Michael Schröpl: Anzahl der Web-Angebote nimmt ab

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Hallo Gregor,

Ich versuche einmal zusammenzuschreiben, was nötig ist, um ein "gutes" Webangebot zu verfassen und auf Dauer im Netz zu halten.

Was verstehst Du darunter? Ich verwende mal Chräckers http://www.stempelgeheimnis.de/ als Referenz, um Deine Aussagen zu prüfen.

  1. Man braucht einen Server.

Nicht unbedingt. Ein paar gute Seiten und vor allem eine gute Idee sind m. E. viel wichtiger.

Ich selbst habe auch keinen eigenen Server (auch wenn ich das angesichts der stark gefallenen Preise irgendwann mal überlegen werde), Virtual Hosting reicht mir bisher noch aus.
Wenn man mehr als Virtual Hosting braucht, muß man die Webserver-Konfiguration schon sehr weit ausreizen wollen oder hohe Ansprüche an CPU-Leistung haben (beides ist beim Self-Portal m. E. der Fall, weshalb sich hier der eigene Server lohnt). Ich darf in meiner Domain eigene CGI-Skripte verwenden, habe SSH-Zugang und darf cron-Jobs starten - alles ohne eigenen Server, für kaum mehr als 10 DM/Monat.

  1. Man braucht einen Programmierer, der HTML, Javascript, Perl, PHP, und MySql (SQL) beherrscht und sich zudem möglichst auch unter UNIX gut zurechtfindet.

Auch das hängt sehr davon ab, was Du unter einem 'guten' Angebot verstehst. Wenn Du damit 'interaktiv' implizierst, dann brauchst Du in der Tat irgendwelche serverseitige Intelligenz. Aber selbst dafür gibt es fertige Software zu installieren, beispielsweise konfigurierbare Foren oder Suchmaschinen.
Die einzige eigene Programmierung, die ich auf meinem WebSpace bisher eingesetzt habe, war ein automatischer SiteMap-Generator, weil ich nichts gefunden habe, was meine speziellen Anforderungen erfüllte. Die Suchmaschine, die ich verwende, ist ein Standardprodukt mit vollautomatischem Installationsverfahren; die Einbettung in meine HTML-Seiten ist in ihrem Benutzerhandbuch ausführlich beschrieben.

  1. Man braucht einen Grafiker, der in der Lage ist, ein ansprechendes Layout zu erstellen.

Mag sein - aber das hängt auch stark von der Zielgruppe ab, wie bereits Stefan meinte.
Ein Angebot, dessen Idee auf der optischen Präsentation basiert, wird von einem Graphiker mehr profitieren als ein Tabellen- und Artikel-Archiv wie meine Domain, wo ich bezüglich Layout 'Mut zur Lücke' beweise. ;-)

  1. Man braucht einen Redakteur, der in der Lage ist, den Inhalt so interessant zu gestalten, daß der potentielle Konsument des Webangebotes, sollte er es denn einmal gefunden haben, diese auch mit Interesse wahrnimmt.

Oder anders formuliert: Man braucht vor allem Content - und außerdem Mechanismen, um diesen Content dann auch web-tauglich zu präsentieren.
Ich würde Teile der Redaktionsarbeit heute so weit wie möglich automatisieren (Content Management System, standardisierte Layouts etc. - das Self-Portal ist in dieser Hinsicht vielleicht etwas mehr 'hand-made', als ich das für sinnvoll halten würde), aber ohne Inhalt, der die Besucher auch wirklich interessiert, ist aller Aufwand nutzlos.

  1. Man braucht einen einigermaßen stattlich gefüllten Geldbeutel, um das Webangebot netzextern werbetechnisch so zu pushen, daß ein möglichst grosser Prozentsatz der potentiellen Konsumenten überhaupt erst einmal davon weiß.

Wenn Du die Besucher in hunderttausenden zählen mußt, um 'erfolgreich' zu sein, dann vielleicht. Wenn Dein Content ein hochspezielles Randgruppen-Thema ist, dann reicht wahrscheinlich schon guter Content und Anmeldung bei Suchmaschinen, weil die potentiellen Besuchern sich dieser Randgruppen-Eigenschaft bewußt sind und selbst die Suchmaschinen bemühen werden.
Fast alles, was ich an Feedback zu meiner Domain bekomme, führe ich letztlich auf Suchmaschinen zurück - relativ wenig auf Mundpropaganda oder Verlinkung in anderen Seiten.

  1. Man braucht für 5. Jemanden, der sich damit auskennt (ich meine nicht die Gelben Seiten ;-)).

Je nachdem. Die Suchfibel (http://www.suchfibel.de/) gelesen zu haben halte ich für nicht so verkehrt. ;-)

Für mich bedeuted ein gutes Webangebot, daß die Seite aktuell ist, inhaltlich interessant, optisch ansprechend, oder zumindest gut gegliedert, und so gestrickt ist, daß meine Onlinezeit nicht durch programmiertechnische Spielereien, oder Unvermögen verschwendet wird.

Das erfüllt meiner Meinung nach das 'Stempelgeheimnis' alles.
(Abgesehen von Punkt 3 sogar meine eigene Seite, wenn man der entsprechenden Zielgruppe angehört. ;-)

Um dies zu erreichen, muss ein ordentliches Contentmanagement zur Verfügung stehen (siehe 2.)

Diese Aussage halte ich für zu absolut. Ab einer bestimmten Menge von Seiten (und einer bestimmten Änderungsfrequenz!) mag das sicher zutreffen. Am Self-Portal kannst Du aber sehen, daß auch große Angebote ohne solche Software-Unterstützung noch lebensfähig sind. Es kommt halt darauf an, ob der Redakteur selbst entsprechende technische Kenntnisse mitbringt oder diese in ein CMS 'outsourcen' muß. Ich zweifele daran, daß Du etwa Stefan Münz auf Sicht weniger Monate davon überzeugen wirst, seine Seiten nicht mehr handzucoden ...

Sollte man es tatsächlich schaffen, alle Punkte von 1. bis 6. zu erfüllen, hat man letztlich noch das Problem, dieses Angebot aufrecht zu erhalten, wofür wieder einmal Geld nötig ist,

... oder Motivation. (Beides ist in gewissem Maße ineinander konvertierbar - Zeit ist Geld.)

Welche Webangebote werden also übrig bleiben ?

Diejenigen, welche für ihre Macher deren subjektives Preis/Leistungs-Verhältnis erfüllen. Meine Domain existiert unabhängig von ihrer Besucherzahl.
Viele Grüße
      Michael