Griaß eich!
In Österreich hat das Thema bei den vorgezogenen Neuwahlen im Herbst eine gewisse Rolle gespielt, obwohl es bestenfalls ein Randthema war. Die ÖVP fürchtete um ihre bürgerlichen, urbanen Stimmen und stellte verblüfft fest, dass sogar in den ländlichen Gemeinden ein gewisses Potential für die Grünen liegen könnte und beschloss, etwas dagegen zu unternehmen. In jeder einzelnen Diskussion, bei der ein Mitglied der ÖVP einem Mitglied der Oppositionsparteien (die SPÖ wurde verdächtigt, mit den Grünen koalieren zu wollen) gegenübersaß, fiel mindestens einmal reflexartig das Wort »Haschtrafik«. Die Grünen sind für eine maßvolle Legalisierung oder zumindest für eine erweiterte Freigabe für medizinische Zwecke, was die ÖVP strikt ablehnt, im Fall der Jugendorganisation mit den üblichen Argumenten, im Fall der Spitzenpolitiker mit grundsätzlicher, diskussionsloser Ablehnung. Dem konservativen, ländlichen Publikum auf dem Land soll sogar gezielt eingeredet worden sein, eine Regierungsbeteiligung der Grünen würde neben einer Benzinpreiserhöhung auf zwei Euro noch die völlige Drogenfreigabe bedeuten und sei überhaupt ganz schrecklich und unerhört. Das Wort »Haschtrafik« zeigte Wirkung. Regierungsverhandlungen gab es mit den bösen, kiffenden Grünen trotzdem.
Solange so diskutiert wird und gezielt Ängste geschürt werden (und auf der Gegenseite unkritisch jede Meldung über die ausschließlich segensreiche Wirkung von Cannabis auf Körper, Geist und Weltfrieden bejubelt wird), solange immer die selben wissenschaftlichen und pseudowissenschaftlichen Untersuchungen und Statistiken kommentarlos als Argument für oder gegen eine Legalisierung für Kranke bzw. für alle verwendet werden, kann man sich die Diskussion gleich sparen. Es wird ohnehin in den meisten Fällen nur einmal gehörtes unkritisch, vielleicht noch garniert mit ein paar persönlichen Ergänzungen, wiedergegeben.
emu