Tach auch,
mal wieder ein zaghafter Versuch, um gegen die Lawine der reinen Code-Diskussionen anzukaempfen:
Na, dann will ich Dir mal helfen und versuchen ein paar Antworten und Gedanken niederzuschreiben ;-)
in einer Heise-Ticker-Meldung (http://www.heise.de/newsticker/data/jk-03.01.02-000/) wird auf eine Studie des Services Netcraft hingewiesen, der zufolge die Anzahl der im Web angebotenen Sites (also "Web-Angebote", "Web-Projekte") im Jahr 2001 erstmals ruecklaeufig war. Zwar war insgesamt noch ein Zuwachs zu verzeichnen, doch wiesen zwei Monate (August und Dezember) erstmals geringere Summen aus als ihre jeweiligen Vormonate.
Hm, also so wie ich das verstanden habe zaehlen die vor allem domains und der groesste Teil des Rueckganges laesst sich dadurch erklaeren dass "geparkte" domains nicht erneuert wurden. Von daher glaube ich dass sich die Zahl der tatsaechlichen Angebote gar nicht mal so sehr veraendert hat. Wie gesagt, meine Interpretation.
Die leicht ruecklaeufigen Zahlen der Angebote - bei gleichzeitig weiterhin steigenden Neu-User-Zahlen - lassen sich vielleicht aber auch als Vorboten einer neuen Entwicklung im Web interpretieren: danach "sterben" vor allem Angebote mittlerer Groessenordnung und Bedeutung. Sie haben einfach Probleme, gegen die jeweils groessten und vermeintlich besten Angebote ihrer Kategorie zu bestehen. Die Grossen werden dagegen immer groesser und ihre Bedeutung waechst immer weiter. Unproblematische Existenzen fuehren daneben jene zahlreichen Angebote, die gar keinen Anspruch auf breitere Oeffentlichkeit erheben - also private Homepages, elektronische Visitenkarten usw. Koennte es also sein, dass das Web in einigen Jahren nur noch aus einigen wenigen Anbietern besteht, die wirklich "publik" sind und im eigentlichen Sinne im Web "publizieren", waehrend daneben nur noch die Goldfisch-Homepage ohne tieferen Anspruch weiterbesteht?
Jein. Sehe ich aehnlich, moechte ich aber noch um eine Komponente erweitern: Es gibt nur eine begrenzte Menge an Inhalten, zumindest an Inhalten die die breite Masse interessieren. Wie oft habe ich schon in irgendwelchen Foren gelesen "Ich habe eine solch tolle Seite und mit richtig Inhalt und keiner besucht sie". Wenn man dann auf die Seite geht stimmt das sogar, nur gibt es diese oder aehnliche Inhalte auf vielen anderen Seiten. Und da konzentriert sich der Verkehr einfach auf die bekannten Seiten, da dort die links hinfuehren und die Leute Gewohnheitstiere sind. Mal angenommen jemand schreibt ein noch besseres Werk als SelfHTML und versucht dazu ein Forum aufzubauen. Ich koennte mir vorstellen dass dies extrem schwierig sein wird. Und genauso geht es vielen anderen Angeboten. Vor allem wenn sie halt in einen der begrenzten Raeume eindringen wollen die viele Leute interessieren.
Ich weiss jetzt nicht was Deine Abgrenzung zwischen grossen Angeboten, mittleren Angeboten und privaten Homepages ohne groesseren Anspruch ist. Meine Seiten sind rein von mir erstellt, ich zaehle sie allerdings nicht rein zur Gattung private Homepage/ elektronische Visitenkarte (Ich und mein Goldfisch/ Pudel/ Perserkatze). Ich habe mich halt auf ein paar Spezialbereiche beschraenkt und mir da meine Nische gebaut. Ich habe einen relativ konstanten Besucherfluss der langsam aber stetig am wachsen ist. Das sind halt Leute die an diesen Bereichen interessiert sind und meine Seiten zaehlen zu den wenigen guten und vor allem gepflegten Seiten aus diesem Bereich (Ich habe schon feedback bekommen dass meine Seiten besser als die offiziellen waeren). Vielleicht muss ich noch hinzufuegen dass praktisch alle Besucher nicht ueber die Homepage sondern ueber die Einstiegsseiten zu meinen Spezialbereichen kommen.
Von daher sehe ich schon eine in gewissem Sinne aehnliche Entwicklung wie Du: Zum einen wird die Bedeutung der grossen Seiten fuer breite und "populaere" Inhalte wachsen, zum anderen werden Nischen- oder Spezialseiten weiter zunehmen. Die Seiten mittlerer Groesse werden in Probleme geraten, kleine Seiten ohne das noetige Engagement werden verschwinden.
Das Problem ist sicherlich ein redaktionelles. Denn Seiten zu "basteln" - also die technische Komponente - ist etwas, das vielen Leuten noch eher zugaenglich ist, als die redaktionelle Komponente - also Seiten mit Inhalten zu fuellen, aktuell zu halten und zu erweitern. Das geht normalerweise nur mit einem ganzen Redaktions-Team, oder in Ausnahmefaellen auch mit voellig im Schreiben aufgehenden Individuen wie etwa bei manchen Webloggern.
Sehe ich aehnlich. Ich bin zwar kein Weblogger (obwohl ich ein unregelmaessig aktualisiertes log auf einer meiner Seiten habe), aber ich schaetze mal fuer eine Seite die ich schreibe gehen 80% der Zeit fuer den Inhalt (Bilderauswahl, Informationsbeschaffung und -verifizierung, Texte formulieren usw) und nur 20% fuer das "technische" (Bildbearbeitung, HTML/CSS usw) drauf. Wenn ich dann noch die Zeit fuer die Beantwortung von Besucheranfragen dazurechne duerfte das Verhaeltnis noch mehr in die Richtung gehen.
Und damit schliesst sich der Kreis zu Deinem Ausgangspunkt: Sehr viele Leute werden sich domain gesichert haben um dort etwas aufzubauen. Haben sich die noetigen technischen Kenntnisse beigebracht und als es dann an die Inhalte ging...
Gruss,
Armin