Sven Rautenberg: XHTML 1.0 strict und CSS valid - Die Browser spielen nicht mit

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Hi Orlando && all,

Da bin ich voller guter Vorsätze, will mich von Tabellen befreien,

Dazu habe ich mal 'ne prinzipielle Anmerkung, denn dieses "Ich will weg von Tabellen ..." faellt jetzt oefter und ich frage mich, warum.

Rein vom Aussehen her ist es sicherlich egal, ob nun mit Tabellen oder mit DIV/CSS ein Layouit produziert wird. Aber auch ich habe erkannt (und das schon zu dem Zeitpunkt, als ich mein Tabellen-Layout erstellte -> http://www.rtbg.de), daß Tabellen einen kleinen, aber entscheidenden Nachteil haben:

Man muß die Anordnung der Informationen in der HTML-Datei dem Layout anpassen. Da für mich rein idealistisch auch Lynx-Browser nicht uninteressant sind (was angesichts der Haupt-Zielgruppe Blödsinn ist, aber man lernt ja auch selbst), hat das zur Folge, daß dieser Browser immer erst alle Links, und zwar wenig platzschonend in möglichst vielen Zeilen verteilt, anzeigt, und den Inhalt der Seite erst auf dem zweiten Bildschirm.

Was mir schon damals vorschwebte, und was in den ersten Versuchen in bezug auf Lynx auch prima klappt, ist ein vom Layout unabhängiges HTML, welches in der Datei so angeordnet ist, wie CSS-lose Browser es zu sehen kriegen sollen (http://www.rtbg.de/sandkiste/).

Idealzustand wäre doch (jedenfalls ist uns das mit der Einführung von CSS versprochen worden: Layoutwechsel über Nacht, ohne auch nur eine Zeile HTML wieder neu anfassen zu müssen.

Da will ich mal hin (und es ist gut, in seiner eigenen Sandkiste damit mal rumspielen zu können), und das ist mit Tabellen ganz und gar unmöglich!

Viele Anhaenger der DIVs + CSS-Positioning-Fraktion moechten mit diesen Mitteln Tabellen ueberwinden, was ja teilweise auch ganz brauchbar aussieht. Allerdings frage ich mich -- auch oder gerade als jemand, der strukturierte Dokumentenerstellung unterrichtet und CSS seit 1997 praktiziert --, ob denn diese verschachtelten DIV-Konstrukte mit Absaetzen und Inhalten darin wirklich _strukturiertere Dokumente_ sind, als die klassische Layout-Tabelle mit Navigation und Inhalt (zu der ich mich nach wie vor bekenne).

Ich betrachtete unlängst erst die W3C-CSS-Einführungsseiten und stellte für mich fest, daß auch bei HTML das objektorientierte "Programmieren" ins Haus steht.

Künftig wird eine Seite aus Layout-Elementen bestehen, die man per CSS frei anordnen kann. Diese müssen möglichst unabhängig voneinander sein, aber natürlich in einer Hierarchie zueinander stehen. Also als potentieller Baum so:

body
+--Navigation
|  +--1. Navi-Punkt
|  |  +--Link
|  |  +--Bild/Text
|  +--2. Navi-Punkt...
|
+--Content
|  +--Überschrift
|  +--Unterüberschrift
|  +--Absatz...
|
+--andere Designelemente...

Naja, der Content ist im Prinzip wieder das primitive HTML 1.0 mit Überschriften von <H1> bis <H7>, <P>-Absätzen und <UL>/<OL>-Aufzählungen. Jedenfalls nichts großartig anderes. Wenn vom Inhalt notwendig, kommen dort natürlich auch wieder Tabellen zum Einsatz. Per CSS wird alles wohlformatiert ausgeliefert.

Ich habe auch keinerlei Probleme, innerhalb der Navigation die einzelnen Elemente durch verschachtelte <DIV> und <SPAN> in mein Layout zu pressen. Wenn es schlau angefangen wird, dann ist das sogar sehr flexibel per CSS zu formatieren - an dem Punkt bin ich aber noch nicht... :)

Da diese beiden Kategorien (Navigation, Inhalt) zusammen gehoeren, also eine Einheit bilden, kann man das IMHO auch in einer Tabellenstruktur abbilden.

Es ist sicher ueberlegenswert, neue Sites mit neuen Konzepten zu erstellen, aber den Wunsch, nur weg von Tabellen, weil das jetzt der Trend ist, halte ich fuer uebertrieben oder sogar falsch. Man sollte eher an den Inhalten arbeiten und sich weniger daran orientieren, was jemand postuliert hat. Ich sehe beide Konzepte nebeneinander existenzberechtigt, eben weil sich beide im Endeffekt gar nicht so sehr unterscheiden. Eine gute oder schlechte Markup-Struktur kann man/frau sowohl innerhalb von TDs als auch DIVs erzielen.

Es ist die Suche nach dem Richtigen. Vielleicht ist es absurd, den Versuch des universell layoutbaren HTML zu machen, weil man ab einem bestimmten Punkt doch wieder konkretere Formatierungen vornehmen muß?

Vielleicht ist genau das aber die Entwicklung, die in den nächsten Jahren genommen wird, weil sie sich als praktikabel erweist? Und wer die ersten Erfahrungen schon sammelt, ist besser darauf vorbereitet.

Auf jeden Fall ist tabellenloses Design zur Zeit ein Forschungsprojekt.

Seiten wie http://www.w3.org oder http://www.useit.com brauchen sich IMHO auch nicht fuer die (moderate) Nutzung von Tabellen zu schaemen. Tief verschachtelte Tabellenlayouts lehne ich aber aus Gruenden der Strukturierung und Wartbarkeit ebenfalls ab.

Der tatsaechlich strukturierte Ansatz ist fuer mich das Ablegen der Informationen in XML-Dokumenten mit einem je nach Ausgabemedium folgenden XSLT-Prozess. Letzterer muss nicht staendig stattfinden, sondern kann nach Bedarf statische Dokumente erzeugen, die eine gewisse Lebensdauer haben.

XML/XSLT ist für mich noch eine Wissenschaft für sich, deswegen lasse ich davon zunächst die Finger. Abgesehen davon liefert mein Webspace nur HTML-Dateien aus, bietet aber nichts XSLT-mäßiges an. Und "client-side XSLT is considered harmful", wenn ich mich recht erinnere, das sollte man lieber dem Server überlassen.

MfG, Thomas

PS: Zum Argument Zugaenglichkeit/Nutzbarkeit: Braille- oder Voice-Browser duerften mit beiden Konzepten die gleichen Probleme haben oder je nach Browserkonzeption auch nicht.

Du meinst je nach Dokumentkonzeption nicht? :)

- Sven Rautenberg