CG: Anzahl der Web-Angebote nimmt ab

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Wertes Forum,

Es kommt schon ein wenig darauf an, mit welcher Intention der jeweilige Anbieter seine Seiten online stellt. Die reinen Seitenbastler, die HTML und andere Dinge lernen möchten, und sich vor allem auf technischen Schnickschnack und das Design konzentrieren haben schon auch ihre Daseinsberechtigung. Vielleicht wäre es besser, wenn solche Leute nicht immer den fetten Content vorgaukeln würden, sondern ihre Arbeit auch als "Bastelei" darstellen.

Wo liegt hier das Problem? Die reinen Designseiten tauchen unabhängig vom Suchbegriff nie an prominenter Stelle in den Ergebnislisten von Suchmaschinen auf, und in Kataloge werden sie auch nicht aufgenommen. Auf solchen Seiten landet man meist nur, wenn man man den Links in Foren und GB folgt. Und da gilt: Wer sich in Gefahr begibt, kommt vom Regen in den eigenen Herd. IMHO tun die Designbastler niemandem weh und kurbeln die Wirtschaft an, oder, um den vielzitierten Mann auf der Straße ein weiteres Mal zu bemühen: "Wenigstens hängen sie nicht auf der Straße rum und verkaufen Drogen!"

Kann das auch daran liegen, dass zwar viele Seitenanbieter ihre Besucher mit tollen Designs "verblueffen" wollen, ihnen aber ansonsten nicht einfach so irgendwas - naemlich wertvolle Inhalte - "schenken" wollen?

IMHO ist es weniger das wollen als vielmehr das können! Will man heute freie Information anbieten braucht man ein Thema, das noch nicht xundachtzigmal woanders durchleuchtet ist. Oder man muss zumindest eine ganz neue Perspektive dazu anbieten. Bei Dir war es damals relativ einfach: Du hast in Sachen HTML Pionierarbeit geleistet, als das Web noch in den Kinderschuhen steckte. Doch über welche Themen wird im Web heute nicht publiziert?

Sehr richtig. Nur sehe ich auch hier kein Problem: Daß die meisten Themen, für die man sich interessiert, schon xundachzigmal durchleuchtet worden sind, zeigt ja gerade, daß das freie Informationsangebot im Netz schon sehr gut ist.

Bei spezielleren Themen, für die nur ein oder zwei Sites existieren, sehen sich die Webmaster meist nicht als Missionare, sondern als Informationshubs. Sie wollen nicht nur anderen einen freien Zugang zu ihrem Thema anbieten, sondern über ihre Seiten auch an das Wissen von Surfern kommen, die sich ebenfalls gut mit dem Thema auskennen. Schickt man an einen solchen Webmaster ein paar belegbare Infos, die noch nicht auf seiner Heimseite stehen, hat man einen einsamen Menschen glücklich gemacht, der die Infos meist sehr bald auf seine Seite stellt. Das Informationsangebot im Web kann man also auch ohne eigene Heimseite verbessern, vorausgesetzt, man hat nicht nur Mainstream-Interessen.

Wenn es um kommerziell nicht verwertbares Fachwissen oder um Populärwissenschaft geht, lassen sich IMHO immer noch viele Projekte realisieren, wenn man denn Lust dazu hat. Beispiel gefällig? Es gibt in Papierform einen "Verbreitungsatlas Farn- und Blütenpflanzen Bayerns" (Sowas gibts natürlich auch für andere Bundesländer...).  Für jede Blume, die in Bayern vorkommt, wird dort auf einer in kleine Kästchen unterteilten Bayernkarte verzeichnet, wo sie in Bayern vorkommt, dazu gibt es Informationen über Standorte, Blütezeiten etc. Viel informativer als ein Buch wäre eine webbasierte Datenbankabfrage: Zeige mir alle Orchideen, die Trockenmagerrasen bevorzugen, und ihre Verbreitung in Deutschland/Bayern/Unterfranken etc. Für die ganze Systematik mit Arten und Unterarten drängt sich eine relationale DB-Lösung richtig auf.

Bleiben noch die kommerziellen Nicht-Anbieter von Inhalten. Ich hatte kurz vor dem Höhepunkt des Internet-Hypes das Vergnügen, dem Vortrag eines B2C-StartUp-Vorstandsvorsitzenden lauschen zu dürfen. Zeit war schon immer Geld, damals war sie aber noch viel wertvoller als heute, und darum konnte er sein Erfolgsrezept in vier Punkten zusammenfassen:
1. Ein gutes Team ist wichtig für den Erfolg
2. Schnelligkeit ist wichtig für den Erfolg
3. Eine gute URL ist wichtig für den Erfolg
4. Eine gute Geschäftsidee ist nicht wichtig für den Erfolg, die findet sich später auch noch.
Die Zahl dieser Firmen wird weiter abnehmen, aber außer ihren Aktionären wird sie wohl niemand vermissen.

Fazit: Alles ist in schönster Ordnung, die ganze Diskussion ist eigentlich überflüssig, und ich habe mir die Finger völlig umsonst wundgetippt.

Allen Forumsbesuchern wünsche ich eine gute Nacht und erholsamen Schlaf,
CG