus sein, daß der Kunde plötzlich eklig wird, einem ständig reinzureden versucht und unannehmbare Ansprüche hat, oder von der Materie offensichtlich keine Ahnung, er versucht aber, alles besser zu wissen. Wenn dann auch noch die Kohle nicht stimmt, dann reicht das für eine gehörige Portion Frust. Wenn der Job gut bezahlt wird, hat man wenigstens die Gewißheit, den Kunden auf diese Weise ordentlich zu schädigen. ;)

    Anders siehts aus, wenn du den Kunden und das Klima gut kennst und abschätzen kannst, und gerade deshalb den Job machen willst. Ein gutes Arbeitsklima ist nicht zu verachten!

    - Sven Rautenberg

    1. Hi

      Bedenke eins: Falls du den Auftrag kriegst, schliesse einen Vertrag ab, in dem steht, was du "zu machen hast". Das heisst, nebenbei sollte auch stehen, dass jede Änderung, zusätzlich, oder nach Absprache (etc...), verrechnet wird! So hast du eine gewisse Sicherheit und man kann dich nicht einfach des Besseren belehren. Du bist der Profi, nicht der Auftraggeber. Du machst genau das, was sie wünschen, nicht mehr und nicht weniger. Nachträgliche Änderungen sind äusserst mühsam und kosten Zeit - und Geld. > Änderungen sollen zusätzlich verrechnet werden!

      freundlich Grüsst
      Konrad Mazanowski

  4. das dilemma: (schreibt man das so?)

    Hallo,
    ich war 25 jahre im Geschäft und habe nie erlebt, dass jemand seine niedrigen Preise anschließend nach oben korrigieren konnte, beim gleichen Kunden, wohlgemerkt.

    Das heißt: Wenn Du auf die Folgeaufträge dieses Kunden angewiesen bist, dann überlege Dir Deinen Preislevel gut! Wenn das nicht der Fall ist, dann kannst Du nachgeben. Im ürigen vergiss' nicht: In der gleichen Zeit habe ich eigentlich nie erlebt, dass ein Projekt mit dem angesetzten Aufwand realisiert wurde.

    Gruß
    Frank

  5. Hallo,

    Zum Preis:
    Ich halte von dem feilschen wirklich nichts. Ich habe einen für mich brauchbaren kalkulierten Stundensatz, und über den bestimme ich dann, mit einer Aufwandsabschätzung, meinen Preis.
    Sollte der potenzielle Kunde damit einverstanden sein, dann mache ich es, wenn nicht, ist es für mich auch in Ordnung. Und das unabhängig davon, ob es Mitbewerb gibt oder nicht.
    Ich sollte vierlleicht noch anmerken, daß ich meist mit Kunden zu tun habe, zu denen ich irgendwelche persönliche Kontakte habe, oder die durch Dritte von meiner Arbeit erfahren haben, was das ganze wirklich wesentlich vereinfacht.

    Aber unabhängig davon, ob wir uns bekannt sind, oder nicht, bin ich nicht der Typ, der sich preismäßig auf Verhandlungen einläßt. Ich weiß zwar auch, daß es in jedem Unternehmen irgend jemanden gibt, der bei Lieferanten Preise aushandelt, aber was solls, ich liebe nicht diese Bazar-Mentalität.
    Und wenn der Mitbewerb es günstiger machen kann, dann ist es, hoffentlich, ein Geschäft für ihn, wenn er den Zuschlag erhält.
    Ich finde, ein fairer Preis von anfang an, ist das beste, was man einem Kunden bieten kann.

    Nun zur Referenz:
    Wenn Du einen Preis anbietest, mit dem Du leben kannst, so denke ich, daß Du auch wesentlich positiver gestimmt an die Sache herangehst, als wenn Du von Anfang an weißt, daß sich das nie im Leben auch nur halbwegs ausgehen kann.
    Mit diesem 'Komfort' kannst Du auch _die_ Qualität liefern, die notwendig ist, um auf Dauer erfolgreich zu sein.
    Und erfolgreich abgeschlossene Projekte bringen immer wieder neue Kunden, da es sich herumredet, was, und vor allem wie gut, Du es gemacht hast.
    Die großen NAmen kommen dann von selbst;-)

    Aber anscheinend hast Du das in der Vergangenheit auch so gehalten, sonst hättest Du jetzt nicht das 'Problem' mit einem 'Großen' zu verhandeln.

    Ach ja, mir ist es auch schon bisweilen passiert, daß ich in der ersten Runde einen Auftrag nicht bekommen habe, und dann, einige Zeit später, doch noch, weil der, der den Zuschlag erhielt, versagte, und der Kunde dann nochmals in die Tasche greifen mußte.

    Ich hoffe, einigermaßen geholfen zu haben,
      Klaus

  6. Ciao

    Ich möchte doch auch noch anmerken, dass es für die Branche höchst ruinös ist, wenn Anbieter immer wieder für Dumping-Preise offerieren. Wie es aussieht, bist Du nicht sehr auf das Einkommen aus diesem Auftrag angewiesen. Viele Leute müssen aber aus dem Geld für Internet-Auftritte ihre Firmenkosten decken. Für diese ist es dann nicht sehr angenehm, wenn ständig Offerten für einen Bruchteil des Branchenüblichen Preises die Kunden verwirren.

    Wenn Du es nicht lassen kannst, bitte. Aber irgendwann (Zeigefinger) wirst Du vielleicht auch in der Situation sein, einem Kunden erklären zu müssen, dass Dein Preis eben 5 mal so hoch ist, weil Du daraus Deine Grafiker, Deine Büromiete, die scheiss Telefonrechnung und das Benzin für die fette Karre berappen musst. Dann denkst Du (immer noch Zeigefinger) wieder an meine Worte.

    Gruss und viel Glück
    Didosa

    1. Ciao

      Für diese ist es dann nicht sehr angenehm, wenn ständig Offerten für einen Bruchteil des Branchenüblichen Preises die Kunden verwirren.

      Stimmt genau, und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Kunden mit solchen Billig-Angeboten wirklich zufrieden sind.

      Angebote wie "Für 75 EUR machen wir Ihre Webseite (jede weitere Seite für 35 EUR)" - wie soll sowas gehen? Klar könnte ich für 75 EUR eine Webseite machen. Allerdings würde ich dann nach 1,5 Stunden Arbeit wieder aufhören müssen, und in dieser Zeit kann man einfach nichts individuelles herstellen, sondern nur sein Massentemplate ausfüllen und drei Grafiken scannen.

      - Sven Rautenberg

    2. Hallo,

      ich begebe mich jetzt etwas auf dünnen Eis, weil es (auch) um persönliche Existenzen geht. Deswegen folgendes bitte "vorsichtig" aufnehmen ;-)

      Es gibt die Möglichkeit, daß die Arbeit auch deswegen soviel kostet, weil die abgelieferte Qualität um einiges besser ist. Sowas muß man dann vekaufen (können) - sicherlich leichter gesagt als getan, aber das kann nicht das Problem der kleinen Hobby-Einmann-krauter sein

      Oder, es gibt zuviele, die für weitaus weniger Geld die gleiche Qualität anbieten, weil sie zBsp auf das Geld nicht so angewiesen sind. Dann ist das vielleicht einfach nur eine schlechte Branche, um sich sebstständig zu machen? (das war jetzt der fiese Satz....) Das ist persönlich sicher nicht lustig, aber es geht in vielen Branchen so. Es kann nicht mein Problem sein (jetzt sehr überspitzt formuliert), welche Kosten andere firmen haben....

      Chräcker (der auch zu den kleinen, nicht aufs Geld angewiesene Krautern gehört. Aber ich bin auf die Arbeit angewiesen und werde ab und an auch "über den Preis" gebucht..... aber keine Angst, meistens eher wegen meinem Stil ;-) )